Nachhaltigkeitsmanager: Neue EU-Berichtspflichten erhöhen Nachfrage
Das Thema der Nachhaltigkeit wird in nahezu allen Bereichen des Berufslebens immer wichtiger, die neueste EU-Richtlinie verlangt von vielen Unternehmen eine detaillierte Berichterstattung bezüglich Nachhaltigkeit. Viele Unternehmen engagieren mittlerweile einen Nachhaltigkeitsmanager, um den Pflichten nachzukommen. Doch was macht ein solcher Manager genau?
Fachexperte für Nachhaltigkeitsfragen
Die DEKRA-Akademie beschreibt den Beruf des Nachhaltigkeits- oder Sustainability Managers als jemanden, der Lösungen für Unternehmen entwickelt, welche ökologische Kriterien in die Gestaltung von Lieferketten, Dienstleistungen und Produkten integrieren. Nachhaltigkeitsmanager unterstützen somit das Management dabei, Nachhaltigkeitsziele zu formulieren und bieten Beratung in Bezug auf Nachhaltigkeit sowie wirtschaftliche Aspekte. In großen Unternehmen sind Nachhaltigkeitsmanager häufig Teil einer CSR-Abteilung (Corporate Social Responsibility), die sich mit der Einbindung ethischer und sozialer Aspekte in die Unternehmensführung befasst. Laut DEKRA umfasst das Aufgabenfeld von Nachhaltigkeitsmanagern auch die nachhaltige Gestaltung der Unternehmenskultur und -strukturen sowie die interne und externe Kommunikation. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Umsetzung von regulatorischen Vorgaben bezüglich der Nachhaltigkeitsberichterstattung, die durch die neue Gesetzgebung der EU immer wichtiger wird.
Bruttogehalt zwischen 50.000 und 80.000 Euro
Die Nachfrage scheint groß zu sein. Inzwischen werden spezielle Studiengänge angeboten, die sich auf Nachhaltigkeitsthemen konzentrieren und deren Anwendung auf Unternehmensebene fördern. Gemäß Angaben von Studycheck existieren aktuell 145 Studienprogramme auf Bachelor- und Master-Niveau an 90 Hochschulen, die sich explizit mit Nachhaltigkeit befassen. Obwohl ein spezialisiertes Studium in diesem Bereich vorteilhaft sein kann, ist es für angehende Nachhaltigkeitsmanager nicht zwingend erforderlich, einen solchen Abschluss zu besitzen. Auch Quereinsteiger haben die Möglichkeit, sich durch Weiterbildungen das nötige Fachwissen anzueignen und sich so für den Beruf zu qualifizieren. Das Gehalt in diesem Berufsfeld ist ebenfalls attraktiv - dem Personaldienstleister Hays zufolge liegt das durchschnittliche Jahresbruttogehalt zwischen 50.000 und 80.000 Euro.
CSR wird immer wichtiger
Eine Studie von Skillsoft aus dem Jahr 2023, an der 1.000 Mitarbeiter aus privaten und öffentlichen Unternehmen verschiedener Industrien und Regionen teilnahmen, ergab, dass mehr als 70 Prozent der Befragten berichteten, ihre Firma verfüge über ein CSR-Programm (Corporate Social Responsibility). Die Studie liefert zudem Einblicke in die Wahrnehmung der Mitarbeiter hinsichtlich der Verantwortung von Unternehmen in Bezug auf soziale und ethische Fragestellungen. Über 60 Prozent der Teilnehmenden sind der Meinung, dass Unternehmen zu sozialen und/oder politischen Themen Stellung nehmen sollten. Hinsichtlich der Prioritäten, die CSR-Programme verfolgen sollten, wurde DEI (Diversity, Equity and Inclusion) als wichtigstes Ziel genannt, gefolgt von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Fair Trade belegte den dritten Platz, während die Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf dem siebten Platz rangierte.
Neue EU-Richtlinie verschärft Nachhaltigkeitsberichterstattungspflichten für Unternehmen
Die wachsende Konzentration auf Nachhaltigkeitsaspekte in Unternehmen wird oft weniger durch eine echte Überzeugung als vielmehr durch regulatorische Anforderungen angetrieben. Die vermehrte Ausschreibung von Stellen für Nachhaltigkeitsmanager dürfte auch im Zusammenhang mit der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) stehen, die Anfang 2023 in Kraft getreten ist und die Berichtspflichten für Unternehmen deutlich verschärft. Als Teil dieser neuen Vorgaben müssen Unternehmen in ihrer Berichterstattung Details zu verschiedenen Themen wie Nachhaltigkeitszielen, den nachhaltigen Auswirkungen des Unternehmens und anderen Aspekten offenlegen, die sich auf das Klima auswirken.
Ungefähr 15.000 Unternehmen in Deutschland betroffen
Die neue EU-Richtlinie betrifft nicht nur Unternehmen, die an einem EU-regulierten Markt notiert sind und somit als kapitalmarktorientiert gelten, sondern erweitert die Berichtspflicht auch auf nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen, sofern sie zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen: Sie beschäftigen mehr als 250 Mitarbeiter, erzielen einen Nettoumsatz von mehr als 40 Millionen Euro pro Jahr oder weisen eine Bilanzsumme von über 20 Millionen Euro auf. Laut einer Veröffentlichung des Europäischen Parlaments sind dadurch insgesamt nahezu 50.000 Unternehmen in der EU von dieser Richtlinie betroffen. Speziell in Deutschland fallen laut Angaben des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committees (DRSC) etwa 15.000 Unternehmen unter diese Regelung. Dies ist auf die spezifische Wirtschaftsstruktur Deutschlands zurückzuführen, in der viele mittelständische und familiengeführte Unternehmen, die den überwiegenden Großteil der deutschen Unternehmenslandschaft ausmachen, die Kriterien der EU erfüllen.
Kritik von Familienunternehmern wegen hoher Belastung
Die Einführung der neuen EU-Richtlinien könnte insbesondere für kleinere Unternehmen eine signifikante Herausforderung darstellen. Während große Konzerne voraussichtlich die zusätzlichen Belastungen ohne größere Schwierigkeiten bewältigen können, sieht die Situation für mittelständische Unternehmen anders aus. Diese stehen bereits in einem anspruchsvollen konjunkturellen Umfeld und sehen sich mit steigenden Betriebskosten konfrontiert. Die Anforderungen der neuen Vorschriften erfordern finanzielle und personelle Ressourcen, die in vielen Fällen dringend für andere Unternehmensbereiche benötigt werden. Die Stiftung Familienunternehmen und Politik übt in diesem Kontext deutliche Kritik an den Berichtspflichten. Sie argumentiert, dass die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung allein noch keinen direkten Beitrag zum Klimaschutz leistet. Vielmehr könnte die zusätzliche Belastung durch die Berichtspflichten dazu führen, dass Unternehmen weniger Ressourcen für tatsächlich wirkungsvolle Klimaschutzinitiativen zur Verfügung haben. Die Befürchtung besteht, dass die Anforderungen an die Berichterstattung eine bürokratische Barriere darstellen, die Unternehmen davon abhält, in nachhaltige Projekte zu investieren, die einen realen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten könnten. "Mit der CSRD entstehen für Familienunternehmen weitere kostenintensive Bürokratielasten, denen kein adäquater Mehrwert gegenübersteht," so die Stiftung.
Redaktion finanzen.net
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