Harte Preisverhandlungen

Welche Produkte bald nicht mehr bei EDEKA zu finden sein könnten

23.11.21 23:15 Uhr

Welche Produkte bald nicht mehr bei EDEKA zu finden sein könnten | finanzen.net

Deutschlands führender Lebensmittelhändler EDEKA befindet sich derzeit mit mehreren Marken-Herstellern in schwierigen Preisverhandlungen. Während die Industrie zum Teil auf zweistellige Preiserhöhungen pocht, sieht der Supermarkt-Gigant keinen Grund, auf derart hohe Forderungen einzugehen. Die Konsequenzen dieses Machtkampfes könnten Lieferstopps und Auslistungen berühmter Marken sein.

Gegen Ende des Jahres treffen sich Industrie und Handel, um über die Preise der Produkte zu reden. Bei diesen Gesprächen kommt es nicht selten zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien. Während der Handel lieber niedrigere Preise möchte, bevorzugen die Hersteller eher eine Erhöhung. Die Corona-Krise und ihre Folgen haben die Verhandlungen nun allerdings nochmal deutlich stärker angeheizt. Dies ist aktuell bei EDEKA zu erkennen. Der Lebensmittelhändler befindet sich auf Konfrontationskurs mit einigen sehr berühmten Namen der Lebensmittelbranche.

Hersteller fordern Preiserhöhungen zwischen fünf und 25 Prozent

Viele berühmte Marken-Hersteller gehen in die Jahresgespräche mit klaren Vorstellungen über die zukünftige Preisgestaltung. Für sie steht quasi schon fest, dass eine Erhöhung unbedingt her muss. Laut der Lebensmittelzeitung haben beispielsweise Vitakraft und Langnese-Honig Steigerungen von 5,1 bzw. 8,2 Prozent gefordert. Ebenso entschlossen soll Eckes-Granini in die Verhandlungen gegangen sein. Business Insider zufolge verlangte der Safthersteller eine Preiserhöhung von sechs Prozent. Mit 8,9 und 12,5 Prozent traten Dr. Oetker und Henkel die Gespräche noch ambitionierter an. Auch die Nestlé-Töchter Maggi, Wagner und Purina sollen laut Business Insider ähnlich wie Henkel Forderungen im zweistelligen Prozentbereich gestellt haben. Der italienische Nudelproduzent Buitoni soll sogar über 25 Prozent mehr für seine Produkte wollen.

Rohstoffpreise und Transportkosten sind deutlich gestiegen

Als Grund für die Forderungen nach höheren Preisen geben die Hersteller hauptsächlich stark gestiegene Material- und Transportkosten an. Gegenüber WELT gab Henkel bekannt, dass die Preise vieler Roh- und Packstoffe, sowie Transportkosten aktuell so stark gestiegen seien wie in den vergangenen 15 Jahren nicht. "Das können wir nicht vollständig kompensieren bei weiterhin hohen Investitionen in unsere Marken und Innovationen", führt das Unternehmen gegenüber dem Nachrichtenportal weiter aus.

Auch Nestlé erklärt seine Gesuche nach Preiserhöhungen laut WELT mit "corona- und klimabedingt" drastisch gestiegenen Rohstoffkosten. Arabica-Kaffee sei demzufolge im Einkauf um 44 Prozent und Sonnenblumenöl um 55 Prozent teurer als im Vorjahr. Ebenso hätten sich die Ausgaben für das Weißblech der Konservendosen verdreifacht. An der Umsetzung von zeitnahen Preiserhöhungen über das gesamte Portfolio hinweg führe deshalb laut einem Sprecher des Konzerns kein Weg vorbei.

Der Machtkampf zwischen EDEKA und den Produzenten entbrennt

Indes ist EDEKA mit dem Verlangen nach Preiserhöhungen von Seiten der Industrie offenbar gar nicht einverstanden. Der Lebensmittelhändler soll laut der Lebensmittelzeitung bereits eine PowerPoint-Präsentation mit dem Titel "Industrie verhängt unberechtigte Preiserhöhungen und verhängt Lieferstopps" erstellt haben. Nach einem erfolgreichen Jahr sieht sich der Unternehmensverbund in einer starken Verhandlungsposition und weist bisher die Forderungen nach höheren Preisen vehement zurück. "Im Sinne unserer Kundinnen und Kunden können wir solche unberechtigten Preisforderungen nicht akzeptieren. Es ist und bleibt die Verantwortung des Handels, als Mittler zwischen Verbraucher und Industrie die Verhältnismäßigkeit im Blick zu halten", äußert sich EDEKA gegenüber Business Insider. Laut der Lebensmittelzeitung möchte der Händler nun die Forderungen genau analysieren und auf ihre Angemessenheit überprüfen. Währenddessen reagieren allerdings schon die ersten Produzenten. So sollen Vitakraft, Langnese-Honig und Eckes-Granini bereits Lieferstopps verhängt haben. Weitere bekannte Marken könnten folgen. Dieses Druckmittel funktioniert aber auch in die andere Richtung. Wenn Preisverhandlungen zu keiner Einigung kommen, können Händler die Hersteller ebenfalls mit Auslistungen konfrontieren. Im Zuge dessen werden die Produkte schlicht aus den Sortimenten gestrichen.

Wer gewinnt das Tauziehen um die Preise?

Doch wer von den beiden Parteien sitzt am längeren Hebel und kann gestärkt aus den Konflikten hervorgehen? Die Beantwortung dieser Frage hängt vor allem von den Verbrauchern ab. Sind es die beliebten Marken, die die Leute in die EDEKA-Märkte locken oder ist es der Supermarkt selbst, der die Massen anzieht? Sollte ersteres der Fall sein, dann dürften leere Regale ohne die gängigen Markennamen die Verbraucher frustrieren und abschrecken. Eine Abwanderung zu anderen Supermärkten dürfte die Folge sein. Wenn jedoch EDEKA durch seine Marktstellung die Produkte verstärkt unters Volk bringt, könnten Lieferstopps sogar förderlich für den Handelsriesen sein. Die Absenz der großen Marken führt möglicherweise dazu, dass sich Verbraucher auf die alternativen Eigenmarken von EDEKA fokussieren. Dies würde die Marktmacht der altbekannten Hersteller schmälern und einen Gewinn für EDEKA bedeuten. Letztendlich ist es also ein Pokern um die Macht am Supermarktregal.

Redaktion finanzen.net

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