Legal Techs: Digitale Rechtsberatung wird immer beliebter
Die fortschreitende Digitalisierung macht auch vor der Juristerei keinen Halt und so nimmt der Trend der digitalen Rechtsberatung immer weiter zu. Zusammengefasst unter dem Begriff Legal Techs, verändern sie nicht nur den Beruf der Anwälte, sondern bieten ein niederschwelliges Angebot für Verbraucher. Doch lohnt sich die Inanspruchnahme wirklich?
Digitalisierung der juristischen Arbeit
Hinter der Bezeichnung Legal Techs verstecken sich die Begriffe "legal services" und "technology", so legal-tech.de. Darunter werden digitale Lösungen subsumiert, welche juristische Tätigkeiten automatisieren, beziehungsweise digitalisieren. Das Ziel der Anbieter ist es somit, eine effizientere, schnellere und kostengünstigere Alternative zur klassischen Rechtsberatung zur Verfügung zu stellen. Dabei scheint das Modell erfolgreich zu sein und so existieren immer mehr Legal Techs am Markt, wie Michael Sittig von Stiftung Warentest berichtet. Beispiele für solche Unternehmen sind Portale wie flightright.de oder geblitzt.de, welche die Rechtsberatung fast vollständig automatisiert haben. Da die Durchsetzung von Fluggastrechten oder Einsprüche bei Bußgeldbescheiden immer in vergleichbarer Weise bei hunderten Menschen vorkommen, können die Prozesse der Datenaufnahme bis hin zum Antrag auf Schadensersatz von einer entsprechenden Software übernommen werden, so legal-tech.de. Erst vor Gericht kommen tatsächliche Juristen zum Einsatz. Neben Fluggastrechten und Bußgelbescheiden werden der Verbraucherzentrale zufolge auch Fälle wie Schadensersatz bei Zugverspätungen oder unrechtmäßige Mieterhöhungen von Legal Techs vertreten. Die steigende Anzahl an solchen Unternehmen verändert jedoch die juristische Landschaft. Dies konnte eine gemeinsame Studie des Bucerius Center on the Legal Profession (CLP) und der Boston Consulting Group, welche die Folgen der Digitalisierung für die Rechtsberatung untersuchte, feststellen. Immer weniger Juristen werden sich mit der Bearbeitung standardisierter Aufgaben beschäftigen, dafür geht es immer mehr in Richtung individueller und spezialisierter Beratung, so die Ergebnisse der Studie.
Erfolg als Voraussetzung
Obwohl Legal Techs für eine Veränderung der juristischen Tätigkeit sorgen, werden sie die Arbeit klassischer Juristen nicht ablösen, so capital.de. Grund hierfür seien die Voraussetzungen, welche Fälle erfüllen müssen, um überhaupt von Legal Techs vertreten zu werden. Auch Sittig von Stiftung Warentest beobachtet, dass es immer um die Prüfung einer eindeutigen Rechtslage geht: "Es ist ein Massengeschäft. Fälle, bei denen eine individuelle Einschätzung nötig ist, werden nicht übernommen". Aus diesen Voraussetzungen ergibt sich auch eine andere Vorgehensweise als bei klassischen Rechtsberatungen. Diese sorgt für eine geringere Hürde und ermöglicht Menschen, die normalerweise aus finanziellen Beweggründen von einer Beratung absehen würden, diese in Anspruch zu nehmen, wie das Portal legal-tech.de berichtet.
Niederschwelliges Angebot
Die Niederschwelligkeit des Angebots ergibt sich aus der anderen Finanzierung von Legal Tech-Unternehmen, da sie sich auf Erfolgshonorare und Provisionen stützt, so die Verbraucherzentrale. Das bedeutet, dass man einen gewissen Teil der Ansprüche, welche man im Erfolgsfall erhält, an den Anbieter abgeben muss. Je nach Unternehmen beträgt dieser Anteil zwischen 20 und 70 Prozent der Entschädigungssumme, wie es weiter heißt. Während bei einer klassischen Rechtsberatung im Voraus gezahlt werden muss und das gezahlte Honorar bei Misserfolg nicht zurückerstattet wird, ergibt sich bei den Legal Techs hieraus der größte Vorteil: Scheitert die Forderung nach Schadensersatz, so muss laut Verbraucherzentrale nichts gezahlt werden.
Vorsicht bei der Wahl der Plattform
Sollte man sich für eine digitale Rechtsberatung entscheiden, ist es jedoch wichtig, im Vorhinein einige Dinge zu beachten. Zunächst empfiehlt die Verbraucherzentrale die Seriosität der Plattform beziehungsweise Anwendung eingehend zu untersuchen. Dabei können jegliche Informationen von Nutzen sein, besonders aber die Reputation und die Qualität der angebotenen Leistungen. Außerdem sollte der Umfang der Beratung bedacht werden, um sicherzustellen, dass das eigene Anliegen durch die Dienstleistungen des Legal Tech-Unternehmens abgedeckt sind. Darüber hinaus ist es wichtig, seinen Fall nicht bei mehreren Anbietern gleichzeitig einzureichen, da das Unternehmen aufgrund der Finanzierung Ansprüche auf einen Teil der Entschädigung besitzt. Sollte dies missachtet werden, können im schlimmsten Fall Strafzahlungen drohen, so capital.de.
J. Vogel / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Den Rise / Shutterstock.com, ER_09 / Shutterstock.com