Hauptversammlungen: Einflussreiche Einmischer
Fondsgesellschaften sind die größte Aktionärsgruppe in Europa. Und sie werden auf Hauptversammlungen immer aktiver.
Werte in diesem Artikel
von Isabelle Cabie, Gastautorin von €uro am Sonntag
Ein Kursplus von sieben Prozent im Monat: Davon träumen viele Aktionäre. Die Aktien der Deutschen Bank schafften diesen Sprung an nur einem Vormittag, als die Vorstände Anshu Jain und Jürgen Fitschen am 7. Juni ihren Rücktritt bekannt gaben. Der plötzliche Abschied des Führungsduos ist nicht nur den vielen Skandalen, Gerichtsverfahren und der wenig überzeugenden strategischen Neuausrichtung geschuldet. Auch das Misstrauensvotum der Aktionäre auf der Hauptversammlung am 22. Mai hat zu dieser Entscheidung beigetragen. Fast 40 Prozent verweigerten dem Vorstand die Entlastung, üblich sind Zustimmungsraten von 90 Prozent und mehr.
Nicht jede Hauptversammlung endet mit so einem Paukenschlag. Aber: Immer mehr Vorstände sehen sich immer kritischeren Investoren gegenüber, die bei wichtigen Themen mitbestimmen wollen. Die größte und damit einflussreichste Aktionärsgruppe in Europa sind die Fondsgesellschaften. Sie halten über ihre Fonds rund 40 Prozent des Streubesitzes und verfügen damit über das Recht, treuhänderisch für die Endinvestoren abzustimmen.
Fondsmanager müssen ihre Verantwortung wahrnehmen
Ob und wie die Vermögensverwalter tatsächlich votierten, blieb in der Vergangenheit oft im Dunkeln. Wenn überhaupt abgestimmt wurde, waren pauschale Ja-Stimmen für alle Vorstandsvorlagen üblich. Entsprechend drängen Aufsichtsbehörden und Aktionärsverbände die Fondsmanager seit Langem, ihre Verantwortung nicht nur aktiv wahrzunehmen, sondern das Abstimmungsverhalten auch offenzulegen.Diese Forderung ist richtig, denn die Fondsgesellschaften sind ja nicht nur gehalten, für ihre Anleger die besten Aktien zu identifizieren. Als Stellvertreter der Anleger sollten sie auch dafür Sorge tragen, dass die Unternehmen angemessen kontrolliert werden und sich wirtschaftlich nachhaltig entwickeln.
Wichtige Regeln und Verhaltensweisen, die eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung ausmachen, werden in den sogenannten Corporate-Governance-Kodizes festgehalten. Dabei handelt es sich um Richtlinien, die je nach Land vom Gesetzgeber, von nationalen Branchenverbänden oder Kommissionen aufgestellt werden.
Ein Vorreiter dieser Entwicklung ist Großbritannien, das in den frühen 90er-Jahren von einer Reihe skandalumwitterter Unternehmenspleiten wie der Insolvenz der BCCI Bank, des Polly-Peck-Konzerns oder der Maxwell-Mediengruppe erschüttert wurde. In jedem dieser Fälle führten ungenügende Kontrollmechanismen, fehlende Transparenz und eine hohe kriminelle Energie einzelner Vorstände zum Zusammenbruch der Unternehmen.
Die Corporate-Governance-Regeln sollen helfen, solche Fehlentwicklungen zu verhindern. Sie machen Vorgaben zu Vorstandsvergütung und Anreizsystemen, der Unabhängigkeit und den Rechten von Aufsichtsgremien sowie zu den Rechten der Aktionäre. Wir bei Candriam nutzen solche Vorgaben, um im Rahmen der Aktienbewertung auch die Unternehmensführung zu prüfen. Zudem gibt es ein Gremium aus internen und externen Experten, das potenziell kritische Themen benennt und eigene Richtlinien aufstellt, nach denen sich das Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen richtet.
Generell kann man feststellen, dass heute immer mehr Fondsgesellschaften auf Hauptversammlungen abstimmen, auch wenn jedes Unternehmen hier immer noch eine sehr eigene Politik verfolgt. Candriam zum Beispiel hat 2014 bereits an 123 Hauptversammlungen teilgenommen und bei 2224 Tagesordnungspunkten abgestimmt. Insgesamt votierten die Vertreter der Fondsgesellschaft in 306 Fällen gegen die Vorschläge des Vorstands. Die Nein-Stimmen betrafen vor allem intransparente oder unangemessen hohe Vorstandsvergütungen und Incentive-Pakete, die nicht ausreichend an den langfristigen Unternehmenserfolg gekoppelt waren.
Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen. Aktionäre und Investoren sollten ein Interesse daran haben, dass Aufsicht und Stimmrecht in ihrem Sinn eingesetzt werden. Das kommt nicht nur ihrem eigenen Portemonnaie, sondern der gesamten Wirtschaft zugute.
Kurzvita
Isabelle Cabie,
Leiterin Sustainable & Responsible
Investment bei Candriam
Cabie begann ihre Laufbahn 1992 bei Dexia. Seit 1998 arbeitet sie bei Candriam, vormals Dexia Asset Management, im Bereich institutionelle Mandate. Seit März 2010 leitet sie den Geschäftsbereich Nachhaltiges & Verantwortungsvolles Investieren.
Candriam Investors Group ist einer der führenden Anlagemanager Europas und verwaltet ein Vermögen von rund 90 Milliarden Euro.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Ans Brys/Dexia Asset Management/Candriam, ollyy / Shutterstock.com
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