Provisionen im Blick: Apple hat Netflix für In-App-Käufe viele Vorteile angeboten
Der Rechtsstreit Apple vs. Epic Games zieht sich weiter in die Länge. Nun liegen Apple-interne Mails und eine interne Präsentation vor: Diese offenbaren Apples Versuche aus dem Jahr 2018, Netflix davon abzuhalten, die In-App-Käufe auf iOS-Geräten abzuschaffen.
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Seit August 2020 streiten Apple und Epic Games um Apples App-Store - oder vielmehr die In-App-Käufe, die Apple kontrolliert. Im Rechtsstreit Apple vs. Epic Games stellt Epic Games in diesem Frühjahr seine Argumentation dar. In diesem Rahmen werden ständig neue Apple-interne Dokumente offengelegt, die das Marktmonopol des Tech-Giganten belegen sollen.
E-Mail-Verlauf und interne Präsentation liegen dem Gericht als Beweismittel vor
War vor einigen Wochen auf Basis gerichtlicher Unterlagen bekannt geworden, dass Apple im Jahr 2013 fast iMessage für Android verfügbar gemacht hätte, um in der Liga der erfolgreichsten Messenger-Dienste mitzuspielen, wurden im Rechtsstreit nun erneut interne Apple-Dokumente als Beweismittel herangezogen. Es handelt sich dabei um eine Reihe von E-Mails sowie eine Präsentation, die zum Thema Netflix' Entscheidung haben, keine In-App-Käufe mehr anzubieten. Die Nachrichten sowie die Präsentation stammen aus dem Jahr 2018, als Netflix in mehreren Ländern (darunter auch Deutschland) testete, ob Kunden auch über den Browser anstelle der App Abonnements abschließen. Zu dieser Zeit, so 9to5Mac, habe Netflix ein Allzeithoch an Einnahmen über Mobilgeräte verzeichnet - allein im November 2017 waren es offenbar 86,6 Millionen US-Dollar. Diese Daten wurden 9to5Mac von Sensor Tower zur Verfügung gestellt.
Apple überlegte damals, Netflix’ Entscheidung zu sanktionieren
Damals standen Apple 30 Prozent der Einnahmen aus Abonnements im ersten Jahr zu, die über die App abgeschlossen wurden, lief ein Abonnement nach dem ersten Jahr weiter, standen Apple noch 15 Prozent der Einnahmen zu. Mit Netflix' Wunsch nach einem zweimonatigen Test, der den Profit ermitteln sollte, den die Kooperation mit Apple für den Streamingdienst bedeutete, kamen bei Apple Besorgnisse auf - die Netflix-Abonnements stellten damals für den Tech-Giganten eine große Einnahmequelle dar. Und so schrieb Carson Oliver, Direktor des App-Store Businessmanagements, eine interne Mail an eine Reihe anderer damaliger Führungskräfte, darunter Matt Fischer, Vize-Verantwortlicher für den App-Store und Eric Gray, Produktmanager im Bereich Commerce & Pricing.
Oliver schrieb: "Wir haben unsere Bedenken geäußert, dass die Durchführung dieses Tests ein schlechtes Kundenerlebnis für App-Nutzer in diesen Märkten schaffen und Co-Marketing-Möglichkeiten einschränken könnte […]" Er schrieb weiter: "Wollen wir als Antwort auf diesen Test irgendwelche Sanktionen geltend machen […]? Falls ja, wie sollten diese Sanktionen gegenüber Netflix kommuniziert werden?"
Apple bot Netflix Sonderbehandlung an, damit die In-App-Käufe beibehalten werden
Netflix ließ sich von Apple nicht von dem Test abbringen und führte ihn durch, was für Apple allein in den zwei Testmonaten deutlich niedrigere Einnahmen bedeutete - dies wird in der Präsentation deutlich, die dem Gericht ebenfalls vorliegt und 2018 von Apple an Netflix geschickt wurde. Sie sollte der Überzeugung Netflix’ dienen, die Möglichkeit der In-App-Käufe nicht global einzustellen.
Bei dem Versuch, Netflix zu überzeugen, fuhr Apple alle Geschütze auf und bot dem Streamingdienst eine ganze Reihe an Ideen zur Sonderbehandlung an: So wurde vorgeschlagen, Netflix enger in das iOS-Betriebssystem zu integrieren, Netflix auf der Apple-Homepage stärker hervorzuheben und auch anderweitig stärker zu bewerben, Netflix ein eigenes Werbebudget zur Verfügung zu stellen und sogar, den Apple TV in Kombination mit einem Netflix-Abo sozusagen als Paket anzubieten. Dies ist nur ein Teil der Ideen, die Netflix von den In-App-Käufen überzeugen sollten.
Netflix-Fall zeigt: In-App-Käufe sind finanziell relevant für Apple
Netflix ließ sich schlussendlich trotz aller Bemühungen von Seiten des Tech-Giganten nicht von Apple überzeugen und entschied offenbar, dass ein Verzicht auf die In-App-Käufe finanziell sinnvoller wäre als darauf zu setzen, dass Kunden unbedingt per App ihr Abo abschließen möchten. Daraus resultierte, dass Apple nicht mehr von neuen Netflix-Abonnements profitierte und diese global seit Anfang 2019 stattdessen wie bei Android-Nutzern über den Browser abgeschlossen werden müssen. Wer jedoch noch vor Ende 2018 ein Netflix-Abo per iOS-App abgeschlossen hat, kann die Zahlung weiterhin über iTunes abwickeln - von den Abonnementzahlungen dieser Nutzer stehen Apple weiterhin 15 Prozent zu.
Der Netflix-Fall ist ein Paradebeispiel, das zeigt wie wichtig In-App-Käufe finanziell für Apple sind.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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