Steigende GKV-Beiträge: Für wen lohnt sich ein Wechsel in die private Krankenversicherung?
Angesichts der steigenden Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Unsicherheit bezüglicher zukünftiger Leistungen und Beiträge erwägen viele Menschen einen Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV). Doch welche Vorteile bietet ein Wechsel?
Sozialgesetzbuch regelt Versicherungspflicht
Ob man von der GKV in die private Krankenversicherung wechseln kann, hängt davon ab, ob man nach Paragraf 5 Sozialgesetzbuch (SGB) V als versicherungspflichtig gilt. Arbeitnehmer, die weniger als die Jahresarbeitsentgeltgrenze verdienen, sind grundsätzlich in der GKV pflichtversichert. Es gibt jedoch auch Ausnahmen von der Versicherungspflicht in der GKV. Selbstständige und Beamte können sich beispielsweise entweder freiwillig in der GKV oder privaten Krankenversicherung versichern, ebenso Arbeitnehmer, die mehr als die Jahresarbeitsentgeltgrenze im Vorjahr und voraussichtlich im kommenden Jahr verdienen.
Bessere medizinische Versorgung in der PKV
Beide Arten der Krankenversicherungen haben ihre Vor- und Nachteile. Es ist auf jeden Fall wichtig, die Entscheidung zu einem Wechsel aus einer langfristigen Perspektive zu betrachten. Entscheidet man sich für einen Wechsel in die PKV, ist es ab dem 55. Lebensjahr fast ausgeschlossen, wieder in die GKV zurück zu wechseln.
Ein Vorteil der PKV besteht darin, dass Privatversicherten die vertraglich zugesicherten Leistungen garantiert sind. Während derzeit Leistungskürzungen in der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen werden, besteht keine Gewissheit darüber, ob dies zukünftig so bleiben wird. Der entscheidende Vorzug der PKV im Vergleich zur GKV liegt vor allem in einer üblicherweise hochwertigeren medizinischen Betreuung für PKV-Versicherte. Privatversicherte profitieren oft von kürzeren Wartezeiten bei Arztbesuchen, einer generell besseren Versorgung während Krankenhausaufenthalten und einem umfangreicheren Angebot an medizinischen Leistungen. Dennoch hat diese verbesserte Versorgung auch ihren Preis, besonders im Alter.
Beiträge können im Alter Versicherte belasten
Laut finanztip.de ist für alleinstehende, gutverdienende Angestellte die PKV meist günstiger als eine freiwillige Versicherung in der GKV. Die Kosten würden allerdings mit dem Alter ansteigen, "zwischen 2000 und 2020 stiegen die Beiträge laut Branchendienst Map-Report für privatversicherte Angestellte durchschnittlich um rund 3,8 Prozent pro Jahr, für Beamte um rund 2,9 Prozent", so finanztip.de. Sobald Versicherte das Rentenalter erreichen und die Einnahmen sinken, könnte es für viele Versicherte zu einer höheren finanziellen Belastung kommen, da die Beiträge, im Gegensatz zur GKV, nicht an das Einkommen gekoppelt sind. Ein weiterer Nachteil der PKV besteht in der fehlenden Möglichkeit, Familienmitglieder kostenlos mitzuversichern. Während in der GKV Ehepartner und Kinder automatisch mitversichert sind, werden in der PKV mitunter üppige Beiträge für Familienmitglieder fällig.
Individuelle Umstände bestimmen Beitragshöhe
Ein Wechsel in die PKV lohnt sich also nur für diejenigen, die davon ausgehen können, dass sie ein dauerhaft hohes Einkommen beziehen werden und in Kauf nehmen, dass Vorteile hinsichtlich der Familienversicherung wegfallen. Da die Beiträge für die PKV nicht wie bei der GKV anhand des Einkommens, sondern von der jeweiligen individuellen Lebenssituation abhängig sind, kommt für manche Menschen ein Wechsel eher in Betracht als für andere. Gemäß Angaben von finanztip.de wird die Prämienhöhe in der PKV von verschiedenen Faktoren beeinflusst, unter anderem vom gesundheitlichen Zustand und Alter des Versicherten zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Da vor einem Wechsel in die PKV in der Regel eine umfassende Gesundheitsprüfung durchgeführt wird und die monatlichen Beiträge altersabhängig sind, rechnet sich ein Wechsel normalerweise eher für jüngere Personen. Sollte man schon eine Vorerkrankung haben, schlägt sich dies ebenfalls in höheren Kosten wieder. Ebenfalls müssen Menschen, die einen riskanten Beruf ausüben, mit höheren Prämien rechnen. Selbstständige und junge Arbeitnehmer, die über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegen, sollten sich daher gut überlegen, ob sie auch im Alter die möglicherweise höheren Beiträge der PKV schultern können.
Für Beamte lohnt sich eine Versicherung in der PKV allerdings fast immer. Der hauptsächliche Grund dafür ist, dass Beamte eine Beihilfe von ihrem Bundesland oder durch den Bund erhalten, wenn sie sich in der PKV versichern, die sich laut versicherungsvergleich-beamte.de auf mindestens 50 Prozent der Kosten beläuft und bis auf 70 Prozent ansteigen kann. Über die PKV müssen Beamte somit nur noch die übrigen 50 Prozent absichern, was zu einer erheblichen Kostenersparnis führt. In einigen Bundesländern gibt es mittlerweile auch Beihilfen für eine Versicherung in der GKV, die darauf abzielen, mehr Beamte zu einer Versicherung in der GKV zu bewegen.
Redaktion finanzen.net
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