Kaufprämie

Umweltbonus für Plug-in-Hybride gibt es nur noch bis Ende Dezember

14.10.22 03:48 Uhr

Umweltbonus für Plug-in-Hybride gibt es nur noch bis Ende Dezember | finanzen.net

Bis zu 6.750 Euro bekommt man beim Kauf eines Plug-in-Hybridfahrzeugs in Deutschland - bis Ende des Jahres: Die Bundesregierung hat beschlossen, nur noch Fahrzeuge zu fördern, die "nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben". Für die Automobilindustrie könnte die Einhaltung des EU-Verbrauchszyklus dadurch schwierig werden.

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Wer in Deutschland ein E-Auto, einen Plug-in-Hybrid oder andere Fahrzeuge mit innovativen Antrieben kauft, wird vom Staat mit einer Umweltprämie unterstützt. Für Plug-in-Hybride liegt die Prämie bei bis zu 6.750 Euro - je nach Fahrzeugpreis. Das wird sich bald ändern. Denn: Die Fahrzeuge sind weniger umweltfreundlich als gedacht.

Plug-in-Hybride verbrauchen mehr Kraftstoff als viele Verbrenner

Tatsächlich verbrauchen Plug-in-Hybride mehr fossile Brennstoffe als normale Verbrenner, hat das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe herausgefunden. Das liegt daran, dass die Fahrzeuge durch die eingebaute Batterie sehr schwer sind. Mit der Batterie können sie bis zu 80 Kilometer weit mit Elektroantrieb fahren. Allerdings fahren Privatpersonen nur 45 bis 49 Prozent der Zeit mit Batteriebetrieb, bei Dienstfahrten sind es nur elf bis 15 Prozent der Zeit. Es sind aber rund 70 Prozent der Plug-in-Hybride Dienstwagen. Das bedeutet, dass die schwereren Autos mehr mit Kraftstoff fahren als vorgesehen. Statt 1,6 oder 1,7 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen die Hybride also 4,0 bis 8,4 Liter - abhängig davon, ob es sich um einen Firmen- oder Privatwagen handelt. Das ist mehr, als viele Verbrenner verbrauchen.

Das ISI zitiert Studienleiter Patrick Plötz in einer Pressemitteilung: "Im Mittel fallen die realen Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen von Plug-in-Hybridfahrzeugen bei privaten Haltern in Deutschland und anderen europäischen Ländern etwa dreimal so hoch aus wie im offiziellen Testzyklus, während die Werte bei Dienstwagen sogar etwa fünfmal so hoch sind."

Was bedeutet der Wegfall der Prämie für die Hersteller?

"Um die Überschreitung der offiziellen Emissionen nicht weiter zu erhöhen, sollten Förderinstrumente wie Kaufprämien und reduzierte Dienstwagenbesteuerung an den Nachweis eines elektrischen Fahranteils von etwa 80 % oder einen Verbrauch von etwa 2 Litern pro 100 km im realen Betrieb geknüpft sein", ergänzt ICCT-Direktor Dr. Peter Mock (International Council on Clean Transportation) den Wissenschaftler mit einer Empfehlung an die Bundesregierung.

Einen Teil dieser Empfehlung setzt die Ampel nun auch tatsächlich um, indem die Kaufprämie Ende des Jahres ausläuft. 2021 lag der Marktanteil von Plug-in-Hybriden in Deutschland laut Business Insider bei 12,4 Prozent, im Juli dieses Jahres sollen es sogar über 14 Prozent gewesen sein. Sollte dieser Marktanteil mit Wegfall der Prämie sinken, werden die Automobilhersteller ihre Flotten aller Wahrscheinlichkeit nach verändern müssen. Denn, wie das Informationsportal vorrechnet: Der BMW X5 45e (SUV) verbraucht offiziell im Schnitt knapp zwei Liter Treibstoff pro 100 Kilometer, was einen CO2-Verbrauch von rund 40 Gramm pro Kilometer bedeutet. Laut Gesetz darf die gesamte Flotte im Schnitt maximal 100 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen.

Hersteller verbessern mit den guten Testergebnissen den Flottenverbrauch

Dieses Ziel erreichen die Hersteller, indem sie die unzähligen Verbrenner-Verkäufe mit den guten Werten der Plug-in-Hybride ausgleichen. Business Insider spekuliert, dass dies der Hauptgrund des großen Interesses der Automobilindustrie an Hybrid-Modellen ist und die Umweltfreundlichkeit eine deutlich geringere Rolle spielt. So habe beispielsweise BMW 47 Hybride und gerade einmal sechs E-Modelle im Sortiment, bei Mercedes seien es 40 Hybride und fünf E-Modelle.

Verkaufen Hersteller mit derart vielen Plug-in-Hybriden im Sortiment ab Januar wegen dem Wegfall der Prämie nun weniger Hybride und noch mehr Verbrenner als sowieso schon, könnten die Einhaltung der von der EU vorgegebenen Obergrenzen schwierig werden. Dann bleibt nur noch, mehr klimafreundlichere Modelle zu produzieren - die Umwelt freut sich.

Steuervorteile für Plug-in-Dienstwagen bleiben auch 2023

Allerdings gibt es neben der Kaufprämie auch Steuervorteile für Hybrid-Fahrerinnen und -Fahrer: So liegt der Steuersatz für hybride Dienstwagen nicht wie bei den Verbrennern bei einem, sondern bei gerade einmal 0,5 Prozent. Während das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf seiner FAQ-Seite zum Thema Elektromobilität zwar schreibt, dass sich die Förderung ab Januar wie im Koalitionsvertrag vereinbart nur noch auf Kraftfahrzeuge konzentrieren soll, "die nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben", wird die Zukunft der Steuervergünstigung nicht thematisiert. Die Tagesschau berichtet, dass die Steuervorteile bleiben werden.

Was für BMW, Mercedes & Co. wohl einen kleinen Hoffnungsschimmer bedeutet, ist für die Umweltorganisation Transport & Environment gar nicht begeisternd. In einer Pressemitteilung zitiert T&E Deutschland ihren Direktor mit den Worten: "Plug-in-Hybride-Dienstwagen sind in der Regel ineffiziente Luxusautos, die kaum elektronisch gefahren werden. Die Tatsache, dass sie sogar Steuervergünstigungen bekommen, ist absurd. Damit subventionieren wir als Steuerzahler eine Klima-Mogelpackung." Noch ist der Streit um die Hybridfahrzeuge also wohl kaum beendet.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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