Analyse: Charakter eines Fonds ergründen - wie es geht
20.02.16 15:00 Uhr
Bei einem Fonds sollten Anleger nicht nur die Rendite im Blick haben. Welche Zahlen sonst noch zählen.
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Fonds
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Verbringen Sie ein freies Wochenende lieber mit einem unbekannten Menschen oder mit jemandem, den Sie gut kennen? Viele entscheiden sich gewiss für Letzteres. Denn in diesem Fall kann man besser einschätzen, ob es eine entspannte und lohnende Zeit werden wird. Schließlich ist man mit dem Charakter der betreffenden Person vertraut und kann sich relativ sicher vor unangenehmen Überraschungen fühlen.
Was das mit der Entscheidung für einen Fonds zu tun hat? Sehr viel, denn auch hier geht es um eine zukünftige Zeitspanne. Und je besser man über den Charakter eines Portfolios Bescheid weiß, desto entspannter und lohnender kann die Investitionszeit werden. Der Charakter eines Fonds erschließt sich über Kennzahlen, die helfen, das Verhalten des Finanzvehikels in der Vergangenheit zu quantifizieren.
Die wichtigsten Kennzahlen stellt €uro am Sonntag in einer zweiteiligen Serie vor. In der ersten Folge erläutern wir anhand des Aktienfonds DWS Top Dividende - des größten Aktienfonds hierzulande - Wissenswertes zu Rendite und Risiko.
Wertentwicklung
Die Auswahl eines Fonds beginnt meist mit dem Blick auf seine Wertentwicklung. Klar, wer möchte nicht gern den Überflieger mit der höchsten Rendite im Depot haben? Nur, die zukünftige Wertentwicklung kann niemand garantieren. Was bleibt, ist der Blick in den Rückspiegel. "Als Anleger sollte man sich einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ansehen", empfiehlt Rüdiger Sälzle, Vorstand des Analysehauses FondsConsult. Idealerweise sollte man einen Zeitraum betrachten, der einen ganzen Börsenzyklus abdeckt. So sieht man nicht nur, wie sich der Fonds in Aufschwungphasen entwickelt, sondern auch, wie gut er in Abschwüngen funktioniert.Beim DWS Top Dividende reicht die Historie weit zurück: Der Fonds existiert seit April 2003, und seit Oktober 2005 wird er durchgehend von Thomas Schüssler gemanagt. Seit dessen Amtsantritt erzielte das Portfolio einen Wertzuwachs von mehr als 100 Prozent. Diese Zahl klingt gut, hat aber für sich genommen noch keine Aussagekraft. Erst wenn man sie in Relation zu einem Vergleichsindex setzt, lässt sich die Leistung des Fonds beurteilen.
So brachte es der MSCI World High Dividend Yield Net - ein Index, der die Entwicklung von weltweiten Aktien mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite abbildet und die Nettodividenden bei der Wertentwicklung berücksichtigt - im selben Zeitraum auf ein Plus von knapp 77 Prozent. Der Fonds übertraf den Index für sein Anlagesegment also deutlich, wie man auf dem Chart in der Randspalte erkennt. Dort sieht man auch, dass der Fonds in der Baisse von 2007 bis 2009 viel weniger verlor als sein Vergleichsindex.
Schwankungsbreite / Risiko
Nach dem Renditecheck sollte die Frage beantwortet werden: Welche Risiken ist der Fondsmanager eingegangen, um die Wertzuwächse zu erzielen? Dabei wird gern auf die Kennzahl Volatilität zurückgegriffen. Sie gibt für einen bestimmten Zeitraum die Schwankungsbreite der Fondsrenditen um ihren Mittelwert an. Damit die Zahl Aussagekraft bekommt, sollte der Zeitraum nicht zu kurz sein. Oft wird die Volatilität über drei Jahre betrachtet. Beim DWS Top Dividende beträgt sie in dieser Zeitspanne 10,8 Prozent.Auch diese Zahl ist - isoliert betrachtet - wenig aussagekräftig und ergibt nur Sinn, wenn man sie in Relation zu einem breiten Markt oder einer Vergleichsgruppe setzt. Das Analyseunternehmen Morningstar hat den DWS Top Dividende in die Kategorie "Aktien weltweit dividendenorientiert" einsortiert und stellt damit eine recht genaue Vergleichsgruppe bereit. In dieser erstrecken sich die Drei-Jahres-Volatilitäten bei den einzelnen Fonds von 8,7 bis 15,3 Prozent. Daran kann man erkennen, dass sich die Wertschwankungen des DWS-Fonds relativ gesehen in der unteren Spanne bewegen.
Risiko-Rendite-Profil
Die bisherigen Erkenntnisse zu Wertentwicklung und Schwankungsbreite lassen sich nun zusammenführen. Denn letztlich suchen viele Anleger die "goldene Mitte": einen Fonds, der eine gute Rendite bei überschaubarem Risiko erzielt. Hohe Gewinne helfen nicht viel, wenn man dafür in turbulenten Marktphasen nicht ruhig schlafen kann. Ebenso wenig eine niedrige Volatilität, wenn die Anlageergebnisse letztlich enttäuschend sind.Eine sogenannte Risiko-Rendite-Matrix veranschaulicht sehr gut, wie ein bestimmter Fonds innerhalb seiner Vergleichsgruppe positioniert ist. Es fällt auf: Im Vergleich zum Durchschnitt seiner Konkurrenten - in der Grafik sind das weltweit anlegende Aktienfonds - brachte der DWS Top Dividende in den vergangenen drei Jahren höhere Renditen bei geringeren Schwankungen.
Graphische Darstellung: Risiko-Rendite-Matrix (PDF)
Die eher defensive Ausrichtung des Fonds zahlt sich auch im derzeit schwierigen Marktumfeld aus. Hält diese Situation an, so ist zu erwarten, dass der DWS Top Dividende in diesem Jahr auch seine FondsNote wieder verbessert. Warum diese trotz der hier gezeigten positiven Befunde derzeit nur Durchschnitt ist, erfahren Sie im nächsten Heft.
Fonds-Check
Wertentwicklung: Fondsmanager werden dafür bezahlt, bessere Renditen als der Markt zu liefern. Deshalb sollte man die Wertentwicklung eines Fonds immer relativ zu einem Vergleichsindex betrachten. Der DWS Top Dividende jedenfalls konnte, seit Thomas Schüssler ihn lenkt, den weltweiten Markt für Aktien mit hoher Dividendenrendite klar schlagen.Risiko/Rendite: Die Grafik unten zeigt, welche jährliche Rendite Fonds einer Anlagekategorie - hier Aktien globaler Unternehmen jeglicher Marktkapitalisierung (All Caps) - relativ zum eingegangenen Risiko erwirtschaftet haben. Der betrachtete Zeitraum beträgt drei Jahre. Hervorgehoben sind neben dem DWS-Fonds und dem Kategoriedurchschnitt zwei weitere weltweite Dividendenfonds: der M & G Global Dividend, der aggressiver aufgestellt ist, wie man an der höheren Volatilität erkennt. Und der sehr defensive BL Equities Dividend. Beide erzielten in den vergangenen drei Jahren niedrigere Renditen als der DWS Top Dividende.
Nächste Folge: Sharpe Ratio, Maximum Drawdown und die Besonderheiten der FondsNote.
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