Agrarfonds: Reiche Ernte
Die Weltbevölkerung wächst, der Nahrungsmittelbedarf steigt. Spezialisierte Fonds setzen auf diesen Megatrend.
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von Patrick Daum, Euro am Sonntag
Rund sieben Milliarden Menschen leben inzwischen auf der Erde. Laut Prognosen des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung wird im Jahr 2025 die Marke von acht Milliarden geknackt. Und die Weltbevölkerung wächst weiter.
Damit steigt auch die Nachfrage nach Nahrung. Den Vereinten Nationen zufolge müsste sich die Lebensmittelproduktion bis 2050 verdoppeln, um den steigenden Bedarf zu befriedigen. Doch schon heute besteht ein Mangel an Anbauflächen. Hinzu kommt, dass Naturkatastrophen die Ernten immer stärker belasten dürften. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten Dürren und Überschwemmungen den weltweiten Ernteertrag künftig um 20 bis 40 Prozent senken.
Um den sich abzeichnenden Mangel an Nahrungsmitteln einzudämmen, wird wahrscheinlich der Bedarf an moderner Landmaschinen- und Bewässerungstechnik, an Düngemitteln oder an Aquakulturen steigen. Ebenfalls gefragt ist verbessertes Saatgut. Die Universität Stuttgart-Hohenheim hat Samen untersucht, die mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert wurden. Das Ergebnis: Sie sind effizienter und günstiger als herkömmliches Saatgut. Der Nährstoffgehalt von Reis oder Weizen könnte beispielsweise durch das Hineinzüchten von Betakarotin, einem Vorprodukt für Vitamin A, um bis zu 170 Prozent gesteigert werden.
Potenzial erkannt
Das riesige Langfristpotenzial, das die Agrarindustrie bietet, wollen sich einige Fonds zunutze machen und haben sich auf den zukunftsträchtigen Sektor spezialisiert. Alexander Roose, Fondsmanager des Petercam Equities Agrivalue (ISIN: BE 094 776 474 3), setzt auf innovative Technologien. Mit Devro investiert Roose in ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Ersatz-Wurstdärmen spezialisiert hat. Aus Rinderhaut wird Polymer extrahiert, woraus natürliche Wursthüllen hergestellt werden können. Für Wurstfabrikanten eine kostensparende Alternative. Fondsmanager Roose investiert vor allem in Unternehmen, die in Schwellenländern tätig sind. Er hat keine Zweifel, dass diese in den kommenden Jahren zu alter Stärke zurückfinden werden und sein Fonds von dem dortigen Nahrungsmittelbedarf profitieren wird.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der DWS Invest Global Agribusiness (LU 027 315 887 2). „Investieren entlang der Wertschöpfungskette“, so lautet das Credo der beiden Fondsmanager Ralf Oberbannscheidt und Oliver Kratz. Sie suchen unter anderem nach Unternehmen, die sich auf die Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen und den Ausbau von landwirtschaftlicher Infrastruktur, etwa Bewässerungssysteme, spezialisiert haben. Interessant sind für sie aber auch Konzerne, die dem globalen Hunger entgegenwirken und Getreidesorten entwickeln, die eine bessere Qualität, höhere Erträge sowie verbesserte Wetterresistenz und Umweltverträglichkeit bieten.
Mit einem Portfolioanteil von gut neun Prozent ist der Ölsaatenverarbeiter Bunge Limited — auf den auch Petercam-Fondsmanager Roose setzt — am stärksten gewichtet. Auf Dreijahressicht erreichten die Fondsmanager so eine Wertentwicklung von acht Prozent, auf Fünfjahressicht von 22 Prozent.
Gute Perspektiven
Attraktive Wachstumsperspektiven im Agrar- und Ernährungsbereich erkennt auch Jörg Dehning, Fondsmanager des DJE — Agrar & Ernährung. Er ist ebenfalls auf der Suche nach Unternehmen, die vom zunehmenden Nahrungsmittelbedarf profitieren. Seinen Fonds empfiehlt er Anlegern, die einen mittel- bis langfristigen Investmenthorizont haben und eine aussichtsreiche, wenn auch spekulativere Depotbeimischung suchen. In den vergangenen drei Jahren kommt der DJE-Fonds auf eine Wertsteigerung von 44 Prozent, in den vergangenen fünf Jahren von 63 Prozent.
Anleger, die in den Nahrungsmittelsektor investieren wollen und keinen Wert auf aktives Fondsmanagement legen, können den Lyxor ETF Stoxx Europe 600 Food & Beverage nutzen. Der dem ETF zugrunde liegende Index enthält die großen Konzerne der europäischen Nahrungsmittelbranche wie Nestlé, Anheuser-Busch, Unilever und Danone. Die Rendite des Indexfonds in den vergangenen Jahren kann sich sehen lassen: Über drei Jahre legte er um 45 Prozent zu, über fünf Jahre um 87 Prozent.
Investor-Info
Lyxor Stoxx Eur. Food & Bev.
Nestlé und das übrige Europa
In 19 Industriesektoren ist der breite europäische Aktienindex Stoxx Europe 600 unterteilt. In den vergangenen fünf Jahren war kein Sektor besser als Food & Beverages, auf Deutsch „Nahrungsmittel und Getränke“. Mehr als 13 Prozent Rendite ließen sich damit jährlich erzielen. Agrarunternehmen wie etwa Landmaschinenhersteller sind in dem Subindex nicht enthalten. Dafür alles, was in der europäischen Lebensmittelbranche Rang und Namen hat. Nestlé dominiert mit einem Anteil von 30 Prozent.
DJE Agrar & Ernährung
Breite regionale Streuung
Fondsmanager Jörg Dehning investiert in Unternehmen, die direkt oder indirekt in der Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette tätig sind. Aus ethischen Gründen kauft er weder physische Rohstoffe noch Derivate, die von deren Preisanstieg profitieren. Der Manager orientiert sich an keiner Benchmark und kann in schwierigen Zeiten die Investitionsquote auf bis zu 51 Prozent reduzieren. Für einen weltweit anlegenden Fonds ist der Anteil von US-Werten relativ gering (25 Prozent). Ein signifikantes Gewicht haben zudem Titel aus Thailand mit zehn Prozent.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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19.11.2024 | Nestlé Outperform | RBC Capital Markets | |
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19.11.2024 | Nestlé Outperform | RBC Capital Markets | |
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20.11.2024 | Nestlé Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
20.11.2024 | Nestlé Neutral | UBS AG | |
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19.11.2024 | Nestlé Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
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