Fondsmanagerin Bobtcheff: "Biotech ist ein Glücksspiel"
Europäische Nebenwerte » Die Fondsmanagerin Stéphanie Bobtcheff spricht im Interview mit €uro am Sonntag über Reformen in Frankreich und Nachteile bestimmter Branchen.
Werte in diesem Artikel
von Floriana Hofmann, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Emmanuel Macron ist seit Mai 2017 französischer Präsident. Was bedeutet das für die Unternehmen in Frankreich?
Stéphanie Bobtcheff: Die meisten Unternehmenschefs unterstützen Macron. Das sieht man auch daran, wie die Märkte auf seinen Wahlsieg reagiert haben: Die französischen Börsen sind seitdem im Aufwind.
Macron will die Unternehmenssteuern senken. Eine gute Idee?
Durch seinen Wahlsieg hoffen die Unternehmer auf Reformen. Kleine und mittlere französische Firmen würden von niedrigeren Steuern besonders profitieren. Diese sind stärker auf dem heimischen als auf dem internationalen Markt tätig.
Mit Ihrem Fonds, dem Echiquier Agenor, setzen Sie auf genau diese Firmen.
Wir investieren nicht in französische Small Caps, nur weil die Steuern sinken sollen. Wir glauben, dass sie von der Stärke der Wirtschaft und von Reformen profitieren werden. Auch die Bewertungen sind mittelfristig noch interessant.
Welche Kriterien sind für Sie entscheidend?
Wir investieren grundsätzlich in Unternehmen mit einem Börsenwert zwischen 500 Millionen und fünf Milliarden Euro und fokussieren uns dabei auf Growth-Aktien. Wir achten vor allem auf das Management, dessen langfristige Strategie, die Wettbewerbsposition und die potenzielle Wertschöpfung.
Beim Blick auf das Portfolio
des Echiquier Agenor fällt auf, dass Sie nicht in Biotech-Werte investieren, obwohl es dort viele Titel gibt. Warum nicht?
Weil wir glauben, dass es sehr schwer ist, als Biotech-Unternehmen wirklichen Cashflow zu erzeugen. Diese Unternehmen haben oft keine Umsätze. Biotech ist ein Glücksspiel.
Auf welche Branchen setzen
Sie dann?
Wir sind Stockpicker, wir haben also keine bestimmte Sektorzuweisung. Wir investieren in alle Sektoren außer in Biotech, Öl, Gas und Rohstoffe. Wir setzen auf Branchen wie das Internet, E-Commerce, Medizintechnik oder Kapitalgüter.
In welchen Ländern sind
Sie aktiv?
Ein Viertel des Portfolios besteht aus französischen Unternehmen. Wir sind französische Investoren und haben hier einen Wettbewerbsvorteil. Wir setzen auch auf Unternehmen aus Skandinavien und Südeuropa. In diesen Ländern gibt es viele Unternehmen mit gutem Wachstum. Großbritannien haben wir untergewichtet. Der deutsche Markt ist sehr interessant, aber auch sehr industrielastig. Hier setzen wir auf Norma und Stabilus, im Automobilsektor in einer führenden Marktposition.
Was machen Sie, um Risiken zu reduzieren? Halten Sie Cash?
Ja, wir haben immer mindestens fünf bis zehn Prozent Cash. Heute haben wir 18 Prozent.
Warum so viel?
Wir haben kürzlich Gewinne mitgenommen und das Geld noch nicht gleich wieder reinvestiert.
Der Fonds läuft seit 2009 gut, als der jetzige Bullenmarkt startete. Funktioniert Ihre Strategie auch in schwächeren Marktphasen?
Die Anlageklasse Small Caps hat in den vergangenen zehn Jahren den Markt für Bluechips klar geschlagen - also auch in schlechteren Märkten.
Wo lauern Risiken für Ihre Strategie?
Die hohen Bewertungen sind das größte Risiko. Wir würden uns über eine Korrektur freuen. Dann würden wir auch weiter in die Märkte einsteigen.
Investor-Info
Echiquier Agenor
Der Fonds investiert mit einem Stockpicking-Ansatz in Small und Mid Caps aus Europa. 2017 legte er rund 20 Prozent zu, auf Sicht von fünf Jahren gab es im Schnitt 13 Prozent per annum.
ISIN: FR0010321810
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Bildquellen: Christophe d`Inguimbert