Wölbern Invest: Hormonmediziner auf Abwegen
Der Inhaber und Chef des Hamburger Fondsanbieters Wölbern Invest sitzt in Untersuchungshaft. Was Anleger tun können.
von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag
Wegen mutmaßlicher Untreue in 318 Fällen haben Kriminalbeamte und Mitarbeiter des Wirtschaftsprüfdienstes des Hamburger Landeskriminalamts am 23. September die Geschäftsräume des Fondsinitiators Wölbern Invest sowie die Privaträume des Inhabers Heinrich Maria Schulte durchsucht. Dabei stellten die Ermittler Geschäftsunterlagen und elektronische Daten sicher. Schulte sitzt in Untersuchungshaft.
Schon lange fürchten Anleger um ihr Geld. „Es ist davon auszugehen, dass bei der Durchsuchung auch Vermögenswerte sichergestellt wurden. Die Staatsanwaltschaft ist verpflichtet, diese zu veröffentlichen“, erklärt Andreas Lang, Vorstand der Rechtsanwalts AG Nieding + Barth.
Mögliche Anspruchsgegner für betroffene Wölbern-Anleger sieht der Anwalt neben Schulte auch in den Treuhändern der Fondsgesellschaften, die in vielen Fällen ebenfalls Teil der Wölbern-Gruppe sind. Hier stelle sich die Frage, ob sie nicht ihre Pflichten verletzt haben.
Fein raus sind unterdessen einige Anleger, die über die Hamburger Sparkasse Anteile am Geschlossenen Immobilienfonds von Wölbern zeichneten und nicht vom Berater auf mögliche Interessenkonflikte und Konzeptionsfehler hingewiesen wurden. Sie bekommen ihr Geld im Zuge eines Vergleichs zurück.
Der Medizinprofessor mit Fachgebiet Hormonerkrankungen hatte 2006 das Bankhaus Wölbern samt Fondsgeschäft von der südafrikanischen Absa-Gruppe übernommen und sich später von dem nicht lukrativen Bankgeschäft getrennt. Er soll laut Angaben der Staatsanwaltschaft als Geschäftsführer von 29 Geschlossenen Fonds 139 Millionen Euro unrechtmäßig abgezweigt haben. 37 Millionen Euro davon sind laut den Ermittlern auf Schultes Privatkonto oder auf Konten von Gesellschaften gewandert, in denen Schulte als Geschäftsführer agiert. Sollte sich erweisen, dass er sich bereichert hat, müsste der Mediziner auch wegen Betrugs angeklagt werden.
Zu den Ermittlungen kam es, nachdem Schulte 2012 Geld von florierenden Geschlossenen Immobilienfonds abzweigen wollte, um kriselnde Beteiligungen zu stützen. Der Plan scheiterte am Widerstand der Anleger.