Starkregen, Hochwasser, Hagel und Rekordhitze- Schutz gegen Extremwetterereignisse ist nicht nur die Aufgabe betroffener Kommunen
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In den kommenden Jahren und Jahrzehnten rechnen Meteorologen aufgrund des Klimawandels mit häufiger und heftiger auftretenden Wetterextremen. Vor Szenarien, wie wir sie in den letzten Wochen erlebt haben, haben Klimaforscher schon vor 35 Jahren gewarnt: Bereits 1989 wurde in Modellsimulationen gezeigt, dass durch die globale Erwärmung Starkregenereignisse zunehmen und schwächere, regelmäßige Regenfälle seltener werden.
Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und zahlreiche Evakuierungen: Die Starkregenereignisse setzen den Städten und Kommunen immer weiter zu. Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 kostete mehr als 130 Menschenleben und die Versicherer rund 9,5 Mrd. Euro. Nach den jüngsten Hochwassern in Bayern und Baden-Württemberg vor wenigen Wochen, wo Flüsse über die Ufer traten und erhebliche Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachten rechnet die Versicherungswirtschaft mit Schäden in einer Größenordnung von etwa 2 Mrd. Euro.
Die Herausforderungen nehmen immer weiter zu und wir müssen aktiv dagegen vorgehen. Denn die Ursachen für die aktuellen Gefahren liegen hauptsächlich in einem verzögerten Bewusstsein und verschobenen Prioritäten. Das bedeutet, dass wir unsere Städte resilient für die Zukunft machen und entsprechende Infrastrukturen schaffen müssen die unsere Arbeits-, Freizeit- und Lebensräume auch in 50 Jahren noch lebenswert machen - und die sowohl Starkregen als auch extremer Hitze standhalten.
Dominoeffekt der Extremwetterereignisse: Auswirkungen reihen sich aneinander
Die Unwetterfolgen der sich immer wieder häufenden Extremwetterereignissen reihen sich aneinander wie Dominosteine. Starkregen und Unwetter führen zu überfluteten Straßen, was wiederum zu vollgelaufene Kellern, Wasserschäden und Evakuierungen führt. Von einem sogenannten Starkregenereignis warnt der Deutsche Wetterdienst dann, wenn in einer Stunde an einem Ort mehr als 15 bis 25 Liter pro Quadratmeter oder binnen sechs Stunden 20 bis 35 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet werden. Solche Wolkenbrüche verfügen über ein enormes Verwüstungspotential. Der Dominoeffekt bündelt sich in schwer kalkulierbare Überschwemmungsrisiken und kann im schlimmsten Fall nicht nur Häuser zum Einsturz bringen, sondern auch Menschenleben gefährden. Gerade in Städten, wo ein Großteil der Flächen versiegelt sind, ist die Kanalisation in der Regel aus Kosten- und Platzgründen nicht auf Starkregenereignisse ausgelegt. Davon sind besonders tief liegende Stadteile und Gebiete in Flussnähe betroffen.
Um das Ausmaß dieser verketteten Folgen vorherzusagen wird die Starkregenkarte verwendet. Dabei handelt es sich um computergestützte Modelle, die sich auf topografische Gegebenheiten sowie die Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes stützen und somit Starkregen- und auch Hochwasserrisiken berechnen können. Zusätzlich zu diesen Gegebenheiten müssen außerdem die örtlichen Gegebenheiten sowie die Hochwasserschutzmaßnahmen geprüft werden. Dadurch lässt sich eine kommunal übergreifende und einzugsgebietsfokussierte Planung des Starkregen- und Hochwasserschutzes erarbeiten.
Als Vorreiter eines erfolgreichen Starkregenkonzepts gilt die Stadt Kopenhagen. Nachdem die dänische Metropole im Jahr 2011 nach schweren Unwettern mit Überflutungen zu kämpfen hatte, reagierte die dänische Hauptstadt mit einem Cloudburst-Management-Plan. Der Plan beinhaltet zahlreiche Konversions- und Neubaumaßnahmen. Im Fokus steht dabei nicht nur die Begrenzung der drohenden Überflutungen im Stadtraum, sondern auch die Lösung infrastruktureller Probleme im Zusammenhang mit Mobilität, öffentlichem Raum, Sicherheit und Biodiversität.
Blau-Grüne Infrastruktur, für Sonne und gegen Regenwasser
Kernstück der Anpassung an die Naturgewalt Regenwasser stellt dabei die blau-grüne Infrastruktur dar. Sie verknüpft Grünflächen, Wassermanagement und den strategischen Einsatz moderner Technik. Zentrale Leistungen der öffentlichen Hand sind von dieser betroffen: Mobilität, öffentlicher Raum, Sicherheit und Biodiversität. Ein Beispiel innovativer blau-grüner Infrastruktur bieten Parks, die Bewohnern bei gutem Wetter als Erholungs- und Freizeitfläche dienen und sich bei Wolkenbrüchen in einen See oder Kanal verwandeln. Dieses Konzept der Multifunktionsflächen hält große Wassermengen auf natürlichem Wege zurück. Innovative Planung ermöglicht mit einer einzigen Maßnahme gleichzeitig Hochwasserschutz, Hitzeschutz, Luftreinhaltung, Biodiversität und attraktive Aufenthaltsräume. Diese Vielfalt von Maßnahmen soll dazu beitragen, dass Klimaschutzmaßnahmen integraler Bestandteil der Stadtplanung werden, um unsere Städte auch in Zukunft lebenswert zu gestalten.
Schwammstadtprinzip: Wenn Städte das Wasser aufsaugen
Ein wichtiger Aspekt, wenn es um eine nachhaltige Klimaanspassungsstrategie unserer Städte geht, ist das sogenannte Schwammstadtprinzip. Damit kann der natürliche Wasserkreislauf unseres direkten Lebensumfelds simuliert und Regenwasser mithilfe innovativer technischer Maßnahmen aufgefangen beziehungsweise gemäß der Bezeichnung aufgesogen werden.
Grundsätzlich wichtig ist es, durch eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung und eine Abflussreduzierung durch Maximierung der Speicherkapazität in Böden und Grundwasser dafür zu sorgen, dass Wasser gespeichert werden kann - um Flutkatastrophen bei Starkregenereignissen zu verhindern und die Wasserversorgung in Dürreperioden sicherzustellen.
Hier hat der Städtebau einen großen Einfluss: Sind Fassaden und Dächer begrünt, steigert das einerseits die Luftqualität - und sorgt andererseits für Schatten, Kühle und Befeuchtung. Gleichzeitig mildern die Grünflächen Wetterextreme, indem sie etwa bei Starkregen als eine Art Schwamm dienen und das überschüssige Wasser aufnehmen. Wichtig ist zudem eine Flächenentsiegelung: So müssen Plätze und Wege nicht immer asphaltiert sein. Das ist nicht nur besser für das Mikroklima in der Stadt, sondern zudem auch kostengünstiger. Verkehrsinseln müssen nicht gepflastert werden - stattdessen können dort Blumenwiesen angesät werden, was die Biodiversität fördert. Zusammenfassend gibt es viele Möglichkeiten das Schwammstadtprinzip vielfältig anzuwenden um sich somit in kleineren Schritten gegen Extremwetterereignisse zu schützen.
Zum Autor:
Jochen Kurrle, Teilbereichsverantwortlicher Smart Infrastructure Drees & Sommer
Jochen Kurrle ist Infrastrukturberater und Starkregenmanager und als Senior Projektpartner tätig bei Drees & Sommer. Er studierte Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart und startete 1996 bei Drees & Sommer. Dort verantwortet er vor allem Projekte aus dem Bereich Umwelt, Verkehr und Infrastruktur. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist zudem das technisch-wirtschaftliche Controlling und die Planungsbewertung bei Anlagen der Umwelt- und Entsorgungstechnik sowie das Projektmanagement und die Systemplanung für große Erschließungsvorhaben und Verkehrsanlagen.
Drees & Sommer: Uniting opposites to create a world we want to live in.
Nachhaltige, innovative und wirtschaftliche Lösungen für Immobilien, Industrie, Energie und Infrastruktur zu beraten, umzusetzen – oder den Kunden sogar beides aus einer Hand zu bieten – das zeichnet das partnergeführte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE aus. Im Jahr 1970 gegründet und seitdem als Nachhaltigkeitspionier und Digitalisierungstreiber der Real Estate Branche bekannt, beschäftigt das Unternehmen mehr als 5.100 Mitarbeitende an 59 Standorten. Interdisziplinär zusammengesetzte Teams arbeiten in mehr als 5.000 Projekten weltweit daran, eine lebenswerte Zukunft zu schaffen und scheinbare Gegensätze zu vereinen: Tradition und Zukunft, Analog und Digital, Effizienz und Wohlbefinden. Als Unternehmer im Unternehmen steht dafür eine persönlich verantwortliche Partnerschaft ein.
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Bildquellen: Drees & Sommer