Euro am Sonntag-Ausland

Peking: China ist nicht genug

17.02.18 12:00 Uhr

Peking: China ist nicht genug | finanzen.net

Bis 2050 will das Reich der Mitte globaler Technologieführer sein. Diesen Plan verfolgt die Führung ehrgeizig und zielstrebig. Anleger profitieren davon.

von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Wenn die Chinesen am kommenden Freitag ihr Neujahrsfest begehen, dann wird im Reich der Mitte das Jahr des Hundes eingeläutet. Der Astrologie zufolge wird es ein Finanzjahr, in dem solides Wirtschaften, Rechnen und Planen gefragt sind, Spekulationen und riskante Investitionen könnten ins Auge gehen.



Abergläubischen Investoren dürfte damit ein spannendes Jahr bevorstehen - machten die Chinesen zuletzt doch eher durch Kaufrausch und Kreditwachstum von sich reden als durch Genügsamkeit. Auch für 2018 ist chinesische Bescheidenheit nicht zu erwarten, das Land hat große Pläne: Bis Mitte des Jahrhunderts, so hat es Staats­chef Xi Jinping beim Parteitag im Oktober 2017 angekündigt, soll China in der Lage sein, die Welt politisch und wirtschaftlich anzuführen.

Auf Expansionskurs

Dass Peking seinen Weg unbeirrt fortsetzen will, zeigte sich Ende Januar, als der stellvertretende Außenminister Kong Xuanyou ein Weißbuch zur Arktis­politik seiner Regierung vorstellte. ­Obwohl das Land gar kein Nordpol­anrainerstaat ist, will es seinen Einfluss in der Region sichern, vom Rohstoffreichtum profitieren und Handelswege erschließen.



Sich strategisch derart in Position zu bringen ist nicht neu für China. Seit Jahren investiert das Land weltweit in In­frastrukturprojekte. Unter dem Namen "One Belt, One Road" wurde vor fünf Jahren der Ausbau einer "Neuen Seidenstraße" ausgerufen - eines interkontinentalen Infrastrukturnetzes, das China mit anderen asiatischen Ländern sowie mit Europa und Afrika verbinden soll. Rund eine Billion Dollar soll für den Ausbau von Bahntrassen, Straßen und Schifffahrtswegen bereitstehen.

"China und Präsident Xi machen internationale Projekte wie die Seidenstraße zu wichtigen Schwerpunkten der Außenpolitik, um so ihren Einfluss zu erhöhen", sagt Charlie Awdry, Fondsmanager bei Janus Henderson. Dies sei derzeit besonders effektiv, da sich die USA unter Trump aus vielen internationalen Engagements zurückziehen.


Doch nicht nur Infrastrukturobjekte, auch Industrieunternehmen stehen bei chinesischen Investoren ganz oben auf der Einkaufsliste. In Deutschland kauften die Chinesen der Unternehmens­beratung EY zufolge im vergangenen Jahr 54 Unternehmen. 13,7 Milliarden Euro gaben sie dafür aus - so viel wie noch nie.

Dass deutsche Firmen so begehrt sind, liegt vor allem daran, dass es sich mit ihnen rasant die Wertschöpfungskette nach oben klettern lässt. Denn die Investoren aus Fernost kaufen sich hauptsächlich in deutsche Hochtechnologieunternehmen ein. Zwar versucht Berlin mittlerweile solche Übernahmen zu bremsen, doch das gelingt nicht immer. Es ist wahrscheinlich, dass China in den kommenden Jahren in vielen Zukunftsbranchen an den Industriestaaten vorbeizieht.

Mit Konsum zum Wachstum

Der Umbau der Wirtschaft hin zu Zukunftstechnologien und Dienstleistungen ist in vollem Gange. Immer stärker bekommen ihn auch die Menschen in China zu spüren. Die Löhne haben sich in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt verdreifacht. Die Mittelschicht wird größer - in den kommenden zehn Jahren sollen ihr bis zu eine halbe Milliarde Menschen angehören.

Mittlerweile gilt diese Gesellschaftsschicht als einer der wichtigsten Wachstumstreiber. Denn sie kauft, was das Zeug hält - daheim, im Ausland und im Internet. Am 11. November 2017, dem sogenannten Singles’ Day, bei dem Onlinehändler massive Rabatte gewähren, erlöste allein der chinesische Onlinehändler Alibaba rund 25 Milliarden Dollar.

Überhaupt boomt der Onlinehandel. "Die jungen chinesischen Konsumenten sind versiert, was das Geldausgeben im Internet angeht. Sie haben ein ganz anderes Konsumverhalten als ihre Eltern und Großeltern", erläutert Fondsmanager Awdry. Darum biete der Internetsektor starke Unternehmen und robustes Gewinnwachstum. "Wir sind der Ansicht, dass sich die chinesische Wirtschaft so gut entwickelt hat als Reaktion auf den Anstieg der Unternehmensgewinne und des Cashflows, der stärker ausfiel als erwartet", erklärt Awdry.

Ein Comeback feiert der Luxusgütermarkt dank der Shopping-Lust der Chinesen. Hatten die Abkühlung der Wirtschaft und der Kampf gegen Korruption die Nachfrage in den vergangenen Jahren gedämpft, zog sie 2017 um 20 Prozent an - unter anderem, weil die chinesische Staatsführung die Steuersätze für Luxusgüter gesenkt hat, um den Konsum anzuheizen. Mittlerweile sorgen Chinesen für knapp ein Drittel der Umsätze der Branche.

Teuer erkaufter Aufschwung

Zwar hat der zuletzt stärkere Konsum - neben dem globalen Konjunkturaufschwung, der vor allem die Exportwirtschaft stärkt - dafür gesorgt, dass die chinesische Wirtschaft wieder stärker gewachsen ist als erwartet, doch der Kaufrausch hat auch seine Schattenseiten. Immer mehr Chinesen verschulden sich, um ihren Konsum zu finanzieren. Einfache Onlinebezahldienste sorgen dafür, dass sich vor allem junge Menschen stärker verschulden. Und aufgrund der rasanten Wertsteigerungen infolge des lange Zeit boomenden Immobilienmarkts ist die Hemm­schwelle zur Kreditaufnahme insgesamt gesunken.

Zudem ist der Staat dabei ein schlechtes Vorbild: Um die ehrgeizigen Wachstumsziele zu halten, hat die Regierung hemmungslos investiert, vor allem im Bau- und Rohstoffbereich. Geisterstädte sowie Überkapazitäten waren die Folgen - und Schulden (siehe Investor-­Info). Vor allem staatliche Unternehmen stehen deshalb heute tief in der Kreide.

Zwar ist das Land im Ausland nur wenig verschuldet, die Führung in Peking geht das Problem trotzdem an. Die ­chinesische Regierung hat den Schuldenabbau zu einem ihrer Kernthemen für die kommenden Jahre gemacht. Mit ersten Erfolgen. "Wir sehen, dass sich die Bilanzen von Unternehmen in vielen Sektoren verbessern", berichtet Charlie Awdry. Dennoch bleibt das Schuldenniveau insgesamt hoch. "Gerade jetzt geraten einige chinesische ­Firmen in Turbulenzen, weil sie sich mit aggressiven Expansionsplänen übernommen haben", so der Fondsmanager. Von solchen Unternehmen lassen Awdry und sein Team die Finger. Ganz im Sinne des Hundes.

Investor-Info

Verschuldung
Kredite stark nachgefragt

Die Gesamtverschuldung des Landes steigt seit Jahren. Vor allem staatseigene Unter­nehmen finanzieren Projekte immer stärker auf Pump. Aus diesem Grund hat die US-Rating­agentur Moody’s Chinas Kreditwürdigkeit im Mai 2017 erstmals seit über zehn Jahren um eine Stufe gesenkt.

Janus Henderson Horiz. China
Rendite mit Wachstumsstars

Der Fonds investiert in erster Linie in Unternehmen, die in China, Hongkong und Taiwan börsennotiert sind. Einerseits setzt Fonds­manager Charlie Awdry auf Wachstumsaktien wie Alibaba, die von der steigenden Konsumnachfrage profitieren. Andererseits sucht er gezielt Titel, bei denen der Markt die sich verbessernden Fundamentaldaten noch nicht berücksichtigt hat, etwa im Immobilien-, Banken- und Energiesektor.

Fidelity Greater China Fund
Vom IT-Boom profitieren

Mindestens 70 Prozent des Portfolios muss das Fondsmanagement in Aktien von Unternehmen investieren, die an den Börsen Chinas, Hongkongs und Taiwans notiert sind. Mit rund 36 Prozent sind Papiere aus dem IT-Sektor am schwersten gewichtet. Die Branche boomt wie keine andere in China. Peking fördert den Zukunftssektor stark, um im Wettbewerb mit führenden Industrienationen aufzuholen.


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