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Wie funktioniert Fondsmanagement in unruhigen Zeiten?

22.11.23 09:01 Uhr

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Wie funktioniert Fondsmanagement in unruhigen Zeiten? | finanzen.net

Im Interview mit Michael Blümke, Portfolio Manager bei ETHENEA, dreht sich alles um das aktuelle Zeitgeschehen und um den Fonds Ethna-AKTIV. Gemeinsam mit Michael Blümke werfen wir einen Blick auf die aktuell relevantesten Themen und beleuchten die daraus resultierenden Auswirkungen.

1. Wie fällt Ihr Fazit für den Ethna-AKTIV in 2023 aus? Womit haben Sie gerechnet, was kam überraschend?

Nach erst neun Monaten kann natürlich nur ein Zwischenfazit gezogen werden. Das bisherige Marktumfeld war gekennzeichnet durch einen deutlichen Zinsanstieg und einer ungewöhnlich geringen Marktbreite in dem von uns favorisierten Aktienindex. Die Stolpersteine für einen diversifizierten Multi-Asset-Fonds waren enorm.
Während auf der Rentenseite sowohl die Spreadausweitungen als auch die Zinsbewegung für ordentlich Gegenwind sorgten, wäre ein Aktienportfolio ohne die großen Mega-Techs deutlich hinter der Benchmark zurückgeblieben. Wie schon im herausfordernden Vorjahr konnte sich der Ethna-AKTIV auch in dieser Phase vergleichsweise gut behaupten. Im Gegensatz zu 2022, als wenig Techlastigkeit und viel Absicherung die Performance des Aktienportfolios unterstützten, war in diesem Jahr genau das Gegenteil der Fall. Die rechtzeitige Erhöhung des Aktienexposures und eine gute Einzeltitelselektion sorgten für eine ansprechende Partizipation am Anstieg des S&P500. Den durchlebten Zinsanstieg haben wir antizipiert und über entsprechende Verkürzung der Duration im Portfolio umgesetzt. Allerdings haben auch wir das Ausmaß unterschätzt. Der von uns vollzogene Strategiewechsel hin zu einer moderaten Durationsverlängerung war daher offensichtlich etwas verfrüht.

2. Welche Auswirkungen sehen Sie angesichts der aktuellen globalen geopolitischen Spannungen auf den Märkten und wie passen Sie Ihre Anlagestrategie diesbezüglich an?

Die aktuell größten Spannungen sind offensichtlich der Krieg in der Ukraine, der Konflikt zwischen Israel und Palästina und die schwelende wirtschaftliche Konfrontation zwischen den USA und der Volksrepublik China. Aus unserer Sicht sind die Volkswirtschaften des alten Kontinents sowohl direkte als auch indirekte Verlierer dieser Entwicklung. Gründe dafür sind neben der kriegsbedingten Energieproblematik der zunehmende Protektionismus und die enormen staatlichen Programme zur Förderung von Zukunftstechnologien, die es in Europa in diesem Ausmaß nicht gibt und an denen hiesige Unternehmen global partizipieren. Aus diesem Grund meiden wir aktienseitig weiterhin europäische Unternehmen. Der chinesische Markt bleibt für uns strategisch nicht investierbar. Nicht nur, dass das Wachstum dort unter der Konfrontation mit den Amerikanern leidet, auch die versteckten Risiken des kollabierenden Immobiliensektors halten uns von Engagements in chinesischen Titeln ab.

3. Wie bewerten Sie die Zinspolitik der Zentralbanken? Welchen Einfluss hat die Geldpolitik auf Ihre Zielinvestments?

Die Zentralbanken haben durch ihr Handeln deutlich gemacht, dass sie das Inflationsproblem sehr ernst nehmen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass, wie Milton Friedman bereits 1960 feststellte, es gegebenenfalls lange und im Zweifelsfall sehr unterschiedlich lange brauchen kann, bis die Effekte der Geldpolitik ihre Wirkung zeigen. Wir sind deshalb überzeugt, dass die Geldpolitik nach dem aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit Dekaden ihre Aufgabe, für Preisstabilität zu sorgen, vorerst erledigt hat und wir keine weiteren Zinsschritte sehen werden. Nichtsdestotrotz ist jedoch festzuhalten, dass die unsägliche Niedrig- bzw. Negativpolitik derselben Zentralbanken eine der Ursachen für die erlebte Inflation ist. Dementsprechend fällt das Gesamturteil aus unserer Sicht nicht unbedingt positiv aus. Unabhängig von diesem Urteil hat die Geldpolitik natürlich enorme Auswirkungen auf unsere Anlagestrategie. Da wir davon ausgehen, dass das aktuelle Zinsniveau das Wachstum ausreichend dämpft, um keinen weiteren Inflationsdruck aufkommen zu lassen, sind tiefere langfristige Zinsen für uns das wahrscheinlichste Zinsszenario. Dementsprechend haben wir schon jetzt begonnen, die Zinssensitivität des Portfolios zu erhöhen. Sobald die Zinsen tatsächlich drehen, werden wir diese Position massiv ausbauen.

4. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie im Bereich Nachhaltigkeit und ESG im aktuellen Anlageumfeld, und wie werden diese in den Fonds integriert?

Nachhaltigkeit ist zu Recht ein wichtiges Thema. Man muss jedoch vor dem Hintergrund der europatypischen Regulierungs- und Dokumentationswut aufpassen, dass man nicht am Ziel vorbeischießt. Wir haben festgestellt, dass wir viele der aufkommenden Anforderungen bereits vorher implementiert und erfüllt haben. Jetzt ist nur noch eine Menge Dokumentationsaufwand dazugekommen. Wenn man jedoch schon diesen Aufwand betreibt, sollte man auch verlässliche und vergleichbare Ergebnisse erwarten können. Wir stellen aber immer wieder fest, dass die Ratings der Unternehmen bei verschiedenen Anbietern voneinander abweichen. Eine Verbesserung der Datenqualität wäre hier ein großer Schritt nach vorne. Sonst endet das Ganze in GiGo (garbage in - garbage out). Da eine vernünftige Nachhaltigkeitsbewertung ohne externe Provider derzeit fast unmöglich ist, greifen wir hier auf die Dienste von Sustainalytics zurück.

5. Welche langfristigen Trends oder Investmentthemen verfolgen Sie derzeit, um Chancen für den Fonds zu identifizieren?

In einem makro-fokussierten Fonds wie dem Ethna-AKTIV geht es weniger um langfristige Technik- oder Innnovationstrends als vielmehr um die Wachstums- und Inflationserwartungen der verschiedenen Volkswirtschaften. Dementsprechend haben Geld- und Fiskalpolitik bei der Asset-Allokation einen hohen Stellenwert. Nichtsdestotrotz ist es für die Frage der Selektion wichtig, marktbeherrschende Themen wie zum Beispiel den Durchbruch bei der Implementierung von künstlicher Intelligenz mit abzudecken. Dies wird durch die regelmäßige Anpassung des Aktienbasisportfolios sichergestellt.

6. Berücksichtigen Sie den technologischen Wandel und Innovationen bei der Auswahl von Anlagen für den Fonds?

Diese Frage berührt zwei Aspekte. Einerseits geht es um die zu investierenden Titel und die Frage, ob deren technologischer Vorsprung oder die inhärente Innnovationskraft als Kaufargument taugen. Andererseits stellt sich die Frage, ob in der hauseigenen Analyse bereits technologische Hilfsmittel oder gar künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Die erste Frage kann ganz klar mit "Ja" beantwortet werden. Natürlich wird bei der Selektion der Einzeltitel unter anderem der technologische Wandel und die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen berücksichtigt. Die Antwort auf die zweite Frage lautet "teils, teils". Während die von uns genutzten Research-Anbieter sicherlich bereits auf die Unterstützung von KI-Tools zurückgreifen, sind wir dabei, für uns passende Anwendungsmöglichkeiten ausfindig zu machen. Hier geht es weniger um Hilfe bei der Titelselektion als vielmehr um ein effizientes Screening des Researchmaterials bzw. eine ansprechende Aufbereitung und Präsentation der Ergebnisse.

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Bildquellen: IPConcept