Krim-Krise: Verlierer an allen Fronten
Russland lässt die Muskeln spielen. USA, EU und Ukraine sind empört. Der Konflikt könnte die gesamte Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen - und die Kapitalmärkte dazu.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Alle Appelle des Westens halfen nichts: An diesem Sonntag entscheiden die Bürger der Krim, ob sie bei der Ukraine bleiben oder künftig zu Russland gehören wollen. Längst kontrollieren russische Soldaten die Halbinsel, auch wenn sie versuchen, dies zu verschleiern, indem sie ohne militärische Abzeichen auftreten. Was vor drei Wochen noch regional begrenzte Unruhen waren, hat inzwischen das Potenzial zu einer globalen Krise - Ausgang ungewiss. Verschiedene Szenarien sind denkbar. Sie reichen von einer politischen Eiszeit über harte Wirtschaftssanktionen bis hin zu Kämpfen zwischen Russland und der Ukraine. Auf die Wirtschaft und die Kapitalmärkte würden sie sich je nach Schärfe kaum merklich bis äußerst drastisch auswirken.
Szenario 1: Politische Eiszeit
Am wahrscheinlichsten ist es, dass es zu einer neuen politisch geprägten Eiszeit zwischen Russland und dem Westen kommen wird. Die dabei verhängten Sanktionen dürften sich weniger wirtschaftlich als vielmehr politisch auswirken. Sie könnten Russland dennoch empfindlich treffen. Denkbar sind Reisebeschränkungen für einflussreiche Russen und das Einfrieren ihrer Konten im Ausland. Derartige Sanktionen würden in erster Linie Russlands Oberschicht schmerzen, die Auslandskonten nutzt und Reisefreiheit schätzt. "Es dürfte den russischen Eliten nicht gefallen, wenn sie ihr Haus an der Côte d’Azur nicht mehr nutzen können", veranschaulicht Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, die Folgen.
Deutsche Unternehmen dürften in diesem Umfeld nur geringfügige Einbußen erleiden. Bleibt es bei einer politischen Eiszeit, dürfte sich das Wirtschaftswachstum hierzulande nur minimal abschwächen.
Auf die Kapitalmärkte dürfte sich die Krise ebenfalls nur moderat auswirken, wenn es beim aktuellen Säbelrasseln verbunden mit milden wirtschaftlichen Sanktionen bleibt.
An den Aktienmärkten ist der Konflikt inzwischen eingepreist, sodass abgesehen von kurzfristig auftretenden Schwankungen keine weiteren deutlichen Rückgänge zu erwarten sind.
Auf den Rentenmärkten hatte die Krise außerhalb Russlands und der Ukraine bislang ohnehin kaum Auswirkungen - was auch so bleiben dürfte, wenn keine Eskalation eintritt. "Das Gewicht der Ukraine am Finanzmarkt ist relativ gering, sodass bei einem drohenden Zahlungsausfall kaum weitreichende Folgen zu befürchten sind", sagt Enzo Puntillo, Chef der Rentenabteilung von Swiss & Global Asset Management. Die schwierige Finanzlage der Ukraine wird sich durch den Konflikt zwar eher noch verschlechtern.
Doch das Risiko eines Ausfalls ukrainischer Staatsanleihen tragen nur einige Akteure. "Unter den Banken sind nur wenige Institute wie die Raiffeisen Bankengruppe Österreich und die ungarische OTP signifikant engagiert", sagt Anton Hauser, Fondsmanager der österreichischen Erste Asset Management für osteuropäische Anleihen.
Szenario 2: Harte Sanktionen
Weniger wahrscheinlich erscheint es, dass harte Wirtschaftssanktionen durchgesetzt werden. Denn unter diesem zweiten Szenario würden alle Beteiligten leiden. Der Westen könnte eine Art Embargo gegen Russland verhängen, Putin mit einem Lieferstopp für Erdöl und Gas reagieren.
Von einem Handelskrieg wäre Russland mit Abstand am stärksten betroffen. Die Exporte russischer Firmen in die Europäische Union tragen rund 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Waren nicht mehr nach Europa verkaufen zu können, würde Russlands Wirtschaft schmerzen. Weniger dramatisch wäre ein Stopp des Handels mit den USA, denn dorthin führt Russland deutlich weniger Güter aus: Ein Prozent des russischen BIP wird mit diesen Exporten erwirtschaftet.
Stellt Russland im Gegenzug die Lieferung von Öl und Gas ein, würde es damit die europäische Wirtschaft belasten. Doch vor allem schneidet es sich ins eigene Fleisch. Denn das Land ist auf die hohen Einnahmen durch den Verkauf der Rohstoffe dringend angewiesen.
Auch Polen müsste einige Einschränkungen hinnehmen. "Acht Prozent der Exporte gehen nach Russland und in die Ukraine", sagt Hauser. Ähnlich hoch sei die Abhängigkeit von Russland bei den osteuropäischen Nachbarländern.
Von den Industrienationen würde Deutschland am stärksten unter einem eingeschränkten Handel leiden. Die Exporte nach Russland machen immerhin 1,4 Prozent des hiesigen BIP aus. "Das ist nicht extrem viel, aber doch relevant", sagt Berenberg-Volkswirt Schmieding. Die Exporte der übrigen Europäischen Union nach Russland betragen nur 0,8 Prozent ihres BIP. Deutschland wäre also etwa doppelt so stark betroffen wie der Durchschnitt der anderen EU-Staaten.
Sollte es zu einem Ein- und Ausfuhrstopp kommen, bei dem auch die Öl- und Gaslieferungen aufgehalten würden, erwartet der Volkswirt heftige Auswirkungen. Das deutsche Wirtschaftswachstum könnte sich in einem solchen Fall um bis zu einen Prozentpunkt verringern. Am stärksten davon betroffen wären die exportorientierten Industriezweige Maschinenbau und Automobil.
Kaum Auswirkungen gäbe es hingegen auf die Wirtschaft der Vereinigten Staaten. Die Exporte nach Russland summieren sich auf gerade einmal 0,1 Prozent des BIP, die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen ist gering.
Szenario 3: Krieg
Noch unwahrscheinlicher als ein Embargo ist es, dass es zu Szenario Nummer 3, einer militärischen Auseinandersetzung, kommen wird. Die Armee der Ukraine ist den russischen Streitkräften hoffnungslos unterlegen, und so wären Kämpfe nicht nur für die Menschen eine Katastrophe, sondern auch zutiefst unvernünftig. Ein echter Krieg würde weltweit zu einer erheblichen Verunsicherung führen. Er hätte extrem negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Kapitalmärkte und würde infolge der Unsicherheiten die Konsumlaune der Verbraucher und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bremsen.
"Kommt es zu einem Krieg auf der Krim, würde die deutsche Wirtschaft aufs Jahr gerechnet um mindestens 0,5 Prozent schwächer wachsen", erwartet Schmieding.
Sollte es zu einer echten Eskalation kommen - wozu auch harte Wirtschaftssanktionen zählen -, dürfte die Finanzwelt empfindlich reagieren. "Ein Minus von 20 Prozent auf den internationalen Aktienmärkten ist dann möglich", sagt er.
Wie bei jeder Krise werden wohl diejenigen Märkte am stärksten verlieren, die als riskant gelten. "Bei einer Verschärfung der Krise wird es die Schwellenländer am härtesten treffen, weil sie fundamental am schwächsten sind", sagt Fondsmanager Hauser. Die Länder, die bereits in den Wochen vor der Krim-Krise von den Anlegern gemieden worden waren, wären besonders gefährdet. Dazu zählen die "Fragile Five" - Indien, Brasilien, Indonesien, Südafrika und die Türkei - mit ihren hohen Leistungsbilanzdefiziten.
Auch die Währungen dieser Länder würden in einem solchen Fall weiter gegenüber Euro und Dollar an Wert verlieren. Neben dem russischen Rubel wären sie besonders stark von einer Eskalation betroffen. Auf den Rentenmärkten wäre mit einem Anstieg der Kurse von Anleihen zu rechnen, die als sicherer Hafen gelten. Vor allem Staatsanleihen verlässlicher Schuldner wie Deutschland dürften dann zulegen. Eine Eskalation des Konflikts dürfte auch bei Rohstoffen deutliche Spuren hinterlassen. "Jedes Vorgehen, das die russischen Ölexporte einschränkt, könnte den Preis für ein Fass Rohöl der Sorte Brent leicht auf 140 bis 160 Dollar treiben", sagt Mark Burgess, Investmentchef der britischen Fondsgesellschaft Threadneedle. Auch der Preis für Erdgas dürfte anziehen, ebenso für einige Agrargüter wie Weizen oder Mais, die in Russland und der Ukraine angebaut werden. Von einem Anstieg des Ölpreises dürfte wohl auch die größte Gefahr für die Weltwirtschaft ausgehen. Langfristig höhere Energiekosten würden das globale Wachstum nämlich stark bremsen. Dann gäbe es durch den Konflikt tatsächlich überall nur Verlierer.
Investor-Info
Schwellenländer
In stürmischem Gewässer
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine fügt dem Universum der Schwellenländer eine weitere Krise hinzu. Hohe Leistungsbilanzdefizite, schwache Währungen, ein unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum und politische Unruhen haben viele Anleger zuletzt vor Engagements in den Emerging Markets zurückschrecken lassen. Doch jede Krise birgt auch Chancen. Um die zu nutzen, stellen wir drei Fonds vor, die kurzfristig genauso überzeugen wie langfristig. Sie sind auch in den aktuell schwierigen Zeiten einen Blick wert. Mit ihnen können Anleger vom möglichen Wiedererstarken der Aktien- und Rentenmärkte der aufstrebenden Volkswirtschaften profitieren.
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Viel Welt, wenig Osteuropa
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30 Prozent ausmachen. Osteuropäische Firmen
spielen nur eine geringe Rolle im Fonds.
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Defensiver Klassiker
Der Comgest Magellan ist ein Klassiker unter den Schwellenländerfonds. Seit 1988 investiert er in Emerging-Markets-Aktien. Die Fondsmanager
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18.10.2012 | Orságos Takar És Ker BK ON neutral | UBS AG | |
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