Noch mehr China handelbar

Zusammenschluss: Big Bang in Fernost

27.11.14 09:40 Uhr

Zusammenschluss: Big Bang in Fernost | finanzen.net

Die Börsen von Hongkong und Shanghai kooperieren. Anlegern eröffnen sich neue Möglichkeiten - die bislang kaum genutzt werden.

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von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Auch der längste Marsch ­beginnt mit dem ersten Schritt, sagt der chinesische Philosoph Laotse. Als ein erster Schritt auf dem weiten Weg zur vollständigen Integration der Volksrepublik in die globale Finanzwelt gilt der am Montag vor einer Woche erfolgte Start des Börsenprojekts "Shanghai- Hong Kong Stock Connect". Die Kooperation des sechstgrößten mit dem siebtgrößten Aktienmarkt der Welt eröffnet Fondsgesellschaften aber auch Privatanlegern erstmals die Chance, via Hongkong in chinesische Aktien zu investieren, die in Shanghai gelistet sind.

"Investoren haben nun Zugang zu vielen Qualitätsunternehmen", sagt Jian Shi Cortesi, China-Expertin bei Swiss & Global Asset Management. Bislang war dieser wenigen ausländischen institutionellen Investoren vorbehalten. Die meisten China-Fonds mussten sich mit sogenannten H-Aktien zufriedengeben, mit Unternehmen aus China, die in Hongkong-Dollar an der Börse der ehemaligen Kronkolonie gehandelt werden. Insgesamt erschließt sich ausländischen Anlegern ein zusätzliches Aktienuniversum von 500 Unternehmen, die es zusammen auf eine Marktkapitalisierung bringen, die in etwa der des japanischen Aktienmarkts entspricht.

Für einen Einstieg spricht die noch geringe Korrelation des Aktienmarkts von Shanghai mit den Märkten der Industriestaaten. "Die Shanghai-Hong Kong Stock Connect bietet zudem schnell agierenden Anlegern Arbitrage-Gelegenheiten, um von Aktien zu profitieren, die auf beiden Märkten gehandelt werden", sagt Cortesi. "Es kann lange Zeit dauern, bis die Preisdifferenzen verschwinden, vor allem bei Small Caps."

Bedingung für den Kauf und Verkauf von in Shanghai gelisteten Werten ist die Eröffnung eines Offshore-Renminbi-Kontos bei einer Bank in Hongkong. Allerdings enthält die neue Regelung Einschränkungen für Ausländer. Das tägliche Handelsvolumen wurde vorerst auf 1,75 Milliarden Euro begrenzt, das sind 3,5 Prozent des täglichen Umsatzvolumens.

Wie der große Knall von 1986
Auch Festlandchinesen profitieren von der Börsenkooperation. Sie dürfen über Shanghai zum ersten Mal Wertpapiere erwerben, die in Hongkong gehandelt werden, wie zum Beispiel die beiden Internet­unternehmen Baidu oder Tencent. Doch nur vermögenden Anlegern - sie müssen über ein Wertpapierkonto in Höhe von mindestens 65.000 Euro verfügen - sowie institutionellen Investoren ist ein Engagement erlaubt. Das tägliche Volumen des sogenannten Southbound-Handels ist zudem auf rund 1,4 Milliarden Euro begrenzt.

Wann Peking Käufe und Verkäufe ohne jegliche Kontingentierung in beide Richtungen erlauben wird, lässt sich bislang nicht sagen. Doch schon jetzt messen Experten der Öffnung eine Bedeutung bei wie den "Big-Bang-Reformen" Großbritanniens im Jahr 1986 zu. Diese ermöglichten damals den Aufstieg Londons zum führenden Finanzplatz.

Im Vorfeld der Börsenkooperation waren die Kurse deshalb sowohl in Shanghai als auch in Hongkong gestiegen. Nach einer kurzen Anfangseuphorie stellte sich in der ersten Handelswoche jedoch Ernüchterung ein. Festlandchinesen nutzten die ihnen zustehenden Quoten nur zu einem geringen Teil aus. Charles Li, Chef der selbst börsennotierten Hong Kong Stock Exchange, ist dennoch nicht enttäuscht. Er glaubt, die Nachfrage aus Festlandchina werde innerhalb eines Jahres deutlich zunehmen. Sein Unternehmen sollte davon langfristig profitieren.

In den vergangenen Tagen gab die Aktie der Hong Kong Stock Exchange jedoch nach, weil die erhofften großen Kapitalzuflüsse vorerst ausblieben. Auch die Leitindizes der beiden Börsen - Hang Seng und Shanghai Composite - notierten tiefer. "Viele Fondsgesellschaften kennen die in Shanghai gelisteten Unternehmen noch zu wenig", erklärt Expertin Cortesi die Zurückhaltung ausländischer Anleger. Auch die Tatsache, dass an der Börse in Shanghai überwiegend Privatanleger handeln, die oftmals irrationale Entscheidungen, basierend auf Gerüchten, treffen, mag ausländische Großinvestoren vorerst abschrecken. Umgekehrt halten sich die Chinesen mit Käufen in Hongkong bisher zurück, weil sie eher auf spekulative Titel setzen.

"Sie suchen Aktien, die in einem Monat um 20 Prozent steigen können", so Cortesi. "Es ist jedoch schwierig, diese in Hongkong zu finden." Besser wäre es wohl, sie orientierten sich an einem weiteren Sprichwort des Philosophen Laotse: Der Weise vermeidet Übertreibungen und Maßlosigkeit.

Investor-Info

db X-tr. Harvest CSI 300 ETF
Direktinvestment in A-Aktien

Als erster europäischer Anbieter hat db X-trackers bereits im Januar einen ETF aufgelegt, der direkt in 300 an den Börsen Shanghai und Shenzen notierte und in Renminbi gehandelte chinesische A-Aktien investiert. Den frühen Markteintritt ermöglichte eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Harvest, das diese Papiere kaufen kann. Finanzwerte wie China Merchants Bank sind mit 37 Prozent gewichtet, auf Industrieunternehmen entfallen 16 Prozent, Kon­sumwerte sind mit 14 Prozent vertreten.

Threadneedle China Opp.
Frei vom Index

Das China-Portfolio von Vanessa Donegan weicht immer wieder stark vom Vergleichsindex MSCI China ab. Unter anderem hat die Managerin den Finanzsektor um zehn Prozent niedriger gewichtet. Die Vorsicht ist berechtigt. Das Gesamtvolumen notleidender Kredite im chinesischen Bankensektor beträgt rund 100 Milliarden Euro. Im Fonds stärker vertreten sind dagegen die Gesundheitsbranche sowie Internetunternehmen wie Vipshop Holdings. Der Fonds eignet sich für langfristig orientierte Anleger mit Bereitschaft zum Risiko.

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Bildquellen: Bule Sky Studio / Shutterstock.com, Digital Storm / Shutterstock.com

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17.05.2019Baiducom BuyThe Benchmark Company
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28.07.2017Baiducom OverweightCantor Fitzgerald
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17.05.2019Baiducom HoldDeutsche Bank AG
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29.03.2017Baiducom Equal WeightBarclays Capital
28.07.2015Baiducom HoldBrean Capital
02.10.2012Baiducom holdJefferies & Company Inc.
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