Innovation und Storytelling im Fokus: Tech-Investor kritisiert Frank Thelen und Starinvestorin Cathie Wood
Tech-Investor Stefan Waldhauser übt in einem Interview Kritik an Start-up-Investor Frank Thelen und Starinvestorin Cathie Wood, die ebenfalls eine Vorliebe für Technologieunternehmen haben. Dass Thelen jetzt auch noch eine Reihe neuer Fonds aufsetzt, findet er "grundfalsch".
Werte in diesem Artikel
• Starke Verluste im Tech-Sektor 2022 - Erholung im neuen Jahr
• Tech-Investor übt Kritik an Frank Thelen und Cathie Wood
• Thelens Tech-Fonds bisher verlustreich - Kritik an neuen Fonds
Im Interview mit Capital.de verrät Tech-Investor Stefan Waldhauser, der seine Firma WeWebU 2013 ins Silicon Valley, an das amerikanische Unternehmen Alfresco, verkauft hat, seinen Investitionsansatz und warum er es für falsch hält, dass der ehemalige "Die Höhle der Löwen"-Investor Frank Thelen weitere Fonds aufsetzt.
Tech-Sektor im Fokus
Nachdem es für Tech-Aktien jahrelang steil aufwärts gegangen war und viele zu Beginn der Corona-Pandemie zusätzlich von einem verstärkten Trend hin zu Home-Office, Online-Shopping & Co. profitierten, war das vergangene Jahr eines zum Vergessen für Tech-Investoren. Viele Aktien verloren deutlich an Wert, für den technologielastigen US-Index NASDAQ Composite ging es 2022 um rund 33 Prozent abwärts. Im neuen Jahr konnte der Index jedoch bereits rund 8,3 Prozent zulegen (Stand: 9. März 2023).
Diese positive Gegenbewegung erklärt Tech-Investor Stefan Waldhauser mit den deutlichen Verlusten aus dem Vorjahr, die nicht alle gerechtfertigt gewesen seien. Gerade zum Jahresende hin sei der Abverkauf panisch verlaufen und habe Übertreibungen erzeugt, weshalb eine Erholung nun nur folgerichtig sei. Laut Waldhauser seien nun vor allem in der zweiten und dritten Reihe Unternehmen zu finden, die sehr fair bewertet seien, während er manche große Werte - wie Tesla, das seit Jahresbeginn etwa 40 Prozent zugelegt hat - inzwischen bereits wieder für zu teuer halte.
Kritik an Frank Thelen und Cathie Wood
Aufgrund dieser - seiner Meinung nach - teils schon wieder zu hohen Bewertungen im Tech-Sektor würde Waldhauser - anders als Start-up-Investor Frank Thelen oder Starinvestorin Cathie Wood - aktuell auch nicht in breite Tech-Fonds investieren, verrät er im Interview mit Capital-Redakteur Jannik Tillar. Zwar hätten Thelen und Wood trotz der fallenden Kurse im vergangenen Jahr im Grunde keine andere Wahl gehabt, als weiter in Tech-Titel zu investieren, da sie von den Anlegern dafür bezahlt würden, in solche Titel zu investieren, kritisieren könne man die beiden Investoren laut Waldhauser dennoch.
So gehe es dem Tech-Investor zufolge bei Thelen und Wood immer um Innovation und Storytelling und weniger um Zahlen - auf die Waldhauser selbst deutlich stärker Wert lege. Argumentationen von Thelen und Wood, dass sie dank ihrer teameigenen Wissenschaftler die Entwicklungen besser einschätzen könnten, betrachtet Waldhauer kritisch. Seiner Meinung nach könne heute niemand seriös prognostizieren, welche Unternehmen, die sich heute noch in einem frühen Stadium befänden, irgendwann einmal den Markt beherrschen würden. Der Tech-Investor selbst investiere erst dann, wenn sich ein Gewinner abzeichne.
Neue Fonds von Frank Thelen
Waldhauser übt zudem Kritik an Frank Thelen dafür, dass dieser nun eine Reihe von neuen Fonds aufsetze. Denn der Tech-Investor erklärt, dass während er selbst trotz des Crashs im Tech-Sektor im vergangenen Jahr durchschnittlich 13 Prozent Gewinn pro Jahr vorweisen könne und Cathie Woods Fonds seit 2014 100 Prozent zugelegt habe, müsse Frank Thelen seiner Meinung nach eigentlich zunächst einmal beweisen, dass er Geld für seine Anleger verdienen könne, bevor er neue Fonds auflege. Zum Zeitpunkt des Interviews sei Thelens Fonds "10xDNA - Disruptive Technologies" laut Waldhauser nämlich 44 Prozent unter Ausgabekurs gestanden.
Der Tech-Investor sieht außerdem ein Problem in der Kommunikation über die Titel, die sich im Portfolio eines Investors befinden, je nachdem wie markteng sie seien: "In dem Moment, wo er anfängt, über diese Titel zu kommunizieren, macht er sich die Kurse selbst. Das ist auch der Grund, warum selbst ich mit meiner Mini-Reichweite nicht über alle Werte in meinem Privatportfolio rede. Sonst könnte selbst ich die Kurse solcher marktenger Titel beeinflussen. Ein Frank Thelen könnte das natürlich noch deutlich stärker", so Waldhauser im Interview. Damit könnte sich der ehemalige "Die Höhle der Löwen"-Investor selbst eine Aufwärtsbewegung schaffen, was langfristig jedoch nicht gut gehe, so Waldhauser. Dass die Namen der Unternehmen erst nach dem Kauf auf der 10xDNA-Webseite veröffentlicht werden, betrachtet Waldhauser jedoch auch nicht als gelungene Lösung.
"Value Investing 2.0"
Seinen eigenen Anlageansatz bezeichnet Waldhauser als "Value Investing 2.0". Für ihn zählen, wie er im Interview verrät, vor allem die Zahlen. "Ich handele also nicht wirklich anders als Peter Lynch oder Warren Buffett - nur, dass Techunternehmen anders bewertet werden müssen", so Waldhauser. So sei es bei vielen Tech-Unternehmen zum Beispiel der Fall, dass sie noch keine Gewinne ausweisen könnten, weshalb man kein Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnen könne. Daher werfe er einen Blick auf andere Zahlen, wie die Bruttomarge, die "Rule of 40" und die Bewertung, die jedoch eben nicht über das Kurs-Gewinn-Verhältnis, sondern beispielsweise durch Multiples auf den freien Cashflow vornehmen könne.
Waldhausers Interesse gilt vor allem kleineren Tech-Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Diese traue er sich selbst eher zu, besser zu verstehen und zu bewerten als die Big-Player im Tech-Sektor, da die kleineren Unternehmen nicht so komplex seien. Wenn der Tech-Investor von kleineren Unternehmen spricht, in die er investiert, meint er damit jedoch keine kleinen deutschen Mittelständler, sondern dennoch Milliardenunternehmen - vor allem aus dem Silicon Valley, erklärt er. Generell investiere er viel in Amerika, da er der Meinung sei, dass die Unternehmen, die es in den USA an die Börse schaffen - abgesehen von SPACs - eine andere Qualität als europäische Unternehmen hätten.
Redaktion finanzen.net
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