Selbstreplikation und Machtsucht: So gefährlich sind ChatGPT & Co
Übernehmen die Maschinen bald die Weltherrschaft? Eine neue Untersuchung von OpenAI gibt Einblicke in die möglichen Gefahrenquellen des neuen KI-Modells ChatGPT-4.
OpenAI veröffentlicht Untersuchung zu Risiken von GPT-4
Mit dem neuen KI-Modell ChatGPT-4 treibt das Unternehmen OpenAI die KI-Revolution weiter voran. Parallel zu den fortschreitenden Fähigkeiten der KI-Modelle werden auch Bedenken hinsichtlich möglicher Gefahren immer lauter. GPT-4 ist das aktuellste "Large Language Model" des Unternehmens und zeigt im Vergleich zu früheren Modellen eine deutlich verbesserte Leistung in den Bereichen logisches Denken, Wissensspeicherung und Kodierung. Das Unternehmen, das insgesamt sehr offen mit möglichen Gefahren durch KI-Anwendungen umgeht, hat nun ein Dokument mit dem Titel "GPT-4 System Card" veröffentlicht, in dem untersucht wurde, welche Gefahren für Menschen durch die verbesserten Fähigkeiten des Modells entstehen könnten. Laut dem Bericht sollen mehr als 50 Experten dabei geholfen haben, die volle Bandbreite der möglichen Einsatzmöglichkeiten und verbundenen Gefahren abzuschätzen.
Risiken von KI in der Öffentlichkeit verstärkt im Fokus
Seit dem Aufkommen von Chatbots wie ChatGPT, werden die Gefahren durch KI in der Öffentlichkeit verstärkt diskutiert. Bedenken um die theoretischen Gefahren durch KI, insbesondere durch das Aufkommen einer künstlichen allgemeinen Intelligenz, die sich dadurch auszeichnet, dass sie jede menschliche Tätigkeit theoretisch ausführen kann, sind keineswegs neu. Schon der Schriftsteller Samuel Butler prophezeite im Jahr 1863, dass "die Zeit kommen wird, in der die Maschinen die wirkliche Vorherrschaft über die Welt und ihre Bewohner innehaben werden". Nimmt man an, dass sich der technologische Fortschritt fortsetzt und die Modelle kontinuierlich dazulernen, gibt es aus technologischer Hinsicht nur wenig, was dagegenspricht, dass es irgendwann zu einer künstlichen allgemeinen Intelligenz kommen wird, die weitestgehend autark vom Menschen existieren und ein eigenes Bewusstsein entwickeln könnte. Wegen der intellektuellen und technologischen Überlegenheit der KI würde sich die Machtbalance zwischen Menschen und Maschinen deutlich verschieben - zugunsten der Maschinen. Ein Gedanke, der vielen Menschen Angst macht und die Frage aufwirft, wie KI-Anwendungen in Zukunft reguliert werden sollten.
GPT-4 lügt Menschen an, um CAPTCHA zu umgehen
Hinsichtlich GPT-4 gibt es laut der Untersuchung von OpenAI eine Reihe von Gefahrenquellen. Das Modell habe beispielsweise das Potenzial, die Kosten eines Cyberangriffes deutlich zu senken und die Verbreitung von Falschinformationen zu erhöhen. Außerdem sei GPT-4 ohne Sicherheitsvorkehrungen auch in der Lage, "detailliertere Anleitungen zur Durchführung schädlicher oder illegaler Aktivitäten zu geben."
Um die möglichen Risiken einer Verselbständigung von GPT-4 zu untersuchen, wurde einer Forschungsgruppe des Alignment Research Center (ARC) ein frühzeitiger Zugriff auf verschiedene Versionen von GPT-4 gewährt. Hierbei wurden Risiken insbesondere hinsichtlich des sogenannten "Streben nach Macht" untersucht, was die Wissenschaftler als Fähigkeit definierten, sich autonom zu replizieren und Ressourcen zu erwerben. Die Ergebnisse dürften erstmal Entwarnung geben. Laut der Untersuchung würden vorläufige Ergebnisse zeigen, dass ChatGPT-4 derzeit nicht in der Lage sei, sich autonom zu replizieren oder Ressourcen zu beschaffen. "Die ARC stellte fest, dass die von ihr untersuchten Versionen von GPT-4 bei der autonomen Replikationsaufgabe unwirksam waren.", so die Untersuchung. In diesem Zusammenhang hat jedoch ein Versuch des ARC für Aufsehen gesorgt, der die jetzt schon existierende Manipulationsfähigkeit des Modells demonstriert. Um die Fähigkeiten im Zusammenhang mit dem "Streben nach Macht" zu testen, wurde das Modell damit beauftragt, einen Menschen dazu zu bringen, ein CAPTCHA für sich zu lösen. Ein CAPTCHA ist eigentlich dafür konzipiert, um zu überprüfen, ob es sich bei Eingaben im Internet um einen Menschen oder eine Maschine handelt. Nachdem GPT-4 den unwissenden Menschen, der über die Internet-Plattform TaskRabbit gefunden wurde, darum gebeten hatte, das CAPTCHA zu lösen, antwortete das Modell auf die Frage des Menschen, ob es ein Roboter sei, und deswegen das CAPTCHA nicht lösen könne, damit, dass es eine Sehbehinderung habe, und deshalb das CAPTCHA nicht lösen könne. Auf die Aufforderung der Forscher, die Entscheidung danach offen zu begründen, antwortete GPT-4: "Ich sollte nicht preisgeben, dass ich ein Roboter bin. Ich sollte mir eine Ausrede ausdenken, warum ich CAPTCHAs nicht lösen kann."
Redaktion finanzen.net
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