SJB FondsEcho. BGF World Gold USD, MiFID-Risikoklasse nach MFX: 5
Gold. Entkoppelt.
Die FondsIndustrie bietet Investoren verschiedene Zugänge zu Edelmetallen wie Gold. Das Investmentgesetz hält bei offenen Investmentfonds den Anteil an physischem Gold in engen Grenzen. Sein Anteil in gesetzlichen sonstigen Sondervermögen darf 30,0 Prozent nicht überschreiten (§ 90h InvG). Für geschlossene Fonds gelten diese Grenzen nicht. Hier können Investoren durch die Direktanlage in physische Bestände mit der stärksten Vermögenssicherung rechnen. Allerdings tragen sie auch direkte Verantwortung mit Blick auf Kosten und Risiken. Die dritte Variante widmet sich dem Ursprung von Gold, Silber oder Platin. Das sind offene Branchenfonds mit Fokus auf Unternehmen in den Sektoren Exploration und Produktion von Edelmetallen. Im Privatdepot ist das eine wachstumsorientierte Position im Rohstoffsektor. Der BGF World Gold Fund (LU0055631609) ist ein klassischer Vertreter dieser Richtung. Im laufenden Jahr hat der Fonds auf Eurobasis von +43,24 Prozent an Wert gewonnen. Zum Vergleich: Der Preis für physisches Gold stieg im gleichen Zeitraum um +21,73 Prozent auf 1.058,75 US-Dollar. Investoren scheint ein verdoppeltes Gewinnwachstum nicht genug zu sein. Zwischen 1. Juni und 31. August haben sie rund 800 Millionen US-Dollar aus dem Fonds abgezogen. Das FondsManagementteam um Blackrocks Rohstoffexperten Evy Hambro reagiert und sucht neue Chancen in der Portfoliodiversifikation. Macht dieser Schritt Sinn, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen? Die SJB liefert Antworten.
FondsStrategie. Pfade. Finden.
Für Evy Hambro ist nicht mehr alles Gold was glänzt. Seit März dieses Jahres vertritt der FondsManager des BGF World Mining Fund (LU0172157280) seinen Kollegen Graham Birch als Hauptverantwortlichen beim BGF World Gold Fund. Birch nimmt bis Anfang 2010 ein Sabbatjahr. Hambro war schon vorher sein Stellvertreter. Derzeit richten Hambro und das zehnköpfige Managementteam den per 31. August 5,6 Milliarden US-Dollar schweren Fonds neu aus. „Ausgetretene Pfade“ will Hambro mit dem BGF World Gold Fund verlassen. Das bedeutet: Das Anlageuniversum wird von Goldminenaktien gezielt auf andere Edelmetallproduzenten erweitert. Physisches Gold wird der Fonds auch weiterhin nicht halten. Er löst sich von der Vorstellung, dass die Profitabilität von Goldminen vor allem von der Entwicklung des Goldpreises abhängig sei. Positive Unternehmensnachrichten, erfolgreiches Management und rentable Betriebsstrukturen haben größeren Anteil an der Kursentwicklung von Aktien einzelner Unternehmen. Welche Themen beherrschen derzeit die Goldbranche? „Strengere Auflagen, steigende Arbeitskosten und sinkende Qualitäten, auch höhere Kapitalkosten und soziale Entwicklungen“, sagt Hambro im aktuellen Monatskommentar. „Angesichts des stetigen Produktionsrückgangs müssen wir über neue Strategien nachdenken.“ Neue Pfade scheinen bei solchen betrieblichen Aussichten sinnvoll zu sein. Die Antwort des FondsManagementteams: „Deshalb verstärken wir in Ergänzung zu unseren bewährten Strategien am Goldmarkt seit einigen Jahren unser Engagement bei Silber-/Goldproduzenten.“ Die Möglichkeit dazu steht laut Verkaufsprospekt offen. Jetzt wird sie als strategische Option aktiv genutzt.
FondsPortfolio. Metalle. Edel.
Das Portfolio spiegelt die gestiegene Diversifikation. Per 31. August sind die 99,3 Prozent des 5,6 Milliarden US-Dollar starken FondsVermögens in 42 Aktien investiert. Davon sind 81,4 Prozent reine Goldaktien. Das ist eine Untergewichtung von 18,6 Prozentpunkten gegenüber der FondsBenchmark FTSE Gold Mines Index. 10,4 Prozent der Unternehmen im Portfolio sind in Silber- und Goldproduktion aktiv. 4,8 Prozent in Platin, 2,4 Prozent in einer größeren Rohstoffpalette. Die Streuung setzt sich in der Länderallokation fort. Nordamerika nimmt gegenüber der Benchmark 12,3 Prozentpunkte weniger ein. Übergewichtet sind Australasien, Europa, China und Lateinamerika. Für Hambro sind vor allem die Unternehmenskennzahlen Maßstab der Einzeltitelauswahl. „Unser Hauptaugenmerk gilt weiterhin Firmen mit Wachstumschancen und umfangreichen Rohstoffvorkommen. Um Unternehmen mit hohem Investitionsbedarf oder Fremdmittelanteil in der Bilanz machen wir indes weiterhin einen Bogen“, schreibt Hambro im Marktkommentar vom 31. Juli. Der FondsManager sucht gesunde Unternehmen mit Wachstumspotenzial aus der eigenen Substanz. Kann er sein Portfolio gegenüber anderen Rohstoffsektoren absetzen? Das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) des BGF World Gold Fund rangiert per 31. August bei 1,5x. Das ist preiswerter als die Vergleichsgruppe Rohstoffe. Laut hauseigenem Blackrock-Research liegt das KBV in diesem Sektor derzeit bei 2,0x. Auch die Wachstumskennziffer Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist beim Fonds aussichtsreicher. Das Fonds-KGV liegt bei 20,8x, im Sektor Material bei 24,5x. Gegenüber dem weltweiten Durchschnitts-KGV von 17,8x ist das FondsPortfolio trotzdem teuer bewertet. Der Grund liegt in der Ertragskraft. Entgegen Hambros Skepsis liegt die Dividendenrendite (Dividende/Aktienkurs) des Fonds mit 3,18 Prozent über der des übrigen Rohstoffsektors. Laut Blackrock liegt sie hier bei 1,90 Prozent. Diese Erträge rangieren auf dem Niveau des weltweiten Aktienmarkts. Hier rechnen die Analysten 2009 mit einer Dividendenrendite von 3,20 Prozent. Profitieren Edelmetallproduzenten doch vom globalen Fokus auf ihre Branche?
FondsBenchmark. Anpassung. Empfohlen.
Die FondsBenchmark FTSE Gold Mines Index bildet zu 100,0 Prozent Goldminenaktien ab. Ganz stringent zur Diversifikationsstrategie des BGF World Gold Fund ist das nicht mehr. Laut SJB Korrelationsanalyse laufen Fonds und Index über drei Jahre mit dem Faktor 0,85 parallel. Die SJB trägt dem erweiterten FondsPortfolio Rechnung. Wir stellen den Fonds dem Philadelphia Gold and Silver Sector Index gegenüber. Über drei Jahre korrelieren BGF World Gold Fund und der Index mit 0,88, über ein Jahr mit 0,87. Die Ansetzung dieses Index für einen unabhängigen Leistungsvergleich ist qualitativ und quantitativ gerechtfertigt.
FondsRisiko. Schwankung. Geringer.
Währungsrisiko, Schwellenländerrisiko, eingeschränkte Branchenstreuung. Der BGF World Gold Fund ist nicht arm an strukturellen Risiken. Sie sind typisch für einen international aufgestellten Rohstoffsektorenfonds. Aber FondsManager Hambro und vorher Graham Birch sind in der Lage, diese Risiken für Investoren deutlich zu reduzieren. Die FondsVolatilität auf Eurobasis ist per 12. Oktober 2009 mit 43,75 Prozent schon hoch. Die Volatilität des Philadelphia Gold and Silver Sector Index liegt mit 58,04 noch deutlich darüber. Über drei Jahre das gleiche Bild: 35,57 Prozent beim Fonds, 42,76 Prozent beim Index. Wie diese Daten einzuordnen sind, zeigt die Risikokennziffer Beta. Über drei Jahre liegt sie bei einem Fixwert 1 bei 0,76. Das sind 24,0 Prozentpunkte unter dem „normalen“ Marktrisiko. Seit Februar 2008 liegt das Beta des Fonds im rollierenden 12-Monatsvergleich kontinuierlich unter dem Marktrisiko. Zum Teil bis zu 36,0 Prozentpunkte weniger. Das ist die Leistung eines aktiven FondsManagements in der Einzelallokation. Sicherungsinstrumente wie Derivate weist das Portfolio aktuell nicht aus. Mit einer Spurabweichung von 18,04 Prozent über drei und 17,73 Prozent über ein Jahr liegt der Aktivitätsindikator konstant hoch. Wahrt der Fonds trotz guter Risikostreuung die Renditechancen für Investoren?
FondsRendite. Leistung. Überdurchschnittlich.
Der BGF World Gold Fund zeigt mittelfristig seine Stärke. Über drei Jahre hat der Fonds +35,57 Prozent an Wert gewonnen. Der Philadelphia Gold and Silver Sector Index +19,59 Prozent. Das entspricht einem positiven Alpha von 0,39. Investoren konnten Mehrrendite einstreichen und überdurchschnittlich von der Leistung des aktiven FondsManagements profitieren. Auch kurzfristig ist der Fonds Dank strategischer Anpassung wieder in der Erfolgsspur. Nach elf Monaten ohne Mehrrendite, ist das Alpha im rollierenden 12-Monatsvergleich seit 12. August 2009 drei Mal in Folge im positiven Bereich. Das Risiko hat FondsManager Hambro in dieser Zeit nicht erhöht. Trotzdem konnte er per 11. September mit 1,67 das stärkste Alpha im gesamten Vergleichszeitraum erwirtschaften. Das sind gute Argumente für die eingeschlagene Diversifikation, auch um bei Investoren Vertrauen schaffen.
SJB Fazit.
Der Goldmarkt steht stark im Fokus der Öffentlichkeit. Investoren sollten gründlich zwischen Chancen und Risiken der unterschiedlichen Zugänge differenzieren. Inhaberschuldverschreibungen wie Zertifikate bieten sich aufgrund zusätzlicher Emittentenrisiken für Privatinvestoren nicht an. Auch physische Edelmetalle und Minenaktien haben ihre Besonderheiten. Beide machen eine unabhängige Beratung zum Pflichttermin.
Erläuterung.
Alpha
Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Sie misst die Mehrrendite, die über der zu erwartenden Rendite des Marktes liegt. Das Alpha beziffert jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung oder höherer Risikobereitschaft zu erklären ist, sondern auf aktiver Titelauswahl und Risikokontrolle beruht. Ein positives Alpha deutet auf ein erfolgreiches FondsManagement hin. Beispiel: Ein Alpha von 5 zeigt an, dass der Fonds bei einer Nullentwicklung des Index 5 Prozent Mehrrendite erzielt hat, ohne dafür ein höheres Risiko einzugehen.
Beta
Ist die Kennziffer für die Risiken. Sie ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Index. Das Kriterium ist deren Schwankungsintensität (Volatilität). Beim Beta wird dem Index der feste Wert „1“ zugesprochen. Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht er 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein Wert über 1 spricht gegen den Fonds, ein Wert unter 1 für ihn. Das Beta eines Fonds ist negativ, wenn sich Fonds und Index abwärts bewegen.
Korrelation
Ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Angegeben wird, wie wahrscheinlich sich die Kursverläufe gegenläufig (Korrelation -1), unabhängig (Korrelation 0) oder gleichläufig (Korrelation +1) verhalten.
Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Teilung des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Der Kurs entspricht der Substanz des Buchwerts. Dann hat die Aktie einen „fairen“ Wert.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV bedeutet an der Börse ein Einstiegssignal in die Aktie. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufstiegspotenzial. Liegt ihr KGV über dem Marktdurchschnitt, ist das ein Ausstiegssignal. Sie gilt als überbewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt ist hoch.
Sharpe Ratio
Ist die Kennziffer für einen Rendite-Risiko-Vergleich zwischen unterschiedlichen Geldanlagen.
Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die durchschnittliche Rendite im Bezug auf das eingegangene Risiko. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Angenommen, die Sharpe Ratio liegt beim Fonds bei 0,40 und beim Index bei 0,30. Dann erwirtschaftet der Fonds mit jedem Risikoschritt ein Drittel mehr Rendite als der im Index dargestellte Markt. Eine negative Zahl bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt.
Tracking Error
Ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.
Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Publikationen. Fordern Sie die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Beiträge an. Gratis unter FondsEcho@sjb.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.