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Innerstädtische Rechenzentren: Damit können Kommunen rechnen

05.10.23 15:16 Uhr

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Innerstädtische Rechenzentren: Damit können Kommunen rechnen | finanzen.net

Wer an Stadtentwicklung denkt, hat dabei selten Rechenzentren auf dem Schirm. Dabei haben Rechenzentren das Potenzial, wirtschaftlich erfolgreiche Kommunen zu unterstützen und strukturschwache Regionen zu stärken. Klug geplant und sinnvoll in ein Quartier eingebunden, sind Rechenzentren keineswegs die gefürchteten grauen Kästen, die das Stadtbild verschandeln und Strom fressen. Stattdessen können sie Knotenpunkte und Keimzellen der Innovation sein.

An die Umwelt denken

Sie brauchen viel Strom und sorgen dabei für beträchtliche CO2-Emissionen - das sind die Vorbehalte gegenüber Rechenzentren. Doch wer genau hinschaut, erkennt, dass genau das ein Argument für Rechenzentren in Städten statt auf der grünen Wiese ist. Denn ein Großteil der Energie, die in ein Rechenzentrum fließt, wird als Abwärme frei. Steht das Gebäude einsam zwischen Feldern, verpufft diese Wärme, und schlimmstenfalls wird noch zusätzlicher Strom für die Kühlung der Server verbraucht. Ist ein Rechenzentrum hingegen in ein Quartier eingebunden, kann die Abwärme aufgefangen, weitergeleitet und für das Heizen von Immobilien genutzt werden. Statt dafür Gas und Öl im Keller oder Kohle in Fernwärmekraftwerken zu verbrennen, kann die Abwärme des benachbarten Rechenzentrums ein ganzes Viertel versorgen. So verbessert sich die Klimabilanz des Quartiers, ganz ohne den Aufwand einer Geothermie-Bohrung.

Hinzu kommt: Die Stromerzeugung in Deutschland wird von Jahr zu Jahr klimafreundlicher, es werden mehr und mehr Solar- und Windkraftwerke gebaut (übrigens auch auf den Dächern von Rechenzentren). Sobald der deutsche Strommix komplett auf erneuerbare Energien umgestellt ist, erzeugen auch Rechenzentren keine Emissionen mehr. Sind sie als Wärmequelle ins Heizungsnetz eingebunden, dann werten sie so die Klimabilanz des ganzen Quartiers auf.

Per Gesetz: Abwärme nutzen

Die Abwärme von Rechenzentren zu nutzen, ist beschlossene Sache: Die abgestimmte Beschlussfassung zum Energieeffizienzgesetz (EnEfG) liegt im Bundeskabinett vor. Mit diesem Gesetz sollen klare Energieeffizienzziele bis 2030 festgelegt werden. Ein Ziel: Den Endenergieverbrauch über alle Sektoren hinweg bis 2030 um 26,5 Prozent im Vergleich zu 2008 zu senken. Gleichzeitig wird die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand gestärkt und Unternehmen müssen stärker auf ihre Energieeffizienz achten. Für neue Rechenzentren bedeutet das, dass sie zur Abwärmenutzung verpflichtet werden und bereits bestehende Anlagen auf die Effizienz ihres Stromeinsatzes achten sollen.

Rechenzentren als wirtschaftlicher Knotenpunkt

Das gemeinsame Geben und Nehmen ist der Kerngedanke von Quartieren: Alle Beteiligten, Anwohner und Besucher, Unternehmen und Arbeitnehmer, Eigentümer und Mieter, bringen etwas ein und nehmen etwas mit. Idealerweise wird jede Ressource in einem Quartier von möglichst vielen Menschen genutzt. Das Heizen mit Abwärme verkörpert dieses Prinzip in greifbarer Weise.

Das positive Potenzial von Rechenzentren geht noch weiter: So werden Unternehmen angezogen, die für ihr Geschäftsmodell auf möglichst kurze Latenzzeiten angewiesen sind und damit von der unmittelbaren räumlichen Nähe profitieren - darunter viele 5G-Services.

Eine noch größere Wirkung haben die Dienstleistungen, die das Rechenzentrum selbst nachfragt: Hochqualifizierte Techniker und Elektroniker, die in Notfällen schnell Leitungen oder Server reparieren und so Ausfälle minimieren können. Für solche Dienstleister lohnt es sich, in die Nähe eines Rechenzentrums zu ziehen. Das wiederum macht den Standort für andere Technologiefirmen interessant, die sich ebenfalls Hardware-Experten in Rufreichweite wünschen. Diese Unternehmen ziehen wiederum andere an, die von ihrem Knowhow, ihrem Geschäftsmodell oder vielleicht einfach nur vom Mittagshunger ihrer Angestellten profitieren wollen.

Mehr Vor- als Nachteile durch innerstädtische Rechenzentren

Rechenzentren können also durchaus einen positiven Mehrwert für Kommunen mit sich bringen. Gerade in Gebieten wie dem Ruhrgebiet, wo es innerstädtisch gut angeschlossene, große Industriegebäude gibt, die ohnehin entweder abgerissen oder umgenutzt werden müssen und der Wandel von der Industrieregion zur Wissensregion im vollen Gange ist, können Kommunen ihre Städte mit einem Rechenzentrum aufwerten. Das ist allerdings kein Automatismus, sondern das Ergebnis von Kollaboration und Kooperation zwischen Stadtplanern, Projektentwicklern und unterschiedlichen Nutzergruppen im Quartier.

Über den Autor:

Mathias Franke ist seit 2012 Senior Consultant bei Drees & Sommer und übernimmt am Standort Nordrhein-Westfalen die Verantwortung für die Branche ICT. Als Experte für Resilienz kritischer Infrastrukturen liegen seine Schwerpunkte auf der Vorbereitung und fachlichen Leitung von Resilience-Tests (Funktions-, Last- und Redundanztests) sowie der Resilience-Analyse und Optimierung hochverfügbarer DC-Infrastrukturen. Zudem ist er Spezialist für elektrotechnische Anlagen.

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Als führendes international tätiges Planungs- und Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 59 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.


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