Neue Doppelspitze

Ray Dalio gibt nach 47 Jahren Kontrolle über Bridgewater ab: So geht es für den größten Hedgefonds der Welt weiter

12.10.22 22:54 Uhr

Ray Dalio gibt nach 47 Jahren Kontrolle über Bridgewater ab: So geht es für den größten Hedgefonds der Welt weiter | finanzen.net

Ray Dalio hat eine Generation von Investoren geprägt. Der 73-jährige US-Amerikaner baute innerhalb von 47 Jahren die Investmentgesellschaft Bridgewater Associates von einem Ein-Büro-Unternehmen zum größten Hedgefonds der Welt auf. Diese Ära geht nun zu Ende - nach langer Vorbereitung trat der Börsenstar Ende September als Bridgewater-CEO zurück.

• Dalio tritt als Bridgewater-CEO zurück
• Bar Dea und Bertolini bilden neue Doppelspitze
• Dalio bleibt Bridgewater verbunden: Vorstandsmitglied und "CEO Mentor"

Ray Dalio gehört zusammen mit Warren Buffett, Charlie Munger, Benjamin Graham oder auch Carl Icahn zu den bekanntesten US-Börsenlegenden. Der gebürtige New Yorker, der laut "Forbes" aktuell über ein Vermögen von 19,1 Milliarden US-Dollar verfügt, ist ebenso für seine messerscharfen Marktanalysen wie für seine Bestseller-Bücher bekannt. Ende September trat er als leitender CEO von Bridgewater zurück - was bedeutet das für die Zukunft des milliardenschweren Hedgefonds?

Ray Dalio tritt als CEO von Bridgewater zurück

Bereits 1975 gründete Dalio die in Westport (Connecticut) ansässige Investmentgesellschaft Bridgewater, die sich dank präziser Analysen mittels hochkomplexer Formeln einen exzellenten Ruf erwarb und gewaltige Summen an Kapital akkumulierte. Mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 150 Milliarden US-Dollar ist Bridgewater der größte Hedgefonds der Welt.

Nach vielen Jahrzehnten als Bridgewater-CEO möchte sich Dalio nun anderen Tätigkeiten widmen. Schon seit 2010 plant Dalio seinen Rücktritt. Am 30. September war es dann so weit, der Multi-Milliardär trat von seiner Rolle als einer von drei Co-CEOs zurück. "Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich und Bridgewater Associates, denn ich habe die Kontrolle über Bridgewater an die nächste Generation übergeben. Dieser Moment des Übergangs ist der Höhepunkt einer 47-jährigen Reise", twitterte Hedgefonds-Legende Ray Dalio.

Neuer Co-CEO Bar Dea: "Ray hat nicht mehr das letzte Wort"

Zwar hatte Dalio auch schon in den vergangenen Jahren verschiedene Mitarbeiter an der Führung partizipieren lassen. Schritt für Schritt gab er verschiedene Posten bei Bridgewater ab. Allerdings lag die letzte Entscheidungsbefugnis stets bei dem 73-Jährigen. Dies ändert sich nun. Der Multi-Milliardär hat nach zwölfjähriger intensiver Suche Nachfolger gefunden, denen er voll und ganz vertraut. "Ray hat nicht mehr das letzte Wort. Das ist eine große Veränderung," zitiert "Fonds Online" den Co-CEO Nir Bar Dea.

Die Übergabe der Leitung ist bei Hedgefonds-Managern keine Selbstverständlichkeit. Viele Manager schließen die Fondsgesellschaft mit ihrem Rücktritt, andere wie Carl Icahn machen daraus ein "Family Office", das ausschließlich das Vermögen der Familie weiter verwaltet.

Dalio bleibt im Vorstand - Doppelspitze wird den Fonds führen

Dalio bleibt Bridgewater aber weiterhin verbunden. Ab dem 1. Oktober erhielt er unter der Bezeichnung "Founder and CEO Mentor" einen von 13 Sitzen im Bridgewater-Vorstand. Gewiss wird seine Meinung auch bei zukünftigen Entscheidungen eine gewichtige Rolle spielen. "Ich hoffe, dass ich bis zu meinem Tod weiterhin Mentor, Investor und Vorstandsmitglied bei Bridgewater sein werde, denn ich und sie lieben es, diese Dinge gemeinsam zu tun", schrieb Dalio auf Twitter. Daraus, dass er weiterhin eine große Verbundenheit zu dem Unternehmen verspürt, macht Dalio unterdessen kein Geheimnis. Die Übergabe der Führungsverantwortung sei "das Schönste, was es gibt", so der Multi-Milliardär. "Bridgewater ist meine erweiterte Familie - und jetzt geht es meiner Familie auch ohne mich gut."

Die Verantwortung für den Erfolg der "Familie" liegt von nun an in den Händen der beiden CEOs Nir Bar Dea und Mark Bertolini. Bar Dea und Bertolini konnten sich in dem bislang äußerst schwachen Börsenjahr 2022 derweil über eine üppige Outperformance zum Gesamtmarkt freuen: Bis zum 30. September legte der bekannte Flaggschiff-Fonds "Pure Alpha Strategy" 34,6 Prozent an Wert zu. Dagegen musste der auf stabilere Erträge abzielende Bridgewater-Fonds "All Weather" dem Börsenabverkauf Tribut zollen und sank im gleichen Zeitraum 27,2 Prozent.

Börsianer werden wohl weiterhin von Dalio hören

Investoren rund um den Globus werden mit Spannung verfolgen, ob Bridgewater auch ohne Dalio künftig eine so bedeutende Rolle in der Finanzwelt spielen wird, wie es in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war. Eines dürfte aber sicher sein: Dalio wird auch weiterhin seine vielbeachteten Einschätzungen zur Situation an den Kapitalmärkten abgeben. So warnte er jüngst vor noch bevorstehenden gravierenden Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Anja Niedringhaus/AP, CNBC/Getty Images