Euro am Sonntag-Fondsspecial

Fusionswelle bei Fonds: Folgen für Anleger?

21.10.16 03:00 Uhr

Fusionswelle bei Fonds: Folgen für Anleger? | finanzen.net

Die Anbieter Janus und Henderson wollen im nächsten Jahr zu einem gemeinsamen Unternehmen verschmelzen. Was Fondsgesellschaften zu ­solchen Fusionen treibt.

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von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Ob sich Bill Gross und John Bennett mögen oder zumindest schätzen, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass sie in Zukunft miteinander auskommen müssen. Denn ihre Arbeitgeber, die Fondsgesellschaften Janus Capital Group und Henderson Global Investors, werden sich in wenigen Monaten zusammenschließen. Dann sind Gross, der wohl bekannteste Anleihemanager der Welt, und Bennett, Experte für Europa-­Aktien und 2014 vom Finanzen Verlag zum Fondsmanager des Jahres gekürt, Kollegen.



Mit dem Zusammenschluss entsteht ein Unternehmen, das in der Rangliste der größten Vermögensverwalter viele Plätze gutmacht. Mit einem betreuten Kapital von 292 Milliarden Euro wird die neue Gesellschaft, die den Namen Janus Henderson Global Investors tragen soll, zu den wichtigsten Geldverwaltern weltweit zählen. Dabei fusionieren zwei Unternehmen, die etwa das gleiche Gewicht haben. Janus betreut derzeit 177 Milliarden Euro, Henderson 115 Milliarden. Der Zusammenschluss gilt deshalb als "merger of equals", als Verschmelzung gleichberechtigter Konzerne. An dem neuen Unternehmen werden die Aktionäre von Janus zu 43 Prozent beteiligt sein, die Aktionäre von Henderson zu 57 Prozent.

Nicht alle Fonds bleiben erhalten

Die Auswirkungen der Fusion für Anleger, die Fonds der Gesellschaften besitzen, sind noch nicht abzusehen. Erst im zweiten Quartal 2017 gehen die beiden Häuser zusammen. Wie sich dies auf die Fondspaletten auswirken wird, sei noch nicht im Detail bekannt, heißt es von den Anbietern.

So gut wie sicher dürfte sein, dass langfristig nicht alle Fonds von Janus und Henderson erhalten bleiben. "Dort, wo es Überschneidungen gibt, wird über kurz oder lang ein Produkt eliminiert werden", sagt Detlef Glow, Chef­analyst von Thomson Reuters Lipper in Europa. Dies geschieht, indem es ent­weder mit einem anderen Fonds verschmolzen oder aufgelöst wird (siehe Investor-Info rechts). Die Bereinigung der Produktpalette dürfte aber moderater ausfallen als bei vielen anderen Zusammenschlüssen zweier Anlagegesellschaf­ten. Denn die Angebote überschneiden sich nicht besonders stark.


Das liegt nicht zuletzt an dem regionalen Fokus der beiden Unternehmen: Janus ist vor allem in den USA und Asien tätig, Henderson in Europa. Bei der Entscheidung zu fusionieren, dürfte dieser Punkt eine zentrale Rolle gespielt haben. Denn mit dem Zusammengehen erschließen sich die Gesellschaften neue Märkte für den Vertrieb.

Grundsätzlich sind Zusammenschlüsse für die Anbieter meist positiv. "Fusionen bieten die Möglichkeit, Synergien zu heben, und sind oft lukrativ", erklärt Glow. Neben der Erweiterung der Produktpalette und dem Zugang zu neuen Regionen spielt die Reduzierung der Kosten eine wichtige Rolle. So sollen etwa bei Henderson und Janus jedes Jahr mindestens 100 Millionen Euro eingespart werden - Geld, das den Gewinn des Konzerns steigert.

Welle von Zusammenschlüssen

Experten werten die Heirat der beiden Fondsgesellschaften gar als Indiz, dass eine neue Welle von Zusammenschlüssen bevorsteht. Erst vor wenigen Wochen war die Fusion von Baring Asset Management mit den Anbietern Babson, Cornerstone und Wood Creek abgeschlossen worden. Aktuell wird ein Käufer für Pioneer, die Fondstochter der Unicredit, gesucht. Unter anderem die Gesellschaften Amundi, Macquarie und Aberdeen zeigen Interesse. "Wir werden künftig mehr Zusammenschlüsse sehen", prognostiziert Glow.


Ein entscheidender Grund dafür dürfte der wirtschaftliche Druck sein, den die Vermögensverwalter spüren. Die niedrigen Zinsen weltweit haben die Suche nach Rendite erschwert. Auch das veränderte Anlageverhalten vor allem von Großkunden zwingt die Branche zum Handeln. Institutionelle Investoren schauen angesichts der niedrigen Renditen umso genauer auf die Kosten, die aktiv gemanagte Fonds verursachen. Und die sind höher als bei pas­siven Produkten wie ETFs. Das sorgt schon seit Jahren dafür, dass die ETF-Branche immer mehr Kapital anzieht, das den auf aktives Management fokussierten Gesellschaften dann fehlt - vor allem in den USA, wo sich die Produkte, die Indizes eins zu eins abbilden, stärker durchgesetzt haben.

Daneben schielen die Anbieter da­rauf, die Volumina ihrer Fonds zu steigern. Das macht sie zum einen rentabler, weil die Fixkosten einen geringeren Anteil ausmachen. Zum anderen ziehen große Fonds oft weiteres Geld an. "Ein institutioneller Investor wird sich überlegen, ob er sein Geld einem eher kleinen Fondshaus gibt oder lieber gleich zu einem Big Player geht", sagt Glow.

Druck durch rechtliche Vorgaben

Ein weiterer Grund für die Konsolidierung in der Fondsbranche sind die schärferen gesetzlichen Regulierungen. Sie verursachen einen großen Aufwand, der sich jedoch umso mehr relativieren lässt, je größer eine Gesellschaft ist. Zum anderen belasten die Anforderungen an das Eigenkapital. Das dürfte insbesondere Banken dazu verleiten, ihre Fondstöchter abzustoßen. "Vermutlich wird sich ein Trend etablieren, dass Muttergesellschaften sich von ihren ­Assetmanagern trennen", so Glow. Die Arbeitgeber von Gross und Bennett hoffen, dass sie all die Vorteile, die eine Fusion bietet, nutzen können. Die beiden Starmanager werden jedenfalls gemeinsam am Erfolg arbeiten.

Investor-Info

Eliminierung von Fonds
Folge einer Anbieterfusion

Wenn Fondsgesellschaften fusionieren, führt dies mittelfristig dazu, dass die Produktpalette bereinigt wird. Insbesondere wenn zwei Fonds eine ähnliche Strategie verfolgen und den gleichen Anlagefokus haben, wird einer davon im Regelfall eliminiert. Das geschieht durch Verschmelzung oder Auflösung.

Verschmelzung

Bei einer Verschmelzung werden zwei oder mehr Produkte zusammengelegt. Anleger des Fonds, dessen Existenz endet, erhalten Anteile des überlebenden Fonds. Eine Verschmelzung ist für Anleger steuerlich irrelevant, auch das ursprüngliche Kaufdatum bleibt erhalten. Von der Verschmelzung Betroffene können stattdessen verlangen, ihre Anteile kostenlos in einen ähnlichen Fonds des gleichen Anbieters umzutauschen.

Auflösung

Ein aufgelöster Fonds verschwindet vom Markt. Er gilt als verkauft, sobald die Anteile aus dem Depot des Anlegers ausgebucht werden. Wurde er vor 2009 gekauft, sind Gewinne steuerfrei. Später gekaufte Anteile sind abgeltungsteuerpflichtig, sofern der Sparerpauschbetrag bereits ausgeschöpft wurde. Oft bieten Gesellschaften freiwillig an, kostenlos in einen anderen Fonds zu wechseln.

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Bildquellen: Dima Sobko / Shutterstock.com, Istockphoto

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