Geschäftsmodell: Immobilienrente - Immobilien von Senioren geraten immer mehr ins Ziel von Unternehmen
Im Ruhestand angekommen ist man im Regelfall auf die finanziellen Mittel aus Rente sowie einer möglichst frühzeitig begonnenen privaten Vorsorge angewiesen. Reichen diese Mittel nicht aus, muss über andere Wege Kapital beschafft werden.
Für Besitzer eines Eigenheims bietet sich hierbei ein schneller Ausweg, um diesem Dilemma zu entgehen. Denn mit einer schuldenfreien Immobilie lässt sich auf einen Schlag eine hohe Summe generieren.
Immobilienrente - das hat es damit auf sich
Mit einer Immobilienrente können Senioren ihre Immobilie verkaufen, ohne dabei ausziehen zu müssen, indem beispielsweise im Gegenzug an den Verkauf eine monatliche Zahlung und ein lebenslanges Wohnrecht vereinbart wird. Bei entsprechender Vertragsgestaltung kann die Auszahlung sogar bis ans Lebensende erfolgen. Damit könnte zum einen die finanzielle Versorgung im Ruhestand gesichert und gleichzeitig einer problematischen Wohnsituation im fortgeschrittenen Alter ein Riegel vorgeschoben werden. Das bedeutet, eine Immobilienrente umfasst eine oder mehrere Rentenzahlungen durch den Verkauf einer Immobilie.
Zwar ist die Immobilienrente in Deutschland noch nicht allzu stark verbreitet, doch geht es nach Christoph Maurer, Vorstand der Initium AG - einem Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen bezüglich Immobilienrente, könnte sich das bereits in naher Zukunft ändern: "Auch bei uns werden solche Angebote immer stärker nachgefragt, denn aufgrund der Demografie und der langfristig unsicheren Finanz- und Rentensituationen nehmen die Vorsorge- und Versorgungsprobleme zu."
Immobilienrente im Fadenkreuz von jungen Unternehmen
Einem Bericht der "WirtschaftsWoche" nach spielt die Thematik rund um die Immobilienrente momentan auch bei Startups eine bedeutende Rolle. Auf der Suche nach geeigneten Investitionsmöglichkeiten der Zahlungseingänge komme man früher oder später unweigerlich auf Immobilien zurück. Ebenso ist die Problematik um teilweise nicht ausreichend hohe Rentenbezüge bei Senioren im Ruhestand kein Geheimnis. So entsteht ein Wirtschaftsbereich mit neuen Unternehmen, deren Geschäftsmodell genau diesen Zweck verfolgt und auf Immobilienbesitzer im Seniorenalter, die ihre Rente sichern oder auffrischen möchten, abzielt.
So etwa das Münchener Startup "Heimkapital GmbH", das Kunden einen Teilverkauf von bis zu 50 Prozent gegen eine Sofortzahlung ermöglicht und sich auf diese Weise bereits Beteiligungen an Objekten im "mittleren zweistelligen Bereich" sichern konnte. Oder die "Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft", GNIW, die laut Aussage des Gründers Henryk Seeger bei "Financefwd.com" bereits ein Dutzend Objekte gekauft hat und nun mithilfe eines Fonds in Höhe von 20 Millionen Euro - bereitgestellt unter anderem durch Bankenkredite und Investorengelder - weitere Käufe von "Senioren-Immobilien" anpeilt. Marktführer in Deutschland ist die "Deutsche Leibrenten AG", die in diesem Jahr 2020 bereits über 100 Immobilien "zur Verrentung" ankaufte und in Deutschland für dieses Geschäftsjahr 400 neue Kunden als Ziel ausgab.
Immobilienrente zu "kleinteilig" für die Großen
Investor Florian Heinemann, einer der Geldgeber des eben erwähnten Fonds, kündigt gegenüber "Financefwd.com" bereits weitere Investitionen an, sofern das Geschäft funktioniere. Dabei spricht er von einer Zielgruppe, die rund sechs Millionen Immobilienbesitzer über 70 Jahre in Deutschland umfasse. "Für die großen Immobilienfonds ist das Geschäft zu kleinteilig", so Heinemann.
Philipp Beißwanger / Redaktion finanzen.net
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