Euro am Sonntag

Solarbranche: Der billige Ökostrom

21.12.18 07:18 Uhr

Solarbranche: Der billige Ökostrom | finanzen.net

Strom aus Sonnenenergie ist so günstig geworden wie der aus Kohle. Wo die Technologie überall boomt, wer davon profitiert.

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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Während sich Länder wie die USA und Saudi-Arabien bei der Klimakonferenz in Kattowitz querstellen, zeigen andere wie Indien, wie es gehen kann - und muss. Denn nach China und den USA stößt kein Land mehr Kohlendioxid (CO2) aus als der Staat aus Vorderasien. Immenser Verkehr und viele Kohlekraftwerke sorgen insbesondere in den Städten für dicke Luft. Im Norden Indiens finden Ärzte schon bei Teenagern schwarze Rußablagerungen in der Lunge. Mehr als vier von zehn Indern atmen regelmäßig Luft ein, deren Feinstaubanteil die Grenz­werte der Weltgesundheitsorganisation um das Fünffache übersteigt, ergab eine Auswertung der "Financial Times" in der vergangenen Woche.



Um dem Smog Herr zu werden, setzt das nach China bevölkerungsreichste Land der Erde auf die Sonne. Unter Hochdruck baut Indien Photovoltaik- Parks, wo Solarzellen die Sonnenenergie in Strom verwandeln. So soll der CO2-Ausstoß in die Schranken gewiesen werden. Seit 2014 haben sich die Kapazitäten auf 25 Gigawatt (GW) verzehnfacht. Das entspricht der Leistung von rund 20 Kohlekraftwerken. Indien ist nach China zum größten Markt für die Solartechnologie geworden.

Wettbewerbsfähige Preise

Hintergrund der Erfolgsstory: Der klimafreundliche Sonnenstrom ist mittlerweile wettbewerbsfähig. In den vergangenen drei Jahren sind "die Stromkosten der Solarenergie um etwa ein Drittel gefallen", sagt Niklas Höhne vom NewClimate Institute in Köln. Damit stellt der billige Ökostrom Klimakiller wie die Kohle in den Schatten.



So baut die indische Millionenstadt Nagpur eine Metro, die überwiegend mit Sonnenenergie angetrieben wird. Der grüne Strom lasse sich für umgerechnet fünf Eurocent je Kilowattstunde erzeugen, rechnet das Verkehrsunternehmen Maha Metro vor. Für Strom aus dem Netz, der in Indien vor allem mit Kohle erzeugt wird, wären zwölf Cent fällig. Der Zugbetreiber pflastert deshalb Bahnhofsdächer und Bahntrassen mit Solarmodulen zu.

Solche Beispiele machen Schule. Weil sich in Indien der Strombedarf laut Prognosen in den kommenden zehn Jahren verdoppeln wird, boomt auch die Photovoltaik. Bis 2022 soll sich die Leistung auf 100 GW vervierfachen.


Dieses Niveau ist in China längst erreicht. Zwar hat Peking im laufenden Jahr die Vergütungen für die Einspeisung des Solarstroms kräftig gekürzt, auch weil der Ausbau des Stromnetzes nicht hinterherkommt. Das hat auch der deutsche Zulieferer SMA Solar zu spüren bekommen, der sich inzwischen aus China zurückziehen will. Dennoch rechnen Analysten für 2019 und 2020 mit solaren Zuwächsen in der Größenordnung von mehr als 30 Kohlekraftwerken, und zwar jährlich. 2020 wären in China 225 GW installiert - mehr als viermal so viel wie beim einstigen Weltmarktführer Deutschland.

Der hat seine Stellung verloren, weil China seit einer Dekade mit staatlichen Finanzspritzen massive Überkapazitäten in der Produktion von Solarmodulen aufgebaut hat. Damit sind die Produktionskosten rapide gefallen. Deutsche Solarkonzerne wie Ersol, Q-Cells und Solarworld stürzten ins Dunkel. Dazu kommt, dass die Verfahren, um Sonnenlicht in Strom zu verwandeln, längst kein Hightech mehr sind. Modulproduktionen für Massenmärkte können überall auf der Welt gebaut werden.

Mit dem Preisverfall hat auch die ­chinesische Solarindustrie Federn gelassen. So steht Yingli, hierzulande als Premiumsponsor von Bayern München bekannt geworden, am Rand des Ruins. 2017 wies die Firma einen Nettoverlust von fast 500 Millionen Euro aus. Die Börse in New York nahm die Titel im Sommer vom Kurszettel.

Effizientere Technologie

Obwohl solche Pleiten die Branche erschüttern, boomt der Markt weltweit - auch in den USA. Das Land hat seinen solaren Kraftwerkspark in den ver­gangenen Jahren vervielfacht. Daran ändert auch die Kohlepolitik von Donald Trump nichts. Nach einem Dämpfer 2018 rechnen Analysten wegen der gesunkenen Preise wieder mit zwei­stelligem Wachstum. Im Zuge der Trump’schen Steuerreform hat Primus First Solar den Bau einer Riesenfabrik in Ohio angekündigt, die 2020 in Betrieb gehen soll. Nach einer Gewinndelle im laufenden Jahr rechnet der größte Solarhersteller der westlichen Hemisphäre 2019 außerdem wieder mit steigenden Gewinnen.

Solarstrom ist nicht nur günstig. "Die Technologie wird auch immer effizienter", sagt Marina Mañas, Analystin von Warburg Research. Das treibt die Wirtschaftlichkeit voran und eröffnet der Branche weiteres Wachstum, weil sich fossile Energien wegen ihrer negativen Klimaeffekte und steigender CO2-Preise tendenziell verteuern werden. Analysten sehen Zuwachsraten von jährlich mindestens 20 Prozent bis 2022 voraus. So kommt pro Jahr die Leistung von mehr als 100 Kohlekraftwerken dazu.

Auch in Europa startet der Solarstrom durch. Ein Phänomen: Immer mehr ­Firmen bauen eigene Kapazitäten auf, etwa zur Versorgung von Datencentern. Selbst im relativ sonnenarmen Irland rechne sich das, so Mañas. Die Zeichen stehen gut in Spanien, Frankreich und Deutschland. Mit dem weltweiten Boom könnten auch die sauren Zeiten für die Hersteller enden. "Preise und Margen stabilisieren sich", sagt die Analystin. Bis ­dahin profitieren vor allem jene Unternehmen, die das Material günstig zukaufen, um Solarparks zu entwickeln und zu betreiben. So sichert ihnen die Sonne eine stabile Marge.

Investor-Info

EB-Öko-Aktienfonds
Grüner Investmentmix

Der EB-Öko-Aktienfonds investiert in Unternehmen, die mit nachhaltigen Produkten und Strategien die Klimaerwärmung eindämmen. Neben regenerativen Energien - Top-Wert ist Canadian Solar - hat sich Fondsmanager Michael Molter für einen breiten Mix an Technologien etwa aus der Verpackungs- und ­Gesundheitsbranche entschieden. Solarwerte haben knapp 13 Prozent Anteil am Portfolio, weitere 13 Prozent entfallen auf Ausrüster für moderne Stromnetze. Der ausschüttende Fonds legt weltweit an, deutsche Aktien ­bilden jedoch den Schwerpunkt. In den vergangenen drei Jahren zählte das Produkt mit plus 20 Prozent zu den Top-Ökofonds.


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Bildquellen: Franz Metelec / Shutterstock.com, Gencho Petkov / Shutterstock.com

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