Statt Desinfektionsspray

Geldwäsche und Überweisungsbetrug: Betrüger zocken Amazon mit Zahnbürsten und Billig-Bartschneidern ab

27.08.20 22:35 Uhr

Geldwäsche und Überweisungsbetrug: Betrüger zocken Amazon mit Zahnbürsten und Billig-Bartschneidern ab | finanzen.net

Um mehrere Millionen US-Dollar haben vier Brüder die Shopping-Plattform Amazon innerhalb der letzten zwei Jahre betrogen - Mitte des Monats wurden sie festgenommen. Ob sich die Nutzung der Plattform aufgrund dieses Betrugsfalls ändern wird, ist aber noch unklar.

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Wie das US-Technikmagazin Wired berichtet, sollen Mitte des Monats in den USA vier Brüder im Alter von 24 bis 32 Jahren festgenommen und des Betrugs gegenüber dem Großkonzern Amazon angeklagt worden sein. Es ist von Geldwäsche und Überweisungsbetrug die Rede. Das Justizministerium New York spricht von einem Betrugsbetrag von 19 Millionen US-Dollar.

‘Overshipping’: 7.000 Zahnbürsten

Es gibt zwei Wege, über Amazon Ware abzusetzen. Entweder über die Verkaufsplattform als Verkäufer oder als Händler über die Plattform Vendor Central - in diesem Fall fungiert Amazon als Zwischenhändler. Letzteren Weg nutzten die vier Brüder: Im Amazon-Katalog, auf den auch Verkäufer Zugriff haben, ist jedes Produkt seiner eigenen ‘Amazon Standard Identification Number’, kurz ASIN, zugeordnet.

Nachdem Amazon bei den Brüdern offenbar zunächst zwölf Kanister Desinfektionsspray für je 94,03 US-Dollar bestellt hat, versandten die Betrüger anstelle des Desinfektionssprays Zahnbürsten - mit demselben Stückpreis unter der ASIN des Desinfektionssprays. Um richtig Profit zu machen, haben die Brüder offenbar zusätzlich die als ‘Overshipping’ bekannte Betrugsmasche genutzt und deutlich mehr Waren verschickt, als bestellt waren. Es lief auf 7.000 Zahnbürsten und eine Rechnung über 650.000 US-Dollar an Amazon hinaus.

Diesen Vorgang wiederholten die Brüder mehrfach und mit den verschiedensten Waren - so auch mit billigen Bartschneidern anstelle eines Designer-Parfums.

Betrug durch kleine Anbieter fällt im Großkonzern nicht sofort auf

Amazon, die größte Shopping-Plattform der westlichen Welt, ist als solche laut STERN schlicht zu groß, um alle Geschäfte manuell zu überwachen. Deswegen gibt es dem Magazin zufolge eine automatisierte Betreuung, die Betrug durch kleinere Anbieter - wie es die vier Brüder aus den USA sind - nicht sofort aufdecken.

So sind Betrugsmaschen mit Schrottbüchern im Kindle-Store oder die Überlistung des Retourensystems offenbar keine Seltenheit. Wired berichtet, dass Amazon das konstante Overshipping der Brüder dennoch irgendwann bemerkt und ihre Konten gesperrt habe - was die Betrüger nicht davon abgehalten haben soll, unter einer anderen E-Mail-Adresse und VPN neue Konten zu erstellen. Sie sollen laut Justizministerium versucht haben, Amazon um bis zu 32 Millionen US-Dollar zu betrügen, gelungen ist es ihnen wohl mit 19 Millionen US-Dollar.

Eigene Amazon-Abteilung für Fälschungsdelikte

Die Anklagepunkte lauten Geldwäsche und Überweisungsbetrug, was für die Brüder dem Justizministerium in New York zufolge bis zu 20 Jahre Haft bedeuten kann.

Amazon hingegen hat sich seit Bekanntwerden des Betrugsfalls noch nicht dazu geäußert, ob es für Nutzer zu Veränderungen auf der Plattform kommen wird, mit denen Fälschungsdelikte verhindert werden sollen. Jedoch gibt es bereits seit Juni eine eigene Amazon-Abteilung, die solche Delikte aufspüren und verhindern soll. Dort sind offenbar unter anderem ehemalige Bundesstaatsanwälte tätig.

Außerdem zitierte der Großkonzern in den letzten Monaten mehrfach zuständige Angestellte, die Betrügern eine Kampfansage machen. So auch Amazon-Anwältin Cristina Posa in einer Pressemitteilung mit den Worten:

"Während unsere vorausschauenden Kontrollen sicherstellen, dass die meisten unserer Verkäufer ehrliche Unternehmer sind, versuchen Betrüger gegen unsere Richtlinien zu verstoßen, unsere Kunden zu schikanieren und unser Geschäft zu zerstören. Wir freuen uns darauf, mit den Exekutivbehörden zusammen zu arbeiten um diese Menschen für ihre illegalen Aktivitäten zur Rechenschaft zu ziehen."

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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14.08.2015Whole Foods Market SellPivotal Research Group
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26.11.2008Amazon.com ErsteinschätzungStanford Financial Group, Inc.

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