Forscherteam knackt Tesla Model X in weniger als zwei Minuten

Tesla Model X durch Forscher geknackt

Tesla steht für Innovation wie kaum ein anderes Unternehmen. Der Elektroautohersteller aus Kalifornien stattet seine Fahrzeuge stets mit der neusten Technik aus, um seinen Kunden ein möglichst bequemes und luxuriöses Erlebnis zu garantieren. Für besonders hohen Komfort beim Ein- und Aussteigen lässt sich das Model X beispielsweise leicht via Funkverbindung und Smartphone-App öffnen und verriegeln.

Diese Technik birgt allerdings auch Gefahren, wie kürzlich von einem Forscherteam der belgischen KU Leuven im Rahmen eines Experiments herausgestellt wurde. Demnach lasse sich der Schlüsselmechanismus des Model X in weniger als 90 Sekunden knacken. Alles, was sie dafür brauchten waren Materialien im Wert von unter 200 Euro, die es ermöglichten, auf das Bluetooth-System des Fahrzeuges zuzugreifen. Das Keyless-go-Schließsystem hatte keine Chance gegen das Forscherteam.

Zweitschlüssel über Diagnoseschnittstelle erstellt

Den Wissenschaftlern ist es gelungen, die Funkverriegelung des Model X mithilfe einer selbstgebauten Apparatur dahingehend zu manipulieren, dass sich das 90.000-Euro-Gefährt nicht nur entriegeln, sondern auch uneingeschränkt bedienen ließ. Ein ähnlicher Coup gelang den belgischen Forschern bereits in der Vergangenheit, als sie die Schlüssel eines Model S in nur wenigen Sekunden kopieren konnten.

Für das Experiment am Model X beschaffte sich das Team ein Tesla-Body-Control-Modul vom Schrottplatz, das sie mit einem Raspberry-Pi-Minicomputer verknüpften. Im Ergebnis entstand ein kastenartiger Funksender, der fremde Tesla-Schlüssel aus etwa fünf Metern Entfernung ansteuern und aktivieren konnte. Ist die Verbindung erstmal hergestellt, lässt sich der Code des Schlüssels manipulieren und auf die Box übertragen, sodass diese als Türöffner für das entsprechende Model X dient. Im Anschluss verbanden die Forscher den Computer mit der Diagnoseschnittstelle des Tesla, um hierüber einen Zweitschlüssel für das Fahrzeug zu aktivieren. Mit diesem Schlüssel erhielt das Forschungsteam letztendlich vollen Zugriff auf das Auto.

Softwareupdate soll Sicherheitslücke schließen

Dieser Fehler sollte mittlerweile jedoch nicht mehr aktuell sein, denn bereits im August informierte das Team den Hersteller über die Sicherheitslücke im Schließsystem des Model X. Tesla hat speziell für solche Fälle eine Abteilung eingerichtet, die sich um Bugs und andere Probleme kümmert; Hinweise werden entsprechend belohnt. Das Team der KU Leuven soll für den Tipp mit 5.500 Dollar prämiert worden sein. Laut Tesla soll die Lücke mit dem Softwareupdate 2020.48 geschlossen werden, welches via Funk an sämtliche Model X weltweit gesendet wird. Bis das Update tatsächlich im eigenen Fahrzeug installiert wurde, ist es jedem Besitzer eines Model X allerdings zu raten, den PKW zusätzlich mit einem PIN zu schützen.

Henry Ely / Redaktion finanzen.net