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Fondsmanager Pesarini: Wir sind weiter vorsichtig

aktualisiert 15.09.11 13:15 Uhr

Fondsmanager Luca Pesarini über leichtsinnige Analysten, die große Krisengefahr und japanische Verhältnisse in Europa.

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von Ralf Ferken, €uro am Sonntag

Luca Pesarini ist ein Freund klarer Worte. Der Manager des Mischfonds Ethna Aktiv E erklärt, warum ETFs für ihn gerade keine Kaufoption sind.

€uro am Sonntag: Herr Pesarini, Konjunktur und Stimmungsindikatoren schwächeln weltweit. Wie kritisch schätzen Sie die Lage ein? Pesarini: Der Weg aus der Staatsschuldenkrise wird lang und beschwerlich. Schauen Sie in die USA. Das Land leidet weiterhin unter der Hypothekenkrise und ist weit davon entfernt, das Problem zu lösen.

Könnte Notenbankchef Bernanke nicht die Konjunktur ankurbeln?
Er hat dazu keine Munition mehr. Zudem sind die Notenbankgelder bislang nicht in Produktiv­kapital, sondern zum Beispiel in die Rohstoffmärkte geflossen. Das ist eine Fehlallokation des Kapitals.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa ist die Lage dramatisch …
Europa wird nicht auseinanderfallen. Aber die Staaten im Euroraum müssen ihre Schulden senken. Das heißt, sie werden sparen und die Steuern erhöhen. Das dämpft das Wachstum und die Inflation. Japanische Verhältnisse wären das Beste, was wir bekommen könnten.


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Miese Aussichten.
Japanische Verhältnisse sind nicht so schlimm, wie viele denken. Die Japaner zeigen, dass eine leichte Deflation nicht automatisch zu einer Rezession führt. Auch Europas Wirtschaft dürfte keinen Weltuntergang erleben, sondern eher dahinplätschern.

Wieso haben Analysten und Volkswirte kaum vor der Krise gewarnt?
Diese Leute sind bullish, bis die Kurse fallen. Dann tun sie so, als hätte es ihre vorherigen Prognosen nicht gegeben. Ich bin entsetzt darüber, mit welchem Leichtsinn sie Anleger ins Verderben jagen. Man kann nicht immer bullish sein. Wir verstehen unser Geschäft anders und tragen mit unseren Fonds Verantwortung für die Kunden.

Dennoch ist der Ethna Aktiv E leicht im Minus.
Leider Gottes. Wir haben die Korrektur bei Aktien erwartet, weil die Gewinnschätzungen zu hoch waren. Aber die Ausmaße der Flucht aus Risikokapital im August haben wir unterschätzt. Einige Aktien mussten wir mit Verlust verkaufen.

Wie sieht das Portfolio des Ethna Aktiv E aus?
Defensiv. 80 Prozent halten wir in Anleihen, 15 Prozent in Kasse sowie fünf Prozent in Aktien.

Mittlerweile sind Aktien tief gefallen. Stocken Sie die Quote bald wieder auf?
Nein, in den nächsten drei bis sechs Monaten werden wir weiterhin vorsichtig sein. Aktien werden in nächster Zeit wie in Japan in einer Bandbreite gefangen sein und nirgendwo hingehen. Man darf in keinem Fall ETFs haben, sondern muss auf Stock­­picking setzen und zwischen guten und schlechten Unternehmen unterscheiden. Da sind Könner gefragt. Deshalb bin ich als aktiver Vermögensverwalter gar nicht so unglücklich über die Situation.