Fitness-Startup sammelt 28 Millionen Euro ein
Das Münchner Fitness-Startup EGYM erlebte 2020 das wohl härteste Jahr seiner jungen Firmengeschichte. Die Corona-bedingten Schließungen der Fitnessstudios trafen den innovativen Sportgerätehersteller mit voller Wucht. Umso wichtiger war es deshalb, in einer Finanzierungsrunde 28 Millionen Euro einzusammeln, um die Krise zu überstehen.
Seit seiner Gründung im Jahr 2010 hat EGYM einige äußerst erfolgreiche Jahre hinter sich. Das Fitness-Startup wuchs rasant und erhielt laut Angaben der Gründerszene von Investoren mehr als 100 Millionen Euro an Wagniskapital. Mit der Corona-Krise geriet EGYM jedoch, wie so viele andere Firmen, in die Schieflage. Eigentlich soll das Startup im Jahr 2020 geplant haben, seinen Umsatz auf über 100 Millionen Euro zu steigern und einen dreistelligen Millionenbetrag von Investoren einzusammeln. Zusätzlich soll auch ein Börsengang im Bereich des Möglichen gewesen sein. Die Realität sah jedoch anders aus: EGYM musste in den Krisenmodus wechseln und sah sich gezwungen, 100 seiner 450 Mitarbeiter zu entlassen. Durch drastische Gegenmaßnahmen gelang es den Berichten des Handelsblatts zufolge allerdings, den Umsatz auf etwa 82 Millionen Euro zu stabilisieren. Damit wurde zwar das eigentliche Ziel verfehlt, aber auch ein katastrophaler Einbruch verhindert.
Kapitalgeber blieben EGYM 2020 treu
Das erfolgreiche Krisenmanagement wirkte sich wohl ebenfalls positiv auf das Vertrauen der Investoren aus. Diese blieben EGYM nämlich selbst in dem turbulenten Jahr 2020 treu und investierten nach Informationen des Handelsblatts 28 Millionen Euro in das Startup. Zu den Kapitalgebern sollen unter anderem die altbekannten Unterstützer NGP Capital, Highland Europe, HPE Growth Capital und Bayern Kapital gezählt haben. "Wenn es hart auf hart kommt, zeigt sich, wer die Geldgeber an Bord hat, die ihn auch in schwierigeren Zeiten unterstützen", kommentierte EGYM-Gründer Philipp Roesch-Schlanderer die Finanzierungsrunde gegenüber dem Handelsblatt. Der anhaltende Beistand und die Zuversicht der Investoren ist aber wahrscheinlich auch durch den konstant hohen Unternehmenswert des Startups begründet. Dieser soll "laut Branchenkreisen trotz Krise in etwa auf dem Niveau der letzten Runde bei einem deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Betrag" liegen, berichtet das Handelsblatt.
Die Fitnessbranche ist weiterhin in der Krise
Die Lage innerhalb der Fitnessbranche bleibt weiterhin sehr prekär. Die ca. 10.000 Fitnessstudios in Deutschland sind aufgrund des Lockdowns immer noch geschlossen. Hierdurch fehlen den Betreibern nun schon seit gut fünf Monaten echte Umsatzerlöse. Im Jahr 2020 sollen die Einnahmen der Branche laut Kalkulationen des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) um etwa eine Milliarde Euro eingebrochen sein. Die Möglichkeit eines Ausgleichs dieser Verluste fehlt den Unternehmen nun ebenfalls, da der derzeitige Lockdown die Fitnessstudios in ihrer Hochsaison weiter geschlossen hält. Wie der DSSV in einem offenen Brief erklärt, finden im Januar und Februar üblicherweise die Abschlüsse der meisten Neuverträge statt. Dieses wichtige Geschäft bleibt für die Betreiber nun aus, wodurch sich die ohnehin angespannte Situation weiter verschlimmert. Als Hersteller von smarten Sportgeräten ist EGYM ebenfalls vom Leid der Fitnessstudios betroffen. Die Nachfrage nach den Produkten des Startups ist denkbar gering, da es ausschließlich geschäftliche Kunden beliefert und nicht auf dem privaten Markt unterwegs ist. "Wir fahren 2020 und 2021 im Safety-Car-Modus und schauen, dass wir keine Unfälle bauen", erklärt Roesch-Schlanderer die Strategie des Unternehmens in der aktuellen Lage gegenüber dem Handelsblatt. Doch für 2022 sei eine Verbesserung in Sicht, von der die gesamte Branche profitieren könne.
Das Hoffen auf eine Erholung
Nach Meinung von Roesch-Schlanderer werden die Fitnessstudios auch nach der Pandemie wieder sehr beliebt sein. Die Ausdauer könne man zwar gut von zu Hause aus trainieren, aber nicht alle Muskelgruppen. Das Workout in den eigenen vier Wänden dürfte deshalb das Fitnessstudio nicht ersetzen, selbst wenn sich Sportinteressierte während der Corona-Krise verstärkt mit alternativen Trainingsformen beschäftigt haben. Roesch-Schlanderer macht dies auch an den Entwicklungen in China fest. Der Gründer erklärt gegenüber dem Handelsblatt, dass er die dortige Lage genauer beobachte. Dies habe ihm in der Krise geholfen, schwierige Entscheidungen bezüglich notwendiger Gegenmaßnahmen zu fällen. Nun mache es ihm aber auch wieder Mut, da die Menschen in China nach der erneuten Öffnung schnell wieder in die Fitnessstudios zurückkehrten.
Redaktion finanzen.net
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