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Emerging Markets: Wo Anleger wieder zugreifen

27.04.16 15:00 Uhr

Emerging Markets: Wo Anleger wieder zugreifen | finanzen.net

Die lange erwartete Trendwende bei Schwellenländer-Investments ist da. Was den Stimmungswandel ausgelöst hat, wie nachhaltig er ist - und wo die besten Chancen liegen.

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von Julia Groß, Euro am Sonntag

Plötzlich wird aus Stillstand Bewegung. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, an der Korrup­tionsvorwürfe jahrelang abgeprallt sind, droht nun in ihrer zweiten Amtszeit der Rausschmiss. Das Parlament stimmte am vergangenen Montag für ein Amtsenthebungsverfahren. Findet der Beschluss Anfang Mai auch im Senat eine Mehrheit, wird die umstrittene Politikerin suspendiert und durch ihren Vize Michel Temer ersetzt. Die Aussicht auf einen Wechsel beflügelt auch Investoren. Der MSCI Brazil, ein Index, der 85 Prozent aller brasilianischen Aktien abdeckt, ist seit Ende Januar um fast 60 Prozent gestiegen, obwohl sich das Land in der schlimmsten Rezession seit über 80 Jahren befindet.



Auch im Nachbarland Argentinien passiert Überraschendes. Im Dezember trat Mauricio Macri dort das Präsidentenamt an. Eine Woche später löste er die strengen Devisenkontrollen auf, im Februar gelang es ihm, Fortschritte im Dauer-Schuldenstreit mit Hedgefonds durchzusetzen, und in der vergangenen Woche konnte das Land zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wieder Anleihen auflegen. Auch hier reagierten Investoren begeistert: Die 16,5 Milliarden Dollar schwere Emission war vierfach überzeichnet.

Was für eine Wende. Seit der damalige Fed-Chef Ben Bernanke 2013 an­kündigte, die expansive Geldpolitik der US-Notenbank langsam zurückzufahren, mussten Schwellenländer-Investoren einen Tiefschlag nach dem anderen hinnehmen. Zuletzt war das Vertrauen in die "aufstrebenden Nationen" komplett verloren gegangen.

Kapitalzuflüsse steigen

Doch die Stimmung hat gedreht. Im März flossen bereits 21 Milliarden US-Dollar in Schwellenländer-Investments, nachdem im Januar und Februar noch insgesamt knapp 150 Milliarden Dollar abgezogen worden waren. Es locken günstige Bedingungen: "Im Vergleich zu den Industriestaaten stehen die Schwellenländer sowohl bei den Kurs-Gewinn- als auch den Preis-Buchwert-Verhältnissen besser da", sagt Maarten-Jan Bakkum, Schwellenländer-­Stratege bei der Vermögensverwaltung NN Investment Partners. Auch Anleihen aus den Emerging Markets gelten als stark unterbewertet.


Strohfeuer oder nachhaltige Wende? Auf einem komplett soliden Fundament steht der Aufschwung nicht. Dafür sind die Bedingungen in den Regionen, die als Schwellenländer gelten, viel zu unterschiedlich. In Brasilien zum Beispiel dürfte ein politischer Neuanfang, wenn er überhaupt kommt, noch längere Zeit auf sich warten lassen.

Doch es gibt viele Fundamentaldaten, die das Comeback der Emerging Markets stützen. Da wäre zunächst das sehr moderate Zinserhöhungstempo der US-Notenbank, das der Abkehr von Niedrigzinsen viel von seinem Schreckenspotenzial genommen hat. Dass die Zinsen in den USA nur in Minischritten angehoben werden, befeuert die Nachfrage nach Schwellenländer-Anlagen mit höheren Erträgen. Die Rohstoffpreise haben sich etwas erholt, was den Nationen mit reichen Bodenschätzen höhere Einnahmen beschert.


Dazu kommt die konjunkturelle Stabilisierung in China, wo die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen endlich Wirkung zu zeigen scheinen. So wuchs die Industrieproduktion im März mit plus 6,8 Prozent deutlich schneller als vom Konsensus prognostiziert. Auch Wohnungsverkäufe und Baubeginne zogen an. Langfristig sind die Stimuluspakete aus Peking zwar nicht unproblematisch, doch momentan mindern sie entschieden die Angst vor einer "harten Landung" der chinesischen Wirtschaft - und sorgen für mehr Risikoappetit bei Investoren.

Auch über die gesamte Ländergruppe betrachtet, haben sich die Konjunkturindikatoren in den Emerging Markets verbessert. Einkaufsmanagerindex, Exportdaten und Industrieproduktion deuten auf eine Erholung des Wirtschaftswachstums hin. Besonders Indien, das beim Wachstum jüngst China überflügelt hat, sticht hervor: "Nach 30 Jahren Stillstand haben Präsident Modi und sein Gefolge bisher schon viel erreichen können", sagt Avinash Vazirani, Manager des Jupiter-India-Select-Fonds. Auch wenn die Durchsetzung von Reformen länger als erhofft dauert, stellte Indiens Finanzminister Arun Jaitley vor wenigen Tagen eine Erhöhung der Wachstumsprognose für 2016 auf bis zu 8,5 Prozent in Aussicht.

Anlagehorizont ist entscheidend

Die konkrete Entscheidung für ein Schwellenländer-Investment ist für Anleger aufgrund der vielen Unwägbarkeiten und der großen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern nicht einfach. Wem es reicht, mit einem eher kurzfristigen Anlagehorizont von der aktuellen Aufwärtsbewegung zu profitieren, der greift am besten zu einem ETF (siehe Investor-Info).

Auf längere Sicht - und der Einstiegszeitpunkt erscheint für Langfristinvestoren gerade günstig - kann die Entwicklung einzelner Länder den ETFs aber die Wertentwicklung verhageln. Hier spielen aktiv gemanagte Fonds ihre Stärken aus. Gerade Schwellenländer-­Aktienfonds setzen häufig nicht auf ­bestimmte Länder oder Branchen, sondern investieren indexunabhängig.

"Ich suche innovative Firmen mit starken Marken, die sich vor Inflation schützen und ein gutes Management ­haben", erklärt etwa Glen Finegan, Schwellenländer-Experte der Fondsgesellschaft Henderson Global Investors. Oft sind es traditionsreiche Unternehmen in Familienbesitz, die sich Rechtsgrundsätzen stärker verpflichtet fühlen als manche Schwellenländer-Regierung. "Schlechte Führung stößt irgendwann an ihre Grenzen", ist Finegan überzeugt. Die Ereignisse in Brasilien und Argentinien geben ihm recht.

Investor-Info

Schwellenländer-ETFs
Abwärtstrend gestoppt

Seit dem Tiefstand im Januar hat der MSCI Emerging Markets Index über 20 Prozent ­zugelegt. ETFs wie der von Amundi (ISIN: FR 001 095 967 6) bilden die Entwicklung des China-lastigen Index nach. Anleiheinvestoren können auf einen neu aufgelegten Emerging-­Markets-ETF (IE 00B D4D X95 2) von db X-trackers setzen, der Bonds von Schwellenländern mit besseren Fundamentalindikatoren höher gewichtet als solche von weniger florierenden Volkswirtschaften.

Stewart Global Em Leaders
Schwellenländer-Bluechips

Der Stewart-Fonds, der bereits seit 2012 in unserem Defensiven Musterdepot enthalten ist, weicht weit vom MSCI Emerging Markets Index ab. Ein Fünftel des Portfolios entfällt aktuell auf indische Wachstumsunternehmen wie beispielsweise HDFC, eine der größten ­indischen Banken. Manager Jonathan Asante gefallen auch Titel aus Chile, etwa die Brauerei CCU. Konstant gute Performance.

KBC Bonds Emerging Markets
Breit gestreute Dollar-Bonds

Das mit der FondsNote 1 ausgezeichnete Produkt investiert vorwiegend in Staatsanleihen aus Schwellenländern, die in US-Dollar notieren und somit weniger schwankungsanfällig sind. Aktuell liegen im Portfolio von Manager Bob Maes vor allem Schuldtitel aus der Türkei, Indonesien und Russland. Top-Fonds.

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