Euro am Sonntag-Fonds-Check

Themenfonds: Zufriedenheit macht gute Aktienkurse

15.09.17 03:00 Uhr

Themenfonds: Zufriedenheit macht gute Aktienkurse | finanzen.net

In den vergangenen Jahren sind einige Fonds auf den Markt gekommen, bei deren Anlagestrategie die Mitarbeiter und Chefs von Unternehmen im Mittelpunkt stehen. Wie gut klappen diese Ansätze?

Werte in diesem Artikel

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Wenn Bertille Knuckey mit ihrem Team ein Unternehmen besucht, interessiert sie sich nicht nur für Finanzkennzahlen und die Strategie des Chefs. Ihr geht es hauptsächlich um die Frage: Wie zufrieden sind die Menschen, die dort arbeiten? Denn, so Knuckeys Überzeugung, eine gute Arbeitsatmosphäre und glückliche Mitarbeiter tragen entscheidend zum Erfolg eines Unternehmens bei. Das schlägt sich in einer besseren Aktienkursentwicklung nieder, von der letztlich auch die Aktionäre profitieren.

Wer­bung


Auf diesem Kalkül basiert die Anlagephilosophie des Sycomore Happy@Work, den Knuckey managt. Der Fonds wurde im November 2015 aufgelegt, nachdem man sich die Wertentwicklung von Aktien über die vergangenen 20 Jahre angesehen hatte. "Wir stellten fest, dass die Anteilscheine von mitarbeiterorientierten Firmen eine deutlich bessere Performance aufwiesen als der Gesamtmarkt", so die Portfoliomanagerin. Auch der Fonds schlägt seinen Vergleichsindex klar. Seit seiner Auflage erzielte der Happy@Work ein Plus von rund 25 Prozent, der Euro Stoxx Total Return bringt es dagegen gerade mal auf neun Prozent.

Die französische Investmentboutique Sycomore hat fünf Kriterien, anhand derer sie die Zufriedenheit in Unternehmen bewertet. Es geht etwa darum, dass die Firma ihre Mission gegenüber den Beschäftigten klar kommuniziert und sich jeder daran beteiligt fühlt. Oder dass die Manager ihren Mitarbeitern vertrauen und Verantwortung an sie übertragen. Eine Rolle spielen auch die Chancen für die persönliche Weiterentwicklung - sei es über Seminare oder interne Aufstiegsmöglichkeiten.
Wer­bung


Außerdem wird untersucht, in welchem Umfang Mitarbeiter in Entscheidungen des Managements eingebunden werden und wie kooperativ sie miteinander umgehen. Und schließlich geht es noch um Fairness: "Ist das Gehaltsgefälle hoch oder niedrig, werden Angestellte am Unternehmenserfolg beteiligt, ist ein angemessener Anteil an Frauen in Führungspositionen zu finden?", so Knuckey.

All diese Punkte klopfen die Fondsmanagerin und ihre Kollegen ab, wenn sie kleinere Unternehmen besuchen. Sie beobachten dort auf Rundgängen, wie die Arbeitnehmer miteinander und mit ihren Chefs umgehen. Dazu befragen sie die Mitarbeiter direkt zur Arbeitsatmosphäre und ihrer Zufriedenheit. "Kein Unternehmensbesuch ist wie der andere", sagt Knuckey.
Wer­bung


Und was, wenn eine Firma sich nicht in die Karten schauen lassen will und eine Visite ablehnt. "Dann hat sie auch keine Chance, in unseren Fonds aufgenommen zu werden", erwidert Knuckey. "Doch glücklicherweise gibt es immer mehr Unternehmen, die sich offen und transparent zeigen."

Bei großen Konzernen gibt es indes keine Besuche von einzelnen Betriebsstätten oder Niederlassungen - zu unvollständig wäre das Bild. Stattdessen werden die Personalchefs befragt, wie wichtig ihnen ein gutes Arbeitsklima ist und was sie konkret dazu beitragen.

Als gutes Beispiel für ein Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitern nennt die Fondsmanagerin den deutschen Produzenten von Industrieküchen Rational. Wenn ein Arbeiter etwa einen Ofen zusammenbaue, sei er für den gesamten Prozess zuständig. "Und am Schluss signiert er das Gerät mit seiner Unterschrift", so Knuckey. Das fördere das Verantwortungsbewusstsein, außerdem könne sich der Stolz auf das Geleistete ausdrücken.

Fokus auf Frauenpower

Die Vielfalt unter den Mitarbeitern, vor allem die Gleichstellung der Geschlechter, ist eines der vielen Kriterien für die Unternehmensauswahl beim Sycomore Happy@Work. In den vergangenen Jahren hat der Aspekt Diversität aber auch für sich genommen eine höhere Aufmerksamkeit erfahren. So untersuchten einige Investmentmanager, welchen Einfluss eine höhere Quote an Frauen in den Führungsetagen auf den Aktienkurs eines Unternehmens ausübt. Und eine Reihe von Studien kam zu dem Ergebnis, dass solche Unternehmen langfristig besser abschneiden.

Die Gründe dafür sind vielfältiger Natur und wurden noch nicht grundlegend erforscht. Liegt es daran, dass Frauen umsichtiger führen und weniger waghalsige Entscheidungen treffen? Oder dass Männer anders agieren, wenn Frauen mit im Führungsteam sitzen?

Auch wenn die Zusammenhänge im Detail unklar sind, lässt sich doch eine Strategie auf dem Thema Gleichstellung aufbauen. So lancierte die Börse Hannover im April 2015 den German-Gender-Index. Er versammelt die Aktien von 50 deutschen Unternehmen, die durch ein ausgewogenes Verhältnis von weiblichen und männlichen Führungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat hervorstechen. Ampega Investment hat einen Fonds aufgelegt, mit dem der Index investierbar ist (ISIN: DE 000 A12 BRD 6). Mit rund fünf Millionen Euro Volumen ist das Produkt aber ziemlich klein, und die Wertentwicklung seit Auflage mit plus/minus Null (noch) nicht aufregend.

Zumindest zwölf Millionen Euro Gewicht bringt der RobecoSAM Global Gender Equality Impact Equities auf die Waage. Er investiert nicht nur hierzulande, sondern auf der ganzen Welt in Unternehmen, welche die Vielfalt und Gleichstellung der Geschlechter fördern.

Sein Ziel ist, Veränderungen in Firmen mit positiver gesellschaftlicher Wirkung voranzutreiben (deshalb der Namensbestandteil Impact). Zugleich will er in der Wertentwicklung den MSCI-World-Index übertreffen. Das gelang ihm seit Auflage im September 2015 bis heute mit einem Plus von 19 Prozent zwar nicht. Doch die Performancedifferenz ist mit 1,5 Prozentpunkten auch nicht riesig.

Investieren à la Headhunter

Erst im Frühjahr dieses Jahres wurde schließlich ein Fonds aufgelegt, der voll auf Managerpersönlichkeiten setzt. Der Invest in Heads Global Equity investiert weltweit in kleine und mittlere Unternehmen, die günstig bewertet sind. Er verfolgt eine sogenannte Value- Strategie. Diese kombiniert der Fonds mit einer ursprünglich für Headhunter entwickelten Persönlichkeitsanalyse des Topmanagements.

Anhand von über 270 Merkmalen sollen Charaktereigenschaften wie Risikoaffinität, Überzeugungskraft, Innovationsbereitschaft oder Kreativität erkannt werden. Dabei kommt auch das sogenannte Face-Mapping zum Einsatz: Es wird also analysiert, was allein das Gesicht eines Topmanagers über seinen Charakter verrät. Bei einem Firmenchef deuten zum Beispiel markante Gesichtszüge auf Durchsetzungsstärke hin.

Wie gut dieser Ansatz funktioniert, bleibt abzuwarten. Noch lässt die kurze Fondshistorie keine seriöse Bewertung zu.

Investor-Info

Sycomore Happy@Work
Wertschätzung gefordert

Die unabhängige französische Investmentboutique Sycomore hat sich mit ihrer Fondspalette auf nachhaltige Investments spezialisiert. Der Fokus des Happy@Work richtet sich hauptsächlich auf soziale Aspekte. Er legt in Unternehmen an, die der Wertschätzung der Mitarbeiter besondere Bedeutung beimessen. Der Anlageschwerpunkt sind europäische, insbesondere französische Aktien. Hoch gewichtet ist etwa der Reifenhersteller Michelin, aus Deutschland sind unter anderem der Autokonzern BMW und der Großküchenhersteller Rational im Portfolio.

Robecosam Gl. Gender Equal.
Gleichstellung im Blick

Das besondere Augenmerk des nachhaltig anlegenden Fonds von RobecoSAM gilt der Vielfalt und Gleichstellung der Geschlechter innerhalb von Unternehmen. Dabei beziehen die Fondsmanager in ihre Analyse nicht nur den Vorstand, sondern alle Führungsebenen mit ein. Das Portfolio investiert in 40 bis 80 Aktien weltweit. Der Schwerpunkt liegt in den USA. Stark vertreten sind die Branchen Finanzdienstleistungen und Technologie.

Invest in Heads Global Equity
Chefs unter der Lupe

Der Invest in Heads Global Equity analysiert mittels einer für Headhunter entwickelten Persönlichkeitsanalyse das Topmanagement von Unternehmen. So sollen die fähigsten Firmenlenker ermittelt werden. Die Sektoren zyklische Konsumgüter und Rohstoffe sind im Portfolio, das nur gut 20 Titel enthält, hoch gewichtet. Der Fonds ist seit März auf dem Markt und muss sich erst noch bewähren.

Bildquellen: Yuri Arcurs / Shutterstock.com

Nachrichten zu RATIONAL AG

Wer­bung

Analysen zu RATIONAL AG

DatumRatingAnalyst
10.01.2025RATIONAL UnderperformRBC Capital Markets
04.12.2024RATIONAL Equal WeightBarclays Capital
03.12.2024RATIONAL HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
29.11.2024RATIONAL HoldHauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG
29.11.2024RATIONAL HoldWarburg Research
DatumRatingAnalyst
07.11.2024RATIONAL OutperformBernstein Research
08.10.2024RATIONAL OutperformBernstein Research
04.10.2024RATIONAL OutperformBernstein Research
07.08.2024RATIONAL OutperformBernstein Research
06.08.2024RATIONAL OutperformBernstein Research
DatumRatingAnalyst
04.12.2024RATIONAL Equal WeightBarclays Capital
03.12.2024RATIONAL HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
29.11.2024RATIONAL HoldHauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG
29.11.2024RATIONAL HoldWarburg Research
29.11.2024RATIONAL Equal WeightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
10.01.2025RATIONAL UnderperformRBC Capital Markets
26.11.2024RATIONAL UnderperformRBC Capital Markets
08.11.2024RATIONAL UnderperformRBC Capital Markets
07.11.2024RATIONAL ReduceBaader Bank
07.11.2024RATIONAL UnderperformRBC Capital Markets

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für RATIONAL AG nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"