Gang in den Heizungskeller

Hohe Strom- und Gaspreise - Expertin: So können Haushalte 25 Prozent der Wärmeenergie einsparen

03.10.24 06:11 Uhr

Nachhaltigkeits-Professorin klärt auf: So können Haushalte den Stromverbrauch drosseln | finanzen.net

Strom kann nicht alle Energieformen ersetzen, sagt Lamia Messari-Becher. Kurzfristig empfiehlt die hochqualifizierte Expertin für Umweltfragen und Gebäudetechnologie Privathaushalten den Gang in den Heizungskeller.

Lamia Messari-Becher ist Bauingenieurin und Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen und war in der Vergangenheit sowohl im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung als auch Teil des Wissenschaftsgremiums Zukunft Bau des Bundesbauministeriums. "Deutschland hat in der Energiepolitik grobe Fehler gemacht. Was wir brauchen, ist eine diversifizierte Energiewende, Speichertechnik, Speicherinfrastruktur und eine echte Wärmewende", kommentiert sie die aktuelle Lage in einem Interview gegenüber dem manager magazin.

Messari-Becher: Heizungsanlagen sind oft nicht richtig eingestellt

Das Ziel müsse sein, Strom, Wärme und Treibstoffe klimaneutral herzustellen und dabei größer zu denken - also nicht nur einzelne Gebäude, sondern ganze Viertel als Einheiten zu betrachten. Doch die Haushalte müssen jetzt mit den hohen Energiepreisen umgehen und rechnen diesen Herbst und Winter mit hohen Strom- und Gasrechnungen. Viele Menschen kaufen elektrische Heizlüfter, um statt der durch die Decke gegangenen Gaspreise nur die etwas niedrigen (aber ebenfalls hohen) Strompreise zu zahlen.

Dazu sagt Messari-Becher ganz klar: Strom kann nicht alle Energieformen ersetzen. Sie empfiehlt Privathaushalten kurzfristig den Gang in den Heizkeller. "Etwa 25 Prozent der Wärmeenergie ließen sich schon durch einen Gang in den Heizungskeller sparen. Viele Anlagen sind nicht optimal eingestellt - was ein Handwerker leicht beheben könnte", so die Expertin.

Vom Ressourcenverbrauch zum Ressourcengebrauch

Mittelfristig sei eine Erhöhung der Recyclingquote die beste Lösung. Zu Wärmewende selbst sagt sie: "Wir müssen die Welt nicht komplett neu denken, sondern unsere Art des Wirtschaftens korrigieren: Weg vom Ressourcenverbrauch hin zum Ressourcengebrauch. Das heißt, Materialien so sparsam wie möglich einzusetzen und sie immer wieder in den Kreislauf zurückzuführen."

Messari-Becher ist nicht die einzige Energie-Expertin mit Tipps für diesen Herbst und Winter. So lässt sich laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen relativ einfach der Stromverbrauch von Computer und Laptop senken und ähnlich wie im Heizkeller gibt es auch beim Kühlschrank die perfekte Einstellung. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz empfiehlt gegenüber der Tagesschau, den Kühlschrank bei sieben Grad und die Gefriertruhe bei -18 Grad zu halten. Nur ein Grad Celsius niedrigere Temperaturen könnten rund sechs Prozent mehr Strom fressen. Ebenfalls gegenüber der Tagesschau empfiehlt ADAC-Sprecher Jürgen Grieving, mit dem Auto langsamer unterwegs zu sein: "Sprit sparen lässt sich mit einer möglichst gleichmäßigen Fahrweise. Häufige Beschleunigungsvorgänge steigern den Spritverbrauch ebenso wie hohe Geschwindigkeiten. Generell gilt: Je schneller ich fahre, desto höher wird der Verbrauch." Mit der richtigen Fahrweise könne man bis zu 20 Prozent Sprit einsparen.

Redaktion finanzen.net

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