Das private Auto "ist eine Massenvernichtungswaffe" - Ein Soziologe auf Kriegsfuß mit dem Auto
Das private Auto sei eine Massenvernichtungswaffe und würde von der Autoindustrie als Rauschmittel an den Verbraucher veräußert werden. So sieht der Soziologe und Buchautor Klaus Gietinger die private Automobilität und will diese in Zukunft abschaffen.
Der Autor des 2010 erschienen Werkes "Totalschaden: Das Autohasserbuch" beschreibt in seinem neusten Werk warum und auf welchen Wegen er das private Auto vom Markt bringen möchte.
Neue Publikation des "Autohassers"
Der Autor, Filmemacher und Soziologe Klaus Gietinger gehört schon seit vielen Jahren zu einer Gruppe in Deutschland, die private Automobile konsequent ablehnt. Mit dem Werk "Vollbremsung - Warum das Auto keine Zukunft hat und wir trotzdem weiterkommen" veröffentlicht Gietinger ein weiteres Werk in seinem Feldzug gegen private Automobilität. Bereits vor neun Jahren propagierte der Buchautor in seiner Veröffentlichung "Totalschaden: Das Autohasserbuch" seine Vorliebe für öffentliche Verkehrsmitteln und seine Abneigung gegen Automobile.
In dem 2019 erschienenen Werk "Vollbremsung", argumentiert Gietinger für die Abschaffung der Privatautos in Deutschland. Seine Abneigung gegenüber dem Auto begründet er unter anderem damit, dass das Auto eine "Massenvernichtungswaffe" sei. In einem Gespräch mit Business Insider Deutschland beruft der Autor sich auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und führt aus, im Straßenverkehr würden jährlich 1,35 Millionen Menschen zu Tode kommen, wodurch es weltweit die achthäufigste Todesursache sei.
Das Auto schadet Mensch und Umwelt
Klaus Gietinger sieht neben den Gefahren für das Wohl der Menschen auch die Umwelt dauerhaft und immer schwerwiegender durch private Automobile bedroht. Gietinger führt darüber hinaus aus, "Autos töten nicht nur Menschen auf den Straßen, sondern [sie] liefern auch einen wesentlichen Beitrag zu den CO2-Emissionen." So haben sich die Treibhausausschüttungen der Automobile in Deutschland seit knapp 30 Jahren erhöht, anstatt sich zu verringern. Und das obwohl die Emissionen pro Auto sich im Laufe der Zeit deutlich verringert haben, denn heute bewegen sich deutlich mehr PKW und LKW im Straßenverkehr, als noch in den 1990er Jahren. Die globale Industrie sei darauf ausgelegt, sich fortlaufend auszuweiten, wohingegen der Platz auf der Erde begrenzt sei, ergänzt der Soziologe gegenüber Business Insider Deutschland.
"Drogenrausch" durchs Autofahren
Der Buchautor sieht die Autoindustrie und speziell das Autofahren als "eine Art Droge", die es zu bekämpfen gilt. Er beschreibt die Autoindustrie als das Drogenkartell, welches den Rausch von Geschwindigkeit und unabhängiger Mobilität verschafft. Autofahren ermögliche es auf simple Weise, den Menschen einen Geschwindigkeitsrausch zu verschaffen, weshalb Gietinger vor allem große Fürsprecher der privaten Automobilität als Junkies bezeichnet.
Argumenten, dass der ländlich lebende Teil der Bevölkerung auf die Mobilität des privaten PKW angewiesen sei, um Einkäufe und Termine wahrzunehmen, widerspricht der Autor. "Autos sind der Grund, warum Menschen auf dem Land auf Autos angewiesen sind", denn ohne private Fahrzeuge würden besser ausgebaute öffentliche Verkehrsnetze bestehen. Außerdem könne man schlechte Verbindungen ändern und den Nahverkehr ausbauen, fügt der Soziologe hinzu. Zudem sei der Mensch ursprünglich "ein Wesen für Nahmobilität", in Vergangenheit war es üblich, in Laufdistanz einzukaufen und auf die örtlichen Läden und Gastronomien zurückzugreifen.
Privaten Fahrzeugen solle die Attraktivität genommen werden
Auch wenn Gietinger ein bekennender "Autohasser" sei, sei es nicht sein Bestreben, die private Automobilität gänzlich abzuschaffen. Der Soziologe will jedoch das Auto für den Verbraucher unattraktiver und austauschbar machen. Für ihn kommen besonders zwei Optionen in Betracht, um den Verbraucher vom privaten Fahrzeug abzubringen. Zum einen müsse laut Gietinger das Parken innerhalb der Stadt teurer gestaltet werden, zum anderen sollen die Geschwindigkeiten inner- und außerorts angepasst werden. Geschwindigkeitsbegrenzungen von 30 km/h Innerorts, 70 km/h Landstraße und 100 km/h auf der Autobahn sollen dem Autofahren die Rauschwirkung entziehen.
Des Weiteren solle mehr Raum für Fahrradfahrer und Fußgänger geschaffen werden, wodurch die Fortbewegung mittels öffentlicher Verkehrsmittel und dem Fahrrad zusätzlich attraktiver gestaltet werden solle. Demnach spricht sich Gietinger nicht für ein striktes Verbot von privaten Autos aus, er will jedoch die Vorteile und Attraktivität beschneiden, um den Verbraucher zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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