Die Angst der Deutschen

Fondsmanager Schott: Angst vor einer hohen Inflation ist übertrieben

09.03.12 03:00 Uhr

Der Fonds- und Vermögensverwalter Max Schott glaubt nicht, dass der Eurozone eine dramatische Geldentwertung droht. Seine Kunden wappnen sich trotzdem.

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von Jörg Billina, €uro am Sonntag

Max Schott ist Gründer und Partner der Vermögensverwaltung Sand und Schott. Seit mehr als 18 Jahren investiert der 48-Jährige nach dem Grundsatz: „Risiken meiden, Chancen nutzen.“ Mit Erfolg. Sein Team wurde Anfang des Jahres erneut mit dem Goldenen Bullen von €uro am Sonntag geehrt. Wir trafen den Anlageexperten und sprachen mit ihm über die Inflationsängste der Deutschen und mögliche Gegenstrategien.

€uro am Sonntag: Herr Schott, wie definieren Sie Inflation?
Max Schott:
Wenn für das gleiche Gut mehr Geld als in einer früheren Periode bezahlt werden muss.

Die EZB verleiht insgesamt eine Billion Euro an die Banken. Schürt der Anstieg der Geldmenge nicht auch die Inflation?
Nein, denn die Banken geben das Geld ja nur sehr zurückhaltend an die Unternehmen in Form von Krediten weiter. Vorrangig führen sie damit ihre eigenen Schulden zurück oder kaufen Staatsanleihen der EU-Defizitländer. Hier sind die Risiken im Vergleich zur Kreditvergabe an Unternehmen deutlich geringer. Denn letztendlich wird hier ja der Staat für mögliche Verluste haften.

Die Angst vor einer hohen Inflation ist also übertrieben?
Ich denke ja. Eine massive Geldentwertung durch die EZB-Kredite wird es nicht geben. Allerdings können auch die nationalen Notenbanken unabhängig von der EZB Geld in Umlauf bringen. Griechenland soll bereits 40 Milliarden Euro gedruckt haben. Auch Frankreich, wo das Wirtschaftswachstum im Vergleich zu Deutschland deutlich schwächer ist, soll die Notenpresse angeworfen haben. Werden solche Maßnahmen verstärkt angewandt, dann steigt die Inflationsgefahr schon.

In der Eurozone liegt die Inflationsrate aktuell bei 2,7 Prozent. Das Ziel der EZB liegt bei unter zwei Prozent. Müsste EZB-Chef Mario Draghi nicht die Zinsen erhöhen?
Wenn man nur die Inflationsrate betrachtet, dann schon. Die EZB weiß jedoch, dass sie den Defizitstaaten mit einer Zinserhöhung enorm schaden würde. Draghi wird die Sätze daher wohl noch länger niedrig halten.


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Warum fürchten speziell die Deutschen die Inflation so sehr?
1923 und 1946 erlebten die Deutschen massive Geldentwertungen. Das prägt. Viele unserer Kunden, vor allem die Älteren, sind durch die dramatische Entwicklung in der ­Eurozone alarmiert und wollen ihr Kapital schützen.

Zu welcher Anlage raten Sie ihnen?
Sachwerte wie Immobilien sind gut geeignet. Vor allem aber schützt eine breite Diversifizierung der Investments. Auch inflationsgeschützte Anleihen sind interessant, aber nur dann, wenn die Anleihekurse niedrig sind und mit einer hohen Inflationsrate zu rechnen ist. Beides ist aktuell nicht der Fall.

Ist Gold ein guter Inflationsschutz?
Der Goldpreis ist in den vergangenen zwei Jahren schon deutlich gestiegen. Aktuell notiert die Unze bei gut 1.700 US-Dollar. Die Produktion einer Unze kostet dagegen nur 650 US-Dollar. Sicherlich kann der Goldpreis noch weiter steigen. Aber die Fallhöhe ist schon jetzt enorm.

Was raten Sie Anlegern, die trotzdem in Gold investieren wollen?
Sie sollen das Metall nicht physisch erwerben, sondern Zertifikate mit einem Herausgabeanspruch kaufen, die kostenfrei handelbar sind. Es macht, denke ich, auch Sinn, den Anteil im Portfolio auf höchstens zehn Prozent zu begrenzen.