Anlagemix per Robo Advisor

Die Deutsche Bank greift im Fondsgeschäft mit Robotern an

06.07.17 16:34 Uhr

Die Deutsche Bank greift im Fondsgeschäft mit Robotern an | finanzen.net

Der zunehmende Wettbewerb von Seiten moderner Finance Startups lässt auch die Deutsche Bank nicht kalt. Künftig sollen Roboter das Fondsgeschäft des deutschen Branchenprimus unterstützen.

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Die Bundesbürger sind ein Volk von Sparern und so horten die Deutschen laut der Statistik der Deutschen Bundesbank einen gigantischen Betrag in Höhe von über zwei Billionen Euro als Bargeld, auf Sparbüchern sowie in Sicht- und Termineinlagen. Trotz eines seit Jahren boomenden Aktienmarktes sind die deutschen Anleger kaum für die Kapitalmärkte im Allgemeinen und speziell für Aktien zu begeistern. Vielen ist noch immer im Gedächtnis, was mit den Aktienkursen in der letzten Finanz- und Währungskrise passiert ist. Der Deutsche Aktienindex hatte damals in weniger als zwei Jahren mehr als die Hälfte seines Wertes verloren. Seit Frühjahr 2009 konnte der DAX jedoch eine der längsten Rallys seiner Geschichte hinlegen und kratzte zuletzt an der Marke von 13.000 Punkten. Die Hausse scheint jedoch an der Mehrheit der Deutschen ohne nennenswerte Beteiligung vorbeigegangen zu sein, denn laut dem Deutschen Aktieninstitut ist der Anteil der Aktionäre in Deutschland seit 2009 kaum gestiegen.

Scheinen Aktienpapiere einer großen Mehrheit der Deutschen zu spekulativ zu sein, so sind Anleihen von soliden Schuldnern zu unrentabel. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere des Bundes etwa, sie ist seit dem Jahr 2009 sukzessive von knapp über 2,5 Prozent auf weit unter einem Prozent gefallen. Eine ganze Zeit lang gab es sogar eine Minusrendite für die Anleger. Aktuell rentieren zehnjährige Staatspapiere des Bundes bei knapp 0,5 Prozent, diese mickrige Rendite würde somit durch die Inflation aufgezehrt werden. Kein Wunder also, dass die Deutschen kaum Berührung mit dem Kapitalmarkt haben. Aktienpapiere sind den Deutschen wohl zu risikoreich und Anleihen zu wenig lukrativ. Es ist somit gar nicht so leicht, den Deutschen Aktien und Anleihen schmackhaft zu machen - auch in Form von Fonds nicht.
Die Deutsche Bank - traditionell mit ihrer Tochter Deutsche Asset Management und ihren Flaggschiffen DWS und Xtrackers - hervorragend im Kapitalmarktgeschäft etabliert, geht jetzt einen anderen Weg, um die Bundesbürger von den Vorzügen des Kapitalmarktes zu überzeugen und ihre Fonds an den Mann und die Frau zu bringen. Hierfür bedient sich die Bank der sogenannten Robo Advisor und richtet ihr Angebot an die zunehmende Masse an Selbstentscheidern.

Roboter sollen das Geschäft mit Fonds befeuern

Laut einer vor Kurzem veröffentlichten Pressemitteilung der Deutschen Bank können Fondssparer künftig über eine digitale Plattform in Fonds sparen. Der Vertrieb der Plattform wird über Vertriebsgesellschaften, wie Versicherungen und Banken abgewickelt. Die Deutsche Bank adressiert ihren Robo Advisor somit nicht an die Endkunden, sondern als White-Label-Angebot an die Vertriebsgesellschaften, die den Deutsche-Bank-Robo in ihr System einbauen und unter ihrer Marke präsentieren.
Ganz nach dem Prinzip moderner Robo Advisor wird einem Anleger nach der Beantwortung von ein paar Fragen ein Standardportfolio zugewiesen, welches aus aktiven und passiven Fonds bestehen kann. Laut der Deutschen Bank finden sich in den Standardportfolien auch hausfremde Fonds wieder, so dass die Anleger davon ausgehen können, den bestmöglichen Anlagemix zu bekommen. Wichtig ist außerdem, dass die Asset Allokation - also die Entscheidung über den prozentualen Anteil der Anlageklassen (z.B. Aktien, Anleihen, alternative Anlagen) immer von menschlichen Wesen (Anlagestrategen) getroffen wird und darin auch der Unterschied zwischen modernen Robo Advisorn und dem Angebot der Deutschen Bank besteht. Bei anderen Robo Advisorn entscheidet häufig ein spezieller Algorithmus über die Allokation, bei der Deutschen Bank immer noch gut ausgebildete und langjährig erfahrene Kapitalmarktspezialisten. Laut der Pressemitteilung ist der Robo Advisor der Deutschen Bank ab diesem Montag live geschaltet. Der erste Kooperationspartner sind die Basler Versicherungen, die zum schweizer Bâloise-Konzern gehören.

Baloise Monviso der Basler Versicherungen

Über die Internetseite monviso.de können Fondssparer den Anlagebetrag und/oder monatlichen Sparbetrag, den Anlagehorizont, ihre Risikopräferenz (sehr sicherheitsorientiert, sicherheitsorientiert, Ausgewogenheit zwischen Risiko und Ertrag, sehr ertragsorientiert), ihre Vermögenswerte und finanzielle Verbindlichkeiten, das monatliche Nettoeinkommen und wie viel davon gespart werden solle, sowie ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit Geldanlagen und Finanzinstrumente zu Aktien und Anleihen angeben und danach wird eine beispielhafte Portfoliozusammensetzung vorgeschlagen. Das Tool gibt ebenfalls Auskunft über den möglichen durchschnittlichen Portfolioendwert, die Rendite per annum sowie die jährliche Volatilität. Interessant ist auch, dass neben dem zu erwartenden durchschnittlichen Portfolioendwert auch weitere Endwerte bei guter oder ungünstiger Marktentwicklung angegeben werden. Bei einer Einmalanlage von 10.000 Euro über 25 Jahre und sehr ertragsorientierter Anlage- und Risikopräferenz sowie besten Kenntnissen und Erfahrungen bei der Anlage, würde der durchschnittliche Portfolioendwert laut Simulation bei etwas über 25.000 Euro liegen, d.h. 3,68 Prozent p.a. bei 12,5 % Volatilität. Im sehr günstigen Fall könnten sogar mehr als 80.000 Euro herauskommen. Die Simulation investiert die Grundsumme zu 55% in Aktien, knapp 25 Prozent in alternative Anlagen und knapp 20 Prozent in Anleihen. Abgebildet werden die Anlagen über eine ganze Reihe an Fonds.

Robo Advisor als Neuheit im Fondsvertrieb

Bereits seit einigen Jahren erobern so genannte Robo Advisor den Markt für kapitalmarktnahe Finanzprodukte. Für internetaffine Bevölkerungsschichten, die kostensparend anlegen wollen und über einen gewissen Kapitalbetrag verfügen, sind Robo Advisor eine clevere Alternative zur traditionellen Bankberatung und Vermögensverwaltung.
Klassische Bankberatung oder eine professionelle Vermögensverwaltung kosten in der Regel deutlich mehr, als wenn der Kunde über eine Internetplattform sein Depot zusammengestellt bekommt. Daneben setzen viele Robo Advisor auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die den Markt eins zu eins nachbilden und lediglich einen Bruchteil von normalen Fonds kosten. Bei klassischen Fonds fallen für gewöhnlich Ausgabeaufschlag und teils hohe Managementvergütungen an, die einen Teil der Performance auffressen. Trotz der Kosten haben die Anleger noch nicht einmal die Garantie, dass die Fonds besser als der Markt abschneiden und somit die Kosten auch gerechtfertigt erscheinen. Diverse Studien zeigen seit Jahren, dass die Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds es nicht schaffen, ihre Benchmark (den Markt) zu schlagen. Viele underperformen ihre Benchmark sogar. Kein Wunder also, dass Anleger sich nach Alternativen umschauen. Eine sind eben passive börsengehandelte Fonds, die von einem Robo oder von Spezialisten ausgesucht werden und woraus dann Portfolien gestrickt werden.



Redaktion finanzen.net

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