Virtuelle Kaffeepausen - Berliner Startup will Arbeitnehmern beim sozialen Austausch helfen
Im Zuge der Corona-Pandemie waren die meisten Arbeitnehmer in Deutschland gezwungen, große Teile ihrer Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Darunter litten vor allem die sozialen Beziehungen zwischen den Mitarbeitern - mit Hilfe einer Web-App will das Berliner Startup Remi deutsche Arbeiter beim sozialen Austausch im Homeoffice unterstützen.
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Unternehmen wollen auch nach der Krise Homeoffice ermöglichen
Im Kampf gegen Corona haben unzählige Unternehmen ihre Mitarbeiter im vergangenen Jahr ins Homeoffice geschickt. So arbeitete einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zufolge fast jeder Zweite (45 Prozent) Arbeitnehmer in Deutschland Ende 2020 ganz oder zumindest teilweise von zu Hause aus. Seit dem 1. Juli 2021 sind Arbeitgeber in der Bundesrepublik nach der Corona-Arbeitsschutzverordnung zwar nicht mehr gesetzlich verpflichtet ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zum Homeoffice anzubieten, doch auch nach der Krise wollen viele Unternehmen die Remote-Arbeit in ihrer Firma weiter für ihre Mitarbeiter als Option behalten. Denn wie zahlreiche Studien aus dem vergangenen Jahr zeigen, hat die Arbeit von zu Hause viele Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
42 Prozent der Mitarbeiter fällt der soziale Austausch schwer
In dem erst vor kurzem veröffentlichten "The Remote Work Report 2021" von der kalifornischen Software-Firma GitLab wurden weltweit insgesamt 3.900 Homeoffice-Arbeiter zu ihrer aktuellen Arbeitssituation befragt - die Antworten sind ziemlich eindeutig: So gaben 42 Prozent der Arbeitnehmer an, dass sich ihre Produktivität durch die Remote-Arbeit gesteigert habe, 38 Prozent sprachen von einer erhöhten Effizienz beim Arbeiten. Doch bringt die Arbeit in den eigenen vier Wänden nicht nur positive Aspekte mit sich, wie sich zeigt: Fast jeder zweite Beschäftigte (42 Prozent) gibt im Rahmen der Befragung an, Schwierigkeiten zu haben, die zwischenmenschlichen Bindungen zu den anderen Kollegen zu halten, während man alleine von zu Hause aus arbeitet. Das führt dazu, dass sich viele Mitarbeiter ihrem Unternehmen weniger zugehörig fühlen - einen Effekt, den viele Psychologen und Arbeitsexperten mit Sorge betrachten.
Um in Zeiten der Kontaktbeschränkungen trotzdem einen persönlichen Austausch zu ermöglichen, sind einige Unternehmen in Deutschland kreativ geworden: So geben 33 Prozent der Remote-Arbeiter an, über virtuelle Kaffee- oder Tee-Pausen in den Kontakt mit den anderen Mitarbeitern zu treten und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team zu stärken. Weitere 27 Prozent veranstalten nach eigenen Angaben virtuelle "Happy Hours", um herkömmliche Team Building Sessions während der Pandemie bestmöglich zu ersetzen.
Web-App soll Mitarbeitern Anlass für sozialen Austausch liefern
Ein neues Startup aus Berlin will Firmen genau dabei helfen - mit einer eigens gebauten Website sollen Mitarbeiter in ihrem täglichen, virtuellen Austausch mit den anderen Mitarbeitern unterstützt und Anlässe für arbeitsferne Gespräche und Aktivitäten geschaffen werden. Denn vor allem der soziale Austausch falle vielen Mitarbeitern über die große Entfernung hinweg schwer, erklärt Mitgründerin Valerie Krämer gegenüber der "Gründerszene": "Es geht darum, mehr Kontext zu schaffen und Gesprächsanlässe füreinander zu finden", betont Krämer.
Stimmungsskala, Activity Feed und Co.
Dafür stellt die Web-App von Remi einige Möglichkeiten zur Verfügung: Über eine Skala können die Arbeitnehmer eines Unternehmens beispielsweise ihre Tagesform und Stimmung mitteilen - kleine Bilder von anderen Kollegen am unteren Rand der Skala geben außerdem Aufschluss darüber, wie die anderen Mitarbeiter ihre heutige Stimmung beurteilt haben. Außerdem haben Führungskräfte und Angestellte die Möglichkeit, über sogenannte "Rituale", nicht arbeitsbezogene Momente zu schaffen und das Teambuilding dauerhaft und konsequent zu verfolgen. Denn wie Gründerin Krämer erklärt, bräuchten die meisten Remote-Arbeiter in ihren eigenen vier Wänden oft nur einen kleinen Anstoß, um sich auch den sozialen Beziehungen während der Arbeit zu widmen: "Durch Nudging wollen wir die Gewohnheiten der Mitarbeitenden verbessern. Über Slack bekommt der Mitarbeiter den Hinweis, dass jetzt das Ritual stattfindet", erklärt die eifrige Gründerin gegenüber der WELT.
Auch der von Remi zur Verfügung gestellte "Team Activity Feed" bietet Angestellten eine Plattform, um mit anderen Kollegen zu interagieren und persönliche Updates, Meinungen oder Erlebnisse mit den anderen Teammitgliedern zu teilen. Weitere soziale Applikationen wie ein "Wertschätzungscheck", mit dem Angestellte ihren Mitarbeitern für bestimmte Aktionen oder ihren Einsatz danken können, sind ebenfalls Teil der Web-Anwendung. Anstelle eines gemeinsamen Mittagessens schlägt das Berliner Startup Mitarbeitern im Home-Office die Nutzung der "Share your world"- Plattform von Remi vor, auf der sich Mitarbeiter während ihrer Pause über persönliche Interessen austauschen können - so wie man es live eben auch machen würde.
Web-App aktuell noch in der Testphase
Und das Konzept des Berliner Jungunternehmens stößt schon jetzt auf großes Interesse in der Arbeitswelt: So haben sich bereits bekannte Unternehmen wie Tier Mobility und Getyourguide der Betaphase der Software angeschlossen. Wie Gründerszene berichtet, sollen sich abgesehen davon hunderte weitere Digitalunternehmen bereit erklärt haben, die smarte Web-App von Remi zu testen, so das Startup. Eingebettet werden soll die Web-App von Remi in die bekannten Chatportale wie Slack, Google Hangouts oder Microsoft Teams.
Doch wartet auf das Berliner Startup noch einiges an Arbeit, bis die Software wirklich funktionstauglich ist, meint Krämer: "Es ist derzeit eine kuratierte Bibliothek von Aktivitäten, die wir zusammen mit Experten von großen Remote-Firmen und auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie unseren Interviews zusammengestellt haben", erklärt sie. Erst wenn auch die letzten Prozesse automatisiert und die Testphase abgeschlossen seien, wolle man sich auf ein konkretes Geschäftsmodell festlegen, so Krämer. Höchstwahrscheinlich wird es die Web-App nach Angaben der Gründerin allerdings als kostenlose Software für die Unternehmen geben, die man mit Premium-Paketen um allerhand Funktionen erweitern kann. Wann es allerdings so weit sein wird, ist bislang noch unklar.
Pauline Breitner/Redaktion finanzen.net
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