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Steueroase Schweiz war einmal - Stabilitätsoase Schweiz die Zukunft?

26.09.24 22:48 Uhr

Steueroase adé: Ist die Schweiz auf dem Weg zur Stabilitätsoase? | finanzen.net

Über alte Klischees von reichen Millionären und Steuerflucht, hin zu der Frage, ob sich das Schweizer Konto noch lohnt und was die Inflation damit zu tun hat.

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Das Schweizer Nummernkonto und Schließfächer mit Gold

Die Schweiz galt lange als Inbegriff der Steueroase. Das Schweizer Bankgeheimnis und das ominöse Nummernkonto gelten in der Welt als das Aushängeschild der Eidgenossenschaft. Strenge Bankgeheimnisse, Steuerhinterziehung und Vermögen von Diktatoren wie Gaddafi zeichneten in der Vergangenheit selten ein positives Bild der Schweiz, weshalb nach wie vor viele Leute ihr Geld in die Schweiz bringen wollen, aber sollte man dies noch tun? In den letzten Jahren hat sich viel in der Schweiz und der Welt gewandelt. Stimmen die Klischees und Versprechungen: Wer Steuern sparen will, bringt sein Geld in die Schweiz?

OECD und EU gegen Terrorismusfinanzierung und Bankgeheimnis à la Suisse

Einst war das Schweizer Bankgeheimnis nahezu unantastbar. Doch unter dem Druck internationaler Organisationen wie der OECD und der EU hat die Schweiz schrittweise ihre Regelungen gelockert, um im Kampf gegen den Terrorismus und Steuerhinterziehung nicht mehr als Gehilfe von fragwürdigen Personen zu gelten. Seit dem Inkrafttreten des automatischen Informationsaustauschs (AIA) im Jahr 2017 übermitteln Schweizer Banken automatisch Kontodaten an die Steuerbehörden der Heimatländer ihrer Kunden. Dieser Paradigmenwechsel hat die Attraktivität der Schweiz als Zufluchtsort für Steuerhinterzieher erheblich geschmälert. So wird das Schweizer Nummernkonto bei den meisten Banken nicht mehr angeboten und lässt sich auch dann immer noch namentlich zuordnen.

Anstrengungen, um ihr Bankenwesen transparenter zu gestalten und sich an internationale Standards anzupassen, führen dazu, dass sich die Gründe, in der Schweiz anzulegen, ändern. Zudem ist die Kapitalertragssteuer mit 35 Prozent wesentlich höher als beispielsweise in Deutschland (25 Prozent).

Statt Anonymität gilt Stabilität

Das neue Verkaufsargument der Schweiz ist Preisstabilität. Während in der direkten Nachbarschaft der EU und in den USA, mit Corona und Ukrainekrieg, die Inflationszahlen bei bis zu teilweise 11,5 Prozent (EU) und bei acht Prozent in den USA lagen, blieben der Schweizer Franken und die Wirtschaft in der Schweiz mit einer Teuerungsrate von 2,8 Prozent im Jahr 2022 deutlich unter den Werten seiner wirtschaftlichen Partner. Auch gerade deswegen ist der Schweizer Franken als Währungsanlage sehr begehrt. Zudem trägt die Schuldenquote der Schweiz von 17,8 Prozent mit 142 Milliarden Franken Schulden dazu bei, dass weniger Anreize mehr Geld zu drucken geschafft werden. Deutschland liegt laut Statistischem Bundesamt mit 63,6 Prozent Verschuldung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, am unteren Ende im Euroraum. Die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, hingegen hat 122 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und unglaubliche 34,83 Billionen, also 34.000 Milliarden US-Dollar Schulden. Ein Vergleich mit dem Alpenstaat lässt sich kaum ziehen, ein weiterer Pluspunkt für die stabile Währung.

Abschließend lässt sich sagen, dass das "klassische" Konto in der Schweiz nicht mehr die Anreize bietet und die Gründe für ein solches Konto sich verschoben haben. Auch unabhängig vom Schweizer Konto lässt sich inzwischen nämlich in den Franken investieren und Tagesgeldkonten führen.

Redaktion finanzen.net

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