Euro am Sonntag

Oekom-Research-Chef: Das Volumen steigt weiter

09.09.15 17:00 Uhr

Oekom-Research-Chef: Das Volumen steigt weiter | finanzen.net

Nachhaltige Anlage: Oekom-Research-Chef Robert Haßler über das wachsende Interesse, mögliche Renditen und ein neues Qualitätssiegel.

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr ­Haßler, der norwegische Staatsfonds wurde vom Parlament in Oslo aufgefordert, sich aus Energie- und Bergbaufirmen zurückzuziehen, bei denen das Kohlegeschäft über 30 Prozent am Geschäft ausmacht.
Robert Haßler:
Die Entscheidung hat hohe Signalwirkung. Die G 7-Länder wollen bis zum Ende des Jahrhunderts die Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung beenden. Diesen Absichtserklärungen, die auf dem jüngsten Gipfel in Elmau noch einmal bekräftigt wurden, müssen aber auch Taten folgen. Die neue Investmentpolitik des norwegischen Staatsfonds ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, das Ziel Dekarbonisierung tatsächlich zu erreichen.

In Deutschland, der Schweiz und Österreich ist der Markt für nachhaltige Anlagen 2014 um fast 50 Prozent auf 198 Milliarden Euro gewachsen ...
Im Vergleich zum Gesamtmarkt ist das immer noch wenig. In Deutschland entfallen gerade mal zwei Prozent der gesamten Anlage­summe auf nachhaltige Investments. Doch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt gerade jetzt stark an Bedeutung. Bislang engagierten sich vor allem Überzeugungstäter wie Kirchen und Stiftungen. Nun erkennen auch Versicherungen und Pen­sionsfonds die Vorteile. In den kommenden Jahren wird das Investmentvolumen in nachhaltigen Anlagen deutlich steigen.

Die Nachfrage privater Anleger an nachhaltigen Investments ist aber noch gering.
Richtig. Das liegt aber auch daran, dass Privatanleger in den Banken oft keine kompetente Beratung erhalten. Zudem ist das Angebot an Produkten mittlerweile unübersichtlich geworden. Derzeit stehen Anlegern im deutschsprachigen Raum rund 400 Fonds zur Auswahl. Nicht alle aber definieren Nachhaltigkeit gleich. Um Investoren Orientierungshilfe zu bieten, hat das Forum Nachhaltige Geldanlagen ein Qualitätssiegel entwickelt, mit dem Publikumsfonds ausgezeichnet werden. Mit dem Qualitätssiegel erhalten Anleger Informationen, wie anspruchsvoll ein Fonds Nachhaltigkeitskriterien anwendet. Das Qualitätssiegel wird zum ersten Mal im November vergeben.

Wie fallen die Renditen nachhaltiger Anlagen im Vergleich zu traditionellen Anlagen aus?
Zwischen dem 1. Januar 2005 und dem 31. Dezember 2014, also über einen Zeitraum von zehn Jahren, legte der MSCI-­World-Total-Return-Index um 113  Prozent zu. Das von uns zusammengestellte Oekom Prime Portfolio schaffte eine kumulierte Rendite von 116 Prozent - und das bei nur minimal höherer Volatilität als der Index. Das Oekom Prime Portfolio besteht aus 350 Unternehmen aus dem ­MSCI-Index, die unseren Ana­lysen zufolge in ihrer Branche die Nachhaltigkeitskriterien am besten erfüllen.

Neben dem Umweltschutz ­umfasst Nachhaltigkeit auch ethische und soziale Aspekte. Wie stellen Sie als Rating­agentur fest, dass Unternehmen diese Kriterien erfüllen?
Wir führen mit den Unternehmen einen sehr intensiven Dialog. Unser Rating ist für sie auch Anlass, sich umfassend mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Zudem arbeiten wir mit Nichtregierungsorganisationen zusammen, die Hinweise geben können, ob etwa ein in den Schwellenländern tätiges Unternehmen Kinder beschäftigt. Dies würde zu einem schlechteren Rating führen. Fondsmanager, die sich an unseren Ratings bei der Titelauswahl orientieren, können sicher sein, dass die Unternehmen den Nachhaltigkeitskriterien in hohem Maß genügen.

Kurzvita

Robert Haßler
Der 1965 geborene Haßler ist Chef von Oekom Research. Die Rating­agentur bewertet die ökologische und soziale Performance von Unternehmen und Ländern. Haßler ist Mitgründer mehrerer Vereine wie des ­Forums Nachhaltige Geldanlagen.

Bildquellen: Oekom Research