Weg mit den Klimakiller

Prima Klima: Welche deutschen Firmen profitieren

19.06.15 17:00 Uhr

Prima Klima: Welche deutschen Firmen profitieren | finanzen.net

Die G-7-Staaten haben sich auf ein Klima­ziel geeinigt, der Ausstoß von Treibhausgasen soll kräftig sinken. Saubere Energien und effiziente Technologien profitieren.

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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Für Kohle wird es eng. Selten haben sich die großen Industrienationen so harmonisch als Klimaretter präsentiert wie beim G-7-Gipfel auf Schloss Elmau. Die Wirtschaft, so das ­Statement der großen Sieben, müsse "decarbonisiert" werden, der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 gegenüber 2010 um 40 bis 70 Prozent sinken. Bisher hatte nur die EU ein vergleichbar hehres Ziel, eine Senkung um 40 Prozent bis 2030 gegenüber 1990.

Die G-7-Staaten sind nach US-Angaben für rund 30 Prozent des jährlich in die Atmosphäre geblasenen Kohlendioxids (CO2) verantwortlich. Auf der nächsten Klimakonferenz im Dezember in Paris wollen die Industriestaaten ihren Worten Taten folgen lassen. Jedes Land soll sich dort neue Ziele zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen ­geben. So hoffen die G-7-Staaten, die Erwärmung der Erde durch den Klimawandel auf unter zwei Grad Celsius begrenzen zu können. Ein Temperaturanstieg, dessen Folgen noch als beherrschbar gelten.

Ende der Kohlewirtschaft

Da kein anderer Energieträger bei seiner Verbrennung mehr CO2 freisetzt und damit stärker zur Aufheizung des Planeten beiträgt als Kohle, steht der einst gepriesene Rohstoff vor dem Aus. Viele Umweltverbände jubeln bereits. Die Vision einer globalen Energiewende habe durch die G-7-Erklärung deutliche Konturen bekommen, lobt Green­peace. "Wenn man das Zwei-Grad-Ziel ernst nimmt, wird das Ende der Kohlewirtschaft notwendigerweise kommen", sagt Claudia Kemfert, Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Die Kohle kann unter dieser Prämisse keine Zukunft haben."

Für viele klassische Stromversorger sind das schlechte Nachrichten, erwirtschaften Unternehmen wie die Essener RWE doch einen Großteil ihres Umsatzes mit Kohlestrom. Stein- und Braunkohle sorgten in Deutschland 2014 für ein Viertel der verbrauchten Energie. Grund ist, dass Kohle auf den Weltmärkten günstig ist und alte Kraftwerke längst abgeschrieben sind. Klimafreundlichere Energie aus modernen Erdgaskraftwerken ist deutlich teurer.

Das zeigt, dass das Ende der Kohle zwar einfach zu formulieren, jedoch schwer zu verordnen ist. Selbst der als Klimavorreiter geltenden EU ist es bisher kaum gelungen. Zwar hat sie vor gut zehn Jahren mit dem Emissionshandel ein Instrument ­eingeführt, das Industrie und Stromwirtschaft zu einem effizienten Verbrauch ermutigen sollte. Doch wirklich funktioniert hat das bisher nicht.

Grund ist die viel zu große Zahl an ausgegebenen Emissionsberechtigungen. Das Bundesumweltministerium spricht von einem Überschuss von "über zwei Milliarden Zertifikaten". Zum Überangebot hat auch die Wirtschaftskrise beigetragen. Für den CO2-Preis war das verheerend. Aktuell liegt er bei rund acht Euro je Tonne.

"Aber erst wenn jede Tonne 40 bis 60 Euro kostet, wären moderne Gaskraftwerke gegenüber Kohlestrom konkurrenz­fähig", sagt DIW-Ökonomin Kemfert. Weil der Emissionshandel es nicht schafft, versuchen Staaten wie Schweden und Deutschland, mit einer natio­nalen Klimaschutzabgabe den Kohlestrom zu verteuern.

Reform des Emissionshandels

Nun will aber auch die EU handeln. Ab 2019 soll eine Marktstabilitätsreserve eingeführt werden, in die überschüssige Zertifikate ausgelagert werden können. Dem Markt würden diese Papiere entzogen und die Preise könnten steigen. Außerdem soll die Zahl neu ausge­gebener Verschmutzungsrechte jährlich reduziert werden. Dennoch werde es bis 2030 dauern, bis der Überschuss an Zertifikaten abgebaut worden sei, schätzt Energieexpertin Kemfert.

Auch wenn der Ausstieg aus der Kohle noch dauern wird - die Alternativen kommen immer schneller voran. Beispiel China: Das Land ist der mit Abstand größte Produzent von Treibhausgasen. Im vergangenen Jahr hat die asiatische Boom-Nation erstmals seit Beginn der rasanten Industrialisierung vor zwei Jahrzehnten weniger Abgase in die Luft geblasen als im Vorjahr. Im ersten Quartal sind sie laut Greenpeace um weitere fünf Prozent gesunken. 2016 will China in den Emissionshandel einsteigen. Basis der neuen Klimapolitik in Peking ist der massive Ausbau von Wind- und Solartechnik.

Milliarden für Klimaschutz


Emissionsfreier und regenerativer Strom ist teilweise schon so günstig geworden, dass er rein ökonomisch - ohne Berücksichtigung positiver Um­welt­aspekte - gegenüber neuen Kohlekraftwerken fast konkurrenzfähig ist. Auch andere Schwellenländer in Asien, Afrika und Lateinamerika setzen zunehmend auf regenerative Energien. Sie haben noch nie so viele neue Solar- und Windkraftwerke gebaut wie 2014.

Nach dem Willen der G 7 soll die UN-Klimakonferenz in Paris Ende des Jahres die Weichen für eine Fortsetzung des globalen Ökostrombooms stellen. 100 Milliarden Dollar wollen sie ab 2020 jährlich für Schwellen- und Entwicklungsländer aufbringen. Dabei geht es neben der Finanzierung emissionsfreier Energien um Anpassungsmaßnahmen für die Folgen des Klimawandels wie Stürme oder Hochwasser - etwa neue Dämme, aber auch Versicherungen. Für die Schwellenländer ist dieses Geld eine Grundvoraus­setzung, um in Paris überhaupt eigene Reduktionsverpflichtungen akzeptieren zu können.

Der gute Wille zählt: "Auch wenn die G 7 wenig Konkretes beschlossen hat - für den Erfolg der Klimakonferenz in Paris sind die Beschlüsse ein positives Signal", sagt DIW-Expertin Kemfert. Die Branchen, die auf grüne Technologien setzen, können so weiter auf gute Geschäfte in der Zukunft bauen.

Neben regenerativen Energien, Batterien oder Elektrofahrzeugen ist das die ganze Bandbreite effizienter Maschinen und Komponenten, mit denen Industrieunternehmen vor dem Hintergrund eines schär­feren Emissionshandels Energie sparen können. Besonders die deutsche Industrie kann sich freuen, meint Kemfert: "Deutsche Hersteller zählen bei energieeffizienten Prozessen zu den Weltmarktführern. Solche Produkte werden bei einer konsequenten Umsetzung des Zwei-Grad-Ziels weltweit immer mehr gefragt sein."

Investor-Info

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Grünes Erfolgsmodell

Das Produkt der Securvita-Versicherung ist ein Klassiker unter den Nachhaltigkeitsfonds. Hohe Ansprüche an Unternehmen werden mit ordentlicher Rendite verbunden, gut 70 Prozent brachte der Fonds binnen drei Jahren. Er investiert in die 30 internationalen Werte des Natur-Aktien-Index (NAI), für den strenge Kriterien zu CO2-Ausstoß, Ressourceneffizienz, Technologievorsprung und Ethik gelten. Enthalten ist ein breiter Branchenmix von Halbleiter über Lebensmittel und Verkehr bis zu Finanzierung.

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