Aktives oder passives Management von Vermögensanlagen?
"Die meisten Fondsmanager sind ihre Gebühren nicht wert" - so schlussfolgern...
...zahlreiche Artikel aus der statistischen Tatsache, dass nur eine Minderheit der Fonds besser abschneidet als der Markt. Dieses Argument wird gerne benutzt, um die Vorteile von Indexfonds zu unterstreichen, aber im Kern ist es ohne Aussagekraft. Die in Medien geführte Debatte trägt oft dogmatische Züge und wird einer objektiven Aufklärung nur teilweise gerecht.
Von Thomas Böckelmann, geschäftsführender Gesellschafter, VEITSBERG Gesellschaft für Vermögensbetreuung mbH, Ravensburg
So wie nur die Minderheit einer Gruppe von Menschen größere Füße haben, kann als der Durchschnitt der Gruppe, so kann auch keine Mehrheit von Marktteilnehmern besser sein als der Markt auf dem sie agieren. Die Marktentwicklung entspricht der durchschnittlichen Performance aller Marktakteure. Diese statistische Tatsache allein - durch simple Mathematik erklärbar - sollte daher kein Grund sein, aktiv gemanagte Vermögensanlagen pauschal für schlechter zu erklären.
Um eine aktive Vermögensanlage mit einer passiven aussagekräftig zu vergleichen, ist das allseits bekannte Kriterium der Performance um eine weitere Dimension - das Risiko - zu ergänzen. Es ist schon erstaunlich, wenn sich der grundsätzlich eher risikoscheue deutsche Anleger in der Berichterstattung nur mit Angaben zur Wertentwicklung zufriedengibt. Gerade in Zeiten großer Unsicherheit sind Informationen zu Wertschwankungen (Volatilität) und Maximalverlusten (Drawdown) von Vermögensanlagen entscheidend, um deren Entwicklung im Vergleich zum Gesamtmarkt oder Konkurrenzprodukten beurteilen zu können.
Ein einfaches Beispiel mag dies verdeutlichen: Angenommen der Gesamtmarkt (zum Beispiel DAX30) entwickelt sich seit Jahresbeginn mit plus vier Prozent bei einer durchschnittlichen Wertschwankung von 14 Prozent und einem zwischenzeitlichen maximalen Wertverlust von 12 Prozent. In den gängigen Statistiken und Rennlisten würden nur diejenigen Deutschlandaktienfonds erscheinen, die besser als der Markt in der Performance, also besser als vier Prozent sind. Aber wieso sollte ein Fonds schlechter sein, der zwar nur drei Prozent Performance erreicht hat, dafür aber deutlich weniger Risiko als der Gesamtmarkt enthält - gemessen an einer deutlich niedrigeren Wertschwankung im Zeitverlauf.
Wir sind davon überzeugt, dass sich zahlreiche Privatanleger der Risikoinformation öffnen würden, wenn diese mit der nötigen Sorgfalt und Professionalität angeboten würde. Natürlich gibt es Fachmedien, die dem professionellen Berater aber auch dem interessierten Anleger die zur Beurteilung notwendigen Kennzahlen bereitstellen, in der gängigen Tagespresse wird jedoch meist auf eine Darstellung des komplexen Sachverhaltes zugunsten einer plakativen Performancebetrachtung verzichtet.
Grundsätzlich ist es richtig, neben den Aspekten Rendite und Risiko die unterschiedliche Gebührenstruktur von aktiven und passiven Vermögensanlagen kritisch zu beleuchten. Aktive Aktienprodukte verlangen teilweise zwei Prozent und mehr Verwaltungsgebühr pro Jahr, während Indexfonds bereits ab 0,1 Prozent die Verwaltung übernehmen. Die deutlich höhere Gebühr ist nur dann zu rechtfertigen, wenn von einer aktiven Anlage sowohl unter Rendite- als auch Risikoaspekten ein Mehrwert zu erwarten ist. Dabei spielt neben Konzeption der Anlage und Investmentprozess auch die Effizienz des Kapitalmarktes eine Rolle, in den investiert werden soll.
Die 1970 von Eugene Fama vorgestellte Effizienztheorie unterstellt, dass aktive Produkte keinen Mehrwert generieren können. Dafür hat er in diesem Jahr den Nobelpreis erhalten - sinnigerweise nicht allein. Denn mit Robert Shiller hat in diesem Jahr auch jemand den Preis erhalten, der mit seinen Ausführungen zu Behavioral Finance (Verhaltensökonomie) die Ineffizienz der Märkte unterstreicht. Da sich die reale Welt nicht in akademische Modelle zwingen lässt, dürfte die Wirklichkeit irgendwo in der Mitte liegen - im Klartext: aktive und passive Anlagen machen Sinn, je nach Kapitalmarkt, Risikopräferenz und Investmentstrategie.
Passives Anlegen befreit nicht von aktiven Entscheidungen
Oftmals wird geschrieben, dass man einfach mit günstigen Indexfonds den Markt kaufen soll. Aber welchen Markt? DAX30, den amerikanischen S&P500 oder doch besser den Weltaktienindex MSCI Welt ? Dividendenindizes soll es ja auch geben und was ist mit Schwellenländern ? Wieviel kauft man von welchem Produkt wann? Und dabei haben wir noch gar nicht über festverzinsliche Wertpapiere nachgedacht, deren unterschiedlichen Bonitäten, Währungen und Laufzeiten…
Neben der deutlich günstigeren Gebührenstruktur spricht für passive Anlagen deren jederzeitige Handelbarkeit über die Börse. Somit kann binnen Sekunden auf Marktereignisse reagiert werden, Käufe und Verkäufe können mit Limitstrategien unterlegt werden. Wer sich an den Weltfinanzmärkten auskennt und weiß, wo er wann investieren will, findet in passiven Indexfonds hervorragende Finanzinstrumente und Alternativen zu aktiv gemanagten Produkten.
Wer sich hingegen weniger sicher in der Auswahl der Märkte und dem Timing ist, sollte aktive Produkte in Betracht ziehen. Auch wenn diese teilweise deutlich teurer sind, bieten diese in der risikoadjustierten Betrachtung aber auch insbesondere bei innovativen Investmentansätzen oft einen Mehrwert.
In Deutschland gibt es mehr als 30.000 aktive Investmentfonds. Selbst wer auf die Statistik schaut und weiß, dass nur 25 bis 40 Prozent dieser Fonds ihren Markt outperformen, sollte eine entsprechend große Anzahl zur Auswahl finden.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
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