Fonds-Experte Willert: "Exotisches liegt im Trend"
09.07.16 14:00 Uhr
Leo Willert, der Manager trendfolgender Dachfonds über derzeit beliebte Anlageklassen und den Einfluss des Brexit auf sein Handelssystem.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Sein Anlageuniversum besteht aus rund 10.000 aktiv gemanagten Fonds und 1.000 ETFs. Wenn sich irgendwo ein starker Trend ausbildet, springt Leo Willert mit seinen Dachfonds wie dem C-Quadrat ARTS Total Return Balanced auf. Entscheidend sind für ihn nur die Signale seines Handelssystems, keine Prognosen und kein Bauchgefühl.
€uro am Sonntag: Als Fondsmanager, der auf Trends aufspringt, haben Sie einen objektiven Überblick, welche Investments dieses Jahr gut laufen. Was ist bei Anlegern gefragt?
Leo Willert: Wir stellen fest, dass große Anleger tendenziell aus den bedeutenden Indizes rausgehen, aber ihre Positionen in "exotischeren" Investments belassen. Der Rohstoffbereich ist wieder beliebter geworden, aber auch Themen wie Infrastruktur in den Schwellenländern oder asiatische Immobilienanlagen liegen im Trend. Das unterscheidet sich stark von den vergangenen Jahren, als der Fokus der Anleger fast ausschließlich auf den Industrienationen lag. In den Jahren 2013 und 2014 zählten Nordamerika und Japan durchgehend zu den stärksten Märkten.
Können Sie ein konkretes Investment nennen, das derzeit einem starken Trend folgt?
Ja, ein ETF wie der Lyxor World Water, der die Kurse von Firmen abbildet, die sich mit Trinkwasserversorgung oder -aufbereitung beschäftigen. Der positive Aufwärtstrend bei diesem Indexfonds ist so stark, dass wir mittlerweile mehr als ein Viertel des Fondsvolumens halten.
Sie investieren in aktiv gemanagte Fonds und in ETFs. Wie groß ist der Anteil an ETFs?
Mittlerweile stecken je nach Marktphase bis zu 30 Prozent unseres verwalteten Vermögens in ETFs. Rund 1000 Produkte befinden sich in unserem Anlageuniversum. Demgegenüber stehen allerdings rund 10.000 aktiv verwaltete Fonds.
Gehören zu den ETFs auch solche mit Smart-Beta-Ansatz?
Ja, zum Beispiel Dividenden-ETFs oder Produkte mit gleichgewichteten Indizes. Einer der stärksten ETFs in jüngster Zeit ist ein Minimum-Varianz-Produkt, bei dem wenig volatile Aktien im Vordergrund stehen. Eigentlich nicht verwunderlich bei den Börsenturbulenzen in diesem Jahr.
Setzen Sie bei Ihrem Trendfolger-System Short-ETFs ein?
Nur in Ausnahmefällen. ETFs, die die inverse Entwicklung von Aktienindizes abbilden, liefern eigentlich nur in längeren Bärenmärkten Kaufsignale, und da liegt unsere Aktienquote meist schon bei null.
Ist Gold als Anlagekategorie in Ihren trendfolgenden Fonds vertreten?
Ja, meist in Form von Aktienfonds aus dem Goldsektor. Das hat sich insbesondere in den Krisenjahren 2001 und 2008 bezahlt gemacht. Die Anlagekategorie ist zwar sehr volatil und liefert auch häufig Fehlsignale, ist aber eine gute Diversifikation im Anlageuniversum.
Wie hat Ihr Handelsmodell auf den Brexit reagiert? Sind viele Ihrer Positionen ausgestoppt worden?
Bislang noch nicht. Das Handelssystem hat schon im Vorfeld der Abstimmung einiges an Risiko rausgenommen. Veranlagungen in Britischen Pfund bestanden zum Zeitpunkt der Abstimmung in der Höhe von nur noch 0,06 Prozent des gesamten Anlagevermögens. Eingriffe in die ARTS-Handelssystematik aufgrund von fundamentalen Ereignissen, wie aktuell das Brexit-Votum, erfolgen nicht. Es wird strikt nach quantitativen Kriterien entschieden.
Zur Person:
Systematischer Trader
Leo Willert managt mit ARTS Asset Management, einem Unternehmen der Wiener Fondsgesellschaft C-Quadrat, 17 trendfolgende Dachfonds mit einem verwalteten Vermögen von rund 2,5 Milliarden Euro.
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Bildquellen: Bill Lorenz/Arts Asset Management