Geldpolitik im Blick

Wegen Niedrigzins: Banken erhöhen Gebühren für Girokonten

09.09.19 22:28 Uhr

Wegen Niedrigzins: Banken erhöhen Gebühren für Girokonten | finanzen.net

Dass Banken schon seit einiger Zeit mit niedrigen Zinsen zu kämpfen haben, ist bekannt. Nun soll dem entgegengewirkt werden: Jede vierte Bank hat ihre Girokonto-Gebühren erhöht. Das erwartet Bankkunden.

Das Kerngeschäft von Banken dreht sich um die Ausgabe von Krediten und der Einnahme von Eigeneinlagen. Doch aufgrund der aktuellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind über diesen Weg kaum mehr Erträge zu erwirtschaften. Dem versuchen die Banken nun anderweitig entgegenzuwirken: Wie der Finanzdienstleister Biallo verlautet, haben über 300 Banken und Sparkassen die Preise für Girokonten erhöht.

Jede vierte Bank betroffen

"Die Bugwelle kommt gerade auf uns zu", wie Wirtschaftsjournalist Horst Biallo gegenüber der Frankfurter Allgemeine äußerte, "wir bekommen laufend neue Meldungen über höhere Gebühren rund ums Girokonto". Das habe ein Vergleich zwischen den Monaten Dezember 2018 und Juli 2019 gezeigt: 1.300 Banken wurden hierfür unter die Lupe genommen - 327 von ihnen hätten ihre Kontoführungsgebühren um rund 30 Prozent erhöht.

Besonders betroffen seien Kunden der Sparkassen und Volksbanken. Um 37 Prozent auf 4,63 Euro bei den Genossenschaftsbanken und um 34 Prozent auf 6,04 Euro bei den Sparkassen hätten sich die monatlichen Gebühren für die günstigsten Filialkonten erhöht. Zudem sei eine Preiserhöhung auch bei den Basiskonten mit reiner Guthaben-Funktion festgestellt worden: Die Sparkassen erhöhten ihre Gebühren hier um durchschnittlich 35 Prozent auf 5,52 Euro und die Volksbanken um 27 Prozent auf 5,02 Euro. Für einzelne Leistungen rund um das Girokonto fallen zusätzliche Kosten an.

Auch für Online-Konten müssen Kunden künftig mehr hinblättern: Die Sparkasse erhöhte hierfür ihre Kosten um 36 Prozent und die Volksbanken um 32 Prozent - im Durchschnitt sei das eine Erhöhung um ein Drittel. Wie Biallo gegenüber der FAZ weiter verlautete, hätten Filialbanken versucht, ihre Kunden mittels kostenlosen Online-Konten von einem Wechsel zu Direktbanken abzuhalten. Doch mittlerweile würden sie auch mit diesem Produkt Provisionserlöse erwirtschaften.

Grund: Ungünstige Geldpolitik der EZB

Doch was steckt hinter den Preissteigerungen? Das langanhaltende Niedrigzinsumfeld. Geldinstitute sind von den Folgen der Mini- und Minuszinsen in der Euro-Zone immer stärker betroffen. Seit langem steht der Leitzins der EZB bei null. Geschäftsbanken, die bei der EZB kurzfristig Geld parken, müssen seit September einen Einlagenzins von minus 0,5 Prozent zahlen. Somit machen Geldinstitute mit ihrem Kerngeschäft aufgrund ihrer niedrigen Zinsspanne kaum mehr Gewinne.

Redaktion finanzen.net

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