Negativer Strompreis: Auswirkungen für Verbraucher und Lieferanten
Der negative Strompreis ist ein komplexes Phänomen, das auf dem Energiemarkt in Erscheinung tritt und sowohl für Stromerzeuger als auch für Verbraucher von Bedeutung ist. Doch wie kommt er zustande? Und was bedeutet es für die Endverbraucher?
Wie entstehen negative Strompreise?
Negative Strompreise entstehen vorrangig auf den kurzfristigen Strommärkten, wie dem Day-Ahead- und Intraday-Markt, wo Strom unter anderem für die kurzfristige Lieferung gehandelt wird. Diese Märkte sind geprägt von einer hohen Dynamik und spiegeln das direkte Verhältnis von Angebot und Nachfrage wider, wie verivox in einem Online-Beitrag erläutert. In Situationen, in denen ein Überangebot an Strom, insbesondere aus erneuerbaren Energiequellen, auf einen geringen Verbrauch trifft, kann dies zu einem Absinken der Preise in den negativen Bereich führen, wie es etwa kurz vor Weihnachten 2023 geschehen ist, als die Preise auf -3,37 Euro/MWh fielen. Diese Perioden negativer Preise sind jedoch meist kurzlebig und beschränken sich auf den Spotmarkt, einen Teilmarkt, auf dem Strom für die unmittelbare Lieferung gehandelt wird, wie es weiter heißt.
Das Phänomen des Überangebots an erneuerbaren Energien tritt besonders an Tagen mit starkem Wind und hoher Sonneneinstrahlung auf, wenn Windkraft- und Solaranlagen mehr Strom produzieren, als aktuell benötigt wird, so verivox weiter. Dies wird noch verstärkt an Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten, wenn der allgemeine Stromverbrauch tendenziell geringer ist. Hinzu kommt die mangelnde Flexibilität konventioneller Kraftwerke, die trotz des hohen Anteils erneuerbarer Energie im Netz eine Grundlast liefern müssen, um die Netzstabilität zu gewährleisten, wie es weiter heißt. Diese Kraftwerke können oft ihre Produktion nicht schnell genug reduzieren, um auf die schwankende Nachfrage zu reagieren, was zu einem Überschuss führt.
Regulatorische Rahmenbedingungen, wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland, spielen ebenfalls eine Rolle, wie es in einem Beitrag von Next Kraftwerke heißt. Die Einführung der 6-Stunden-Regel im EEG 2014 und die Verschärfung auf eine 4-Stunden-Regel im EEG 2021, sollen die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen bei negativen Strompreisen begrenzen, indem die Förderung nach einer bestimmten Dauer negativer Preise ausgesetzt wird.
Aus internationaler Perspektive sind negative Strompreise kein ausschließlich deutsches Phänomen. Sie treten auch in anderen Ländern auf, in denen flexible Strompreismodelle an Strombörsen zugelassen sind, wie etwa in Österreich, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und in skandinavischen Ländern, jedoch sind sie dort seltener als in Deutschland, wie es abschließend heißt.
Auswirkung negativer Strompreise auf Verbraucher und Lieferanten
Die Auswirkungen negativer Strompreise auf Verbraucher und Energielieferanten sind vielschichtig und nicht so direkt, wie man vielleicht vermuten könnte. Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass trotz der Möglichkeit negativer Strompreise am Spotmarkt, Verbraucher in der Regel nicht direkt davon profitieren, indem sie Geld für den Strombezug erhalten. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Energieversorger den Strom oft in großen Mengen und langfristig kaufen, um ihren Kunden stabile Preise bieten zu können. Die Tarife für Endverbraucher setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die nicht unmittelbar mit den kurzfristigen Preisschwankungen am Spotmarkt korrelieren, heißt es bei verivox.
Von negativen Strompreisen profitieren hauptsächlich Großverbraucher, die direkten Zugang zur Strombörse haben und den Strom dort direkt einkaufen können, wie es weiter heißt. In solchen Fällen können diese Unternehmen ihre Produktionskosten reduzieren, wenn der Strompreis ins Minus rutscht. Diese Ersparnisse könnten theoretisch in Form von niedrigeren Produktionskosten an die Verbraucher weitergegeben werden.
Damit auch Privathaushalte von negativen Strompreisen profitieren können, ist ein dynamischer Tarif erforderlich, der die Strompreise nach den Börsenpreisen abrechnet. Allerdings sind solche Tarife bisher noch selten, wie ein Beitrag vom Bayerischen Rundfunk erläutert. Die meisten Privathaushalte sind an langfristige und fixe Tarife gebunden. Der deutsche Bundeswirtschaftsminister, Robert Habeck, hat jedoch angekündigt, dass ab 2025 alle Haushalte die Möglichkeit haben sollen, ihren Strom nach Börsenpreisen abzurechnen. Allerdings kann dies auch zu extrem hohen Preisen führen, wie es bei manchen Handwerksbetrieben während des Ukraine-Krieges der Fall war.
Handwerker und gewerbliche Anbieter bekommen in ihren Tarifen häufig den Börsenpreis direkt abgerechnet, was zu starken Schwankungen in der Stromrechnung führen kann. Die Möglichkeit, Börsenstrom direkt zu beziehen, ist an technische Voraussetzungen gebunden, wie digitale Stromzähler und eine stabile WLAN-Verbindung im Haushalt, so der Bayerische Rundfunk weiter.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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