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Psycho-Spartipps: Wie man sich selbst austricksen und mehr Geld sparen kann

26.04.24 06:50 Uhr

Spartipps: Wie man sich selbst austricksen und mehr Geld sparen kann | finanzen.net

Die Rechnungen häufen sich an, beim Shopping wurde mal wieder maßlos übertrieben, aber trotzdem stehen schon wieder die nächsten großen Anschaffungen an? Mit ein paar einfachen Psychotricks kann man sich selbst überlisten, um in allen möglichen Alltagssituationen, die normalerweise zu neuen Kosten führen, eine Menge Geld einzusparen.

Gut gelaunt und entspannt beim Shoppen

Eine schlechte Angewohnheit, die wie keine andere immer wieder ein großes Loch in den Geldbeutel reißt, ist das impulsive Shoppen. Man fühlt sich wegen irgendetwas frustriert, vielleicht läuft es gerade im Beruf nur schleppend oder man hat zuhause mit Problemen zu kämpfen, und schon ist der digitale Einkaufswagen gefüllt mit Anschaffungen, die in viel zu vielen Fällen gar nicht genutzt werden. Wie Prof. Dr. Mira Fauth-Bühler, Neurowissenschaftlerin und Professorin für Wirtschaftspsychologie und Neuroökonomie, gegenüber BILD erklärt, kommt es insbesondere dann zu solchen Impulskäufen, wenn man schlecht gelaunt oder gestresst ist. "Das Kontrollsystem im Gehirn, mit welchem wir langfristige Ziele erreichen, unsere Finanzen planen, Belohnungen hinauszögern und Impulsen widerstehen, ist außer Kraft gesetzt. Stattdessen übernimmt das Belohnungssystem und fordert diese sofortige Befriedigung, die uns ein besseres Gefühl geben soll", so die Wissenschaftlerin.

Ein weiterer entscheidender Faktor bei irrationalem, impulsivem Kaufverhalten ist Fauth-Bühler zufolge Zeitdruck. Der Neurowissenschaftlerin zufolge führe der Mangel an Zeit, um etwaige Alternativen und Konsequenzen zu überdenken und abzuwägen, dazu, dass das auf kurzfristige Befriedigung ausgelegte Belohnungssystem den Entscheidungsprozess dominiert. Dies habe auch zur Folge, dass das so gelernte, schlechte Verhalten mit großer Wahrscheinlichkeit wiederholt wird, wodurch negative Gewohnheiten entstünden. Die Wissenschaftlerin gibt impulsiven Shoppern den Rat, sich über diese Muster bewusst zu werden und die Auslöser dafür zu identifizieren, um diese dann besser vermeiden zu können.

Geld richtig anlegen

Eine weitere Möglichkeit, effektiver Geld zu sparen, ist das richtige Management des Sparkontos. Sebastian Ebert, Professor für Mikroökonomie an der Frankfurt School of Finance & Management, erklärt gegenüber der Franfurter Rundschau, dass es Menschen jedes Mal aktive Überwindung kostet, eine Sparentscheidung zu treffen. Ebert vergleicht das regelmäßige Überweisen eines kleinen Betrags mit dem Treiben von Sport: Obwohl man sich darüber bewusst ist, dass man sich damit selbst etwas Gutes tut, macht man es doch weniger oft, als es eigentlich möglich wäre.

Der Wissenschaftler rät deshalb zur Einrichtung eines Dauerauftrages, da dadurch die Notwendigkeit entfalle, jedes Mal aufs Neue den schmerzhaften Akt der Überweisung manuell vorzunehmen. Ein Dauerauftrag oder ein Sparplan bringt nämlich den Vorteil mit sich, immer auf die Zukunft eingerichtet zu sein. "Der Mensch gewichtet sein Wohlbefinden in der Gegenwart stärker als in der Zukunft", so Ebert. In der Verhaltensökonomie wird dieses Phänomen laut der Frankfurter Rundschau als "Present Bias" bezeichnet.

Darüber hinaus rät der Ökonom auch dazu, sich nicht nur auf ein Spar- oder Tagesgeldkonto zu verlassen, bei dem die mageren Zinsen nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen, sondern stattdessen regelmäßig Geld in einem Fonds anzulegen. Dies habe auch den Vorteil, dass man weniger versucht ist, das gesparte Geld doch gleich wieder auszugeben, da der Verkauf von Aktienfonds schwieriger und aufwendiger sei als das bloße Abheben vom Sparkonto. Abgesehen davon kann sich das gesparte Geld so viel besser vermehren: Die Wahrscheinlichkeit, an der Börse mehr Gewinn zu erzielen, als es bei einem Sparkonto mit Zinsen von unter einem Prozent der Fall wäre, ist nämlich sehr hoch, wobei hier natürlich beachtet werden muss, dass das Risiko eines Verlusts ebenfalls höher ist.

Realistisch bei den Zielen bleiben

Ein Grund, warum viele mit ihren Sparvorhaben scheitern, ist Prof. Fauth-Bühler zufolge das Setzen von unrealistischen Zielen. "Der Versuch, zu viele Impulse auf einmal zu kontrollieren, erhöht das Risiko des Scheiterns - was zu einem möglichen Fehlkauf führt, den man später bereut", erklärt die Wissenschaftlerin. Sie rät Sparern stattdessen, ihre Ziele in kleine Etappen zu teilen und darauf zu achten, die einzelnen Zwischenziele möglichst konkret zu formulieren. Der Vorteil bestehe darin, dass man auf diese Weise ein Sparverhalten entwickeln und zur Gewohnheit machen könne, das sich am Belohnungssystem orientiert und deutlich weniger Aufwand und Energie erfordert, da alles automatisiert wird. Dadurch entfiele der Druck, den aktive Überlegungen und mit dem Sparen von Geld zusammenhängende Entscheidungen mit sich bringen. Die Automatisierung funktioniere der Psychologin zufolge besonders gut, wenn man auf diesen Zweck ausgerichtete digitale Tools zur Hilfe nimmt.

Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net

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