Interview

Fondsmanager Engels: "Wir gehen ins Risiko"

11.04.14 03:00 Uhr

Bonds aus Brasilien, Mexiko & Co hält Frank Engels wieder für attraktiv. Wo der Renten-Chef von Union Investment außerdem investiert.

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von Ralf Ferken, Euro am Sonntag

Niedrige Zinsen in Deutschland einerseits, Kursverluste in den Schwellenländern andererseits. Anleger finden derzeit kaum attraktive Anleihen. €uro am Sonntag fragte Frank Engels, was er kauft. Der promovierte Volkswirt verantwortet in Anleiheportfolios bei Union Investment rund 50 Milliarden Euro.

€uro am Sonntag: Herr Engels, die Zinsen sind extrem tief. Sollten Anleger noch Anleihen kaufen?
Frank Engels:
Die Ausgangslage ist tatsächlich schwierig. Denn wir befinden uns in einem Zinsdilemma, egal ob sich die Konjunktur positiv oder negativ entwickelt.

Was meinen Sie damit?
Würde sich die Konjunktur positiv entwickeln, hätten kurzfristig orientierte Anleiheinvestoren Kursverluste zu verdauen. Umgekehrt müssten Sparer, Fondsanbieter und Versicherungen weiter mit den aktuell niedrigen Renditen leben, was sich langfristig negativ auf die Altersvorsorge auswirken dürfte.

Heißt das Motto also "raus aus ­Anleihen"?
Nein. Allerdings sparen deutsche Anleger sich arm, wenn sie ausschließlich auf Anleihen setzen und auf Aktien verzichten.

Wie finden Sie attraktive Anleihen?
Indem wir ins Risiko gehen, wenn auch behutsam. Zum Beispiel im Hochzinsbereich: Viele Unternehmen haben seit der Finanzkrise die Schulden gesenkt. Gleichzeitig erholt sich die Konjunktur. Deshalb hatten wir im Schnitt nie bessere High-Yield-Emittenten, die Ausfallwahrscheinlichkeit ist mit knapp drei Prozent historisch tief.

Welcher Ertrag ist dieses Jahr mit solchen High-Yield-Bonds möglich?
Fünf bis sechs Prozent. Wir wollen die Anleger generell an diese Anlageklasse heranführen, da sie sich gut als Depotbeimischung eignet. Allerdings ist der Markt im Moment etwas heiß gelaufen.

Welche Alternativen gibt es?
Zum Beispiel Anleihen aus Schwellenländern, an die sich Anleger in den vergangenen zehn Jahren schon gewöhnt haben. Dort gab es zuletzt ja eine Korrektur, nun sind die Renditen wieder ordentlich. Sogenannte Hartwährungsanleihen in Euro und US-Dollar bieten nun rund sechs Prozent Rendite. Bei Anleihen in den ­lokalen Währungen sind es sogar ­sieben bis acht Prozent.

Sollten Privatanleger einsteigen?
Bei lokalen Anleihen in Türkischer Lira oder Russischem Rubel sollten Anleger vorsichtig sein. In der Türkei drohen weitere innenpolitische Probleme. Und würde aus Russland weiterhin massiv Kapital abfließen, könnte die Regierung im Extremfall Kapitalverkehrskontrollen verhängen. Dann lautet die Frage: Komme ich noch aus dem Rubel heraus?

Wie sicher sind im Vergleich dazu die Hartwährungsanleihen?
Bei Anleihen, die auf Euro lauten, entfällt das Währungsrisiko. Beim UniEuroRenta Emerging Markets (siehe Investor-Info) sichern wir zudem das Dollarrisiko ab. Mittelfristig sind diese Anleihen interessant. Fünf bis sechs Prozent sind eine tolle Rendite.

Wo lauern Ausfallrisiken in den Schwellenländern?
Anleger sollten von Argentinien, der Ukraine und Venezuela die Finger lassen. Dort halten wir uns auch zurück. Besser stehen Chile, Kolumbien oder Mexiko da. Bei Real-Anleihen aus Brasilien sehen wir wieder Chancen. Zudem fühlen wir uns in Indonesien, Malaysia oder Polen wohl. Privatanleger sollten aber besser Fonds als einzelne Anleihen kaufen. Damit legen sie breiter gestreut an und gehen Zahlungsausfällen eher aus dem Weg.

Gibt es weitere Themen, die für Sie im Moment spannend sind?
Wir achten zum Beispiel darauf, wo die Regulierung uns unterstützt.

Was bedeutet das konkret?
Wir kaufen etwa Bankanleihen. Denn die Regulierung zwingt Banken dazu, mehr Eigenkapital vorzuhalten. Das belastet zwar die Aktienkurse der Banken, bringt aus Sicht der Bondanleger aber mehr Sicherheit, weil es die Zahlungsfähigkeit der Finanzinstitute stärkt. Man kann auch schauen, welche Anleihen bei einer Bankenpleite nicht von einem Schuldenschnitt betroffen wären. Dazu zählen Pfandbriefe, aber auch Asset Backed Securities (ABS).

Bei Pfandbriefen können wir das nachvollziehen, bei ABS weniger.
Pfandbriefe sind oft sicherer als Staatsanleihen, da sie mit Grund­stücken besichert sind.

Und ABS-Papiere?
ABS sind ebenfalls besichert und bringen drei bis vier Prozent Rendite, je nach Bonität, Region und Art der Verbreitung.

Trotzdem: ABS sind verbriefte ­Kredite. 2008 haben Papiere mit verbrieften Hypotheken mit zur Finanzkrise geführt. Zum Teil bestanden sie nur aus Ramschkrediten.
Europäische ABS wurden damals wegen der zum Teil zweifelhaften US-Verbriefungen mit in Sippenhaft genommen. Ihre Kurse haben sich aber wieder erholt, ohne dass es zu den befürchteten Ausfällen gekommen ist. Ihre Ausfallrate lag in den vergangenen zwölf Jahren bei unter einem Prozent. Im Vergleich dazu ist der Markt für Mittelstandsanleihen ein absolutes Trümmerfeld. 

Investor-Info

Unieurorenta Emerging Mkts.
Ohne Währungsrisiken

Mit Anleihen aus Schwellenländern erzielten Anleger in den Jahren 2003 bis 2012 hohe Renditen. Im Mai 2013 brachen ihre Kurse jedoch stark ein. Auch der UniEuroRenta Emerging Markets kam nicht ungeschoren davon. Allerdings holt er langsam wieder auf. Frank Ehrich investiert beim UniEuroRenta Emerging Markets in sogenannte Hart­währungs­anleihen aus Brasilien, Indonesien oder Mexiko, die auf Euro und US-Dollar notieren. Das Währungsrisiko der Dollaranleihen sichert er jedoch gegen den Euro ab, sodass Anleger kein Wechselkursrisiko eingehen. Folge: Der Union-Fonds ist schwankungsärmer als andere Emerging-Markets-Rentenfonds. 

Unieuro Anleihen
Mit Renditechancen

Wer bei den Raiffeisen- und Volksbanken einen Euro-Rentenfonds kaufen wollte, konnte bislang den UniEuroRenta erwerben. Da jedoch auch die Riester-Beiträge in den UniEuroRenta fließen, agiert Fondsmanager Rüdiger Kerth sehr vorsichtig. Seit Oktober 2013 gibt es aber nun den UniEuroAnleihen, den ebenfalls Kerth leitet. Auch dort kauft er Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmens­anleihen, die in Euro notieren, investiert allerdings flexibler. Etwa, indem er mehr Bankanleihen oder Staatsanleihen aus Italien, Portugal und Spanien hält. Folge: Der UniEuroAnleihen ist risikofreudiger, aber auch renditestärker als der UniEuroRenta. rf