Fondsmanager Vazirani: "Indien profitiert"
Avinash Vazirani, der Manager des Jupiter India Select Fonds über Wachstum, Reformen und den Aufstieg breiter Bevölkerungsschichten in dem Schwellenland.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Vazirani, warum sollte man
in Indien investieren?
Avinash Vazirani: Die ökonomischen Daten sprechen einfach dafür: Indiens Wachstum lag 2015 bei sieben Prozent, obwohl die Landwirtschaft unter schlechtem Wetter litt und höhere Lebensmittelpreise den Konsum belasteten. 2016 soll die Wirtschaft um sieben Prozent wachsen. Und die Inflation ist auf rund sechs Prozent gefallen. Auch die junge Bevölkerung treibt das Wachstum: 850 Millionen Inder sind jünger als 35 Jahre, das sind fast 70 Prozent.
Viele Schwellenländer haben eine junge Bevölkerung und doch wirtschaftlich zu kämpfen.
Ja, aber in Indien erlebt eine gewaltige Masse Menschen einen Aufschwung. 2015 wurden 117 Millionen Smartphones verkauft. 16 Prozent der Inder haben Smartphones, in China sind es 78 Prozent. Der Onlinehandel wächst rasant, da immer mehr Inder Internetzugang haben. Selbst die arme Landbevölkerung erhält Bankkonten und kann von Krediten profitieren. Indien war immer ein Land mit Millionen armer Menschen. Nun kommen sie in den Genuss einfacher Errungenschaften.
Regierungschef Modi gilt als Reformer. Ist er das wirklich?
Er arbeitet gerade an der größten Verfassungsreform der Geschichte. Indiens Bundesstaaten sollen ihr Recht aufgeben, Steuern einzutreiben. Das Steuersystem ist ineffizient: Nur 36 Millionen Menschen, drei Prozent der Bevölkerung, zahlen Einkommenssteuer. Mit der Reform will Modi Steuerbetrug bekämpfen und die Staatseinnahmen erhöhen. Auch wären mit einem zentralen System Steuererleichterungen einfacher, wovon Konsumenten profitieren würden.
Wie wahrscheinlich ist es, dass die Reform kommt?
Alle Bundesstaaten haben der Reform zugestimmt. Sie dürfte 2016 verabschiedet werden.
Schwellenländer wachsen stark, sind oft anfällig für Schocks auf den Kapitalmärkten. Wie verwundbar ist Indien?
Die Indische Rupie hat sich viel stabiler gehalten als andere Schwellenländerwährungen. Das liegt auch daran, dass viele Emerging Markets unter dem Verfall der Rohstoffpreise leiden. Indien dagegen ist ein großer Ölimporteur und profitiert.
Trotzdem hat der Leitindex Sensex seit dem Rekordstand 2015 fast 20 Prozent verloren.
Der Sensex konnte sich dem Abschwung der globalen Börsen nicht entziehen. Das hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf unter 14 gedrückt, 2015 lag es bei 19. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt nun bei zwei, fast so niedrig wie in der Finanzkrise.
Welche Unternehmen kaufen Sie für den Fonds?
Die eine Hälfte sind hoch kapitalisierte Aktien, die andere mittelgroße. Wir steuern den Fonds sehr aktiv: Über 80 Prozent des Portfolios weichen vom Vergleichsindex MSCI India ab. Finanzwerte und Konsumtitel haben das höchste Gewicht. Insgesamt sind es etwa 90 Aktien.
In den vergangenen Jahren lag der Fonds teils weit vor dem Vergleichsindex. 2016 schneidet er eher schlecht ab. Liegt das am Kursverfall ihrer Top-Position, dem Ölkonzern Hindustan?
Das ist teils richtig, ja. Doch es ist wichtig, unseren Vorsatz zu berücksichtigen, eine Aktie durchschnittlich fünf Jahre und länger zu halten. Wie bei allen Fonds wird es kurze Zeiträume geben, in denen der Fonds hinter seinem Vergleichsindex bleibt. Wir sind mit unserem aktiven Ansatz gut aufgestellt, um bei fallenden Märkten den Vergleichsindex zu übertreffen.
zur Person:
Indien-Experte
Avinash Vazirani steuert seit 2008 den India Select Fonds (s. Fonds-Check) des britischen Vermögensverwalters Jupiter. Er hat 19 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche. Vor seiner jetzigen Tätigkeit arbeitete er unter anderem für die BNP Paribas.
Fonds-Check
Fonds im Fokus
Jupiter India Select
Der 2008 aufgelegte Fonds hat in den vergangenen Jahren vom Aufschwung Indiens und den Reformversprechen der Regierung Modi profitiert. Das Land wurde zum Schwellenländerliebling der Investoren - und die Kurse hoben ab. Nun ist das leichte Geld vorerst verdient: Seit dem Hoch im Frühjahr 2015 kämpft auch die Börse in Mumbai mit Verlusten. Indes bietet Indien weiter gute Wachstumsaussichten und politische Stabilität. Und Fondsmanager Avinash Vazirani (siehe Interview) hat sein Können bewiesen: Über fünf Jahre hat er fast 30 Prozent Rendite eingefahren. Anleger mit langem Atem nutzen die jüngste Börsenschwäche zum Einstieg. Im Portfolio haben der Ölkonzern Hindustan Petroleum, das Tabakunternehmen Godfrey Phillips und IT-Riese Infosys das größte Gewicht. Fazit: Gute Beimischung fürs Portfolio.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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Bildquellen: Jupiter Fund Management plc.
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