Fonds-Portrait

Fidelity European Growth: Flagschiff auf dem Prüfstand

07.10.09 10:45 Uhr

Der Fidelity European Growth verzeichnet wieder Mittelzuflüsse. Der Vorzeigefonds von Fidelity International rangiert in seiner Anlageklasse derzeit allerdings nur im Mittelfeld.

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von Jörg Billina, €uro fondsxpress

Der Gesamtwert der Güter und Dienstleistungen, die die Bürger des arabischen Staates Jordanien in einem Jahr produzieren, liegt in etwa bei 21 Milliarden Euro. Dieselbe Größenordnung wies der Fidelity European Growth Fund auf, als Alexander Scurlock (Foto) am 1. Januar 2007 das Management übernahm. Der 43-jährige Brite sollte das Flaggschiff der Investmentgesellschaft Fidelity wieder auf Kurs bringen. Der Fonds hatte sich seinerzeit nicht mehr von der Konkurrenz absetzen können.

Konzentration auf das Wesentliche

Scurlock führte eine Portfoliobereinigung durch und reduzierte die Anzahl der Aktien von 220 auf 100. Die stärkere Konzentration schützte den Fonds jedoch nicht vor der Talfahrt an den Aktienmärkten. Der Crash ließ das Volumen kräftig schrumpfen, zudem zogen enttäuschte Anleger massenweise Gelder ab. Der Fonds entwickelte sich 2008 mit einem Minus von 45,6 Prozent rund acht Prozentpunkte schlechter als der Vergleichsindex MSCI Europa. "Ich habe unterschätzt, wie stark sich die Finanzkrise auf die Wirtschaft auswirken wird. Aber den Unternehmen ging es genauso, und auf deren Zahlen und Prognosen beruhen meine Analysen", räumt der Oxford-Absolvent ein.

Auch wenn das Fondsvolumen zuletzt wieder gestiegen und mit rund acht Milliarden Euro nun in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Malawis entspricht: Der Druck unter dem Scurlock steht, ist weiterhin immens. Allein in Deutschland haben ihm rund eine Million Menschen ihr Geld anvertraut. Diesen Investoren fühlt sich Scurlock verpflichet: "Ich will, dass sie mit meiner Arbeit und der Wertentwicklung des Fonds zufrieden sind."

Auf dem Weg der Besserung?

2009 können sie es wieder sein. Der Fonds erzielte seit Jahresanfang ein Plus von 24 Prozent und rangiert nur noch knapp hinter dem Vergleichsindex. Scurlock, der seit seinem 16. Lebensjahr die Aktienmärkte intensiv verfolgt, hatte den Tiefpunkt im März zum Einstieg bzw. zum Zukauf genutzt. Vor allem im Finanzsektor hatte der Stockpicker Chancen erkannt. Dort habe als Folge der Krise der Wettbewerb abgenommen. Die überlebenden Firmen könnten deshalb nun sehr profitabel arbeiten, so die Begründung. Zu Scurlocks Favoriten zählen Credit Suisse und Barclays, die sich beherzt von giftigen Wertpapieren getrennt hätten.

Trotz der starken Kursentwicklung rechnet Scurlock nicht mit einer baldigen Korrektur. Seiner Meinung nach werde der wirtschaftliche Aufschwung im dritten Quartal weitere Bereiche erfassen und in eine nachhaltige Erholung münden. Sollte er Recht behalten und der Fonds Ende des Jahres am Vergleichsindex vorbeiziehen, könnte das Volumen schon bald wieder jordanische Werte erreichen.

Fazit: Der volumenstärkste Fonds Europas kommt wieder in Form. Die Übergewichtung von Finanzwerten hat sich bislang ausbezahlt. Dennoch hat Manager Alexander Scurlock bislang noch keine klare Outperfomance gegenüber dem MSCI Europe erzielt. Das über sieben Milliarden Euro große Fondsvolumen erschwert die Wahrnehmung kurzfristig sich ergebender Chancen. Ein Kauf drängt sich derzeit nicht auf, halten sollte man den Fidelity- Fonds jedoch schon.

Fondsdaten ISIN: LU 004 857 879 2
Verwaltungsgebühr: 1,5 %

Ausgabeaufschlag: bis zu 5,25 %

Kontakt: www.fidelity.de