Faible für Aktien

Allianz-Experte Naumer: "Besser als Vermögensteuer"

29.08.15 08:00 Uhr

Allianz-Experte Naumer: "Besser als Vermögensteuer" | finanzen.net

Hans-Jörg Naumer, der Allianz-Marktexperte, über Kapitalbesitz von ­Arbeitnehmern, Vermögensaufbau mit Sparplänen und Nachteile von ETFs.

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Aktien

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von Ralf Ferken, Euro am Sonntag

Wie geht es in Griechenland weiter, was passiert bei Google? Auch Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors (AGI) bleibt hier auf dem Laufenden - in seinem Job zählen aber andere Fragen: Was beeinflusst die Börsen langfristig - und wie können Anleger davon profitieren?

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Naumer leitet bei der Allianz-­Fondstochter die Kapitalmarktanalyse. Jüngst ging es für ihn etwa um die Frage, ob Deutschland durch niedrige Zinsen die Schuldenquote senken kann. Die Antwort: Ja, aber nur, wenn die Inflation auf vier Prozent steigt. Wie realistisch ist das? Naumer glaubt nicht daran. Er rechnet für längere Zeit mit niedrigen Zinsen und geringen Inflationsraten. Was den Finanzminister freut, ist für Anleger entgangener Zins­ertrag wegen unattraktiver Anleihekupons. Zudem gehe der 30-jährige Bullenmarkt für Anleihen zu Ende, so Naumer. Statt weiterer Kursgewinne seien stagnierende oder fallende Kurse zu erwarten.

Er hat sowieso ein Faible für Aktien und möchte auch Anleger davon überzeugen. Nicht um kurzfristig zu spekulieren, sondern um langfristig Vermögen aufzubauen. "Man muss kein Millionär sein, um in Aktien zu investieren", so sein Credo. In Deutschland könne fast jeder einen monatlichen Sparplan für 25 oder 50 Euro abschließen.

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Dass sich das in der Vergangenheit gelohnt hätte, zeigen seine Studien. Wer seit Anfang 2.000 monatlich etwa den deutschen Aktienfonds Concentra bespart hätte, hätte sein Kapital verdoppelt. Trotz Technologie-, Finanz- und Eurokrise. Oder gerade deshalb. In Zeiten fallender Kurse sammeln Anleger für ihre monatlichen Sparbeträge mehr Fondsanteile ein, was sich beim nächsten Aufschwung umso stärker bezahlt macht.

Naumer verweist hier gar auf den "linken" Ökonomen Thomas Piketty, der den Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert" schrieb. Dessen These lautet, dass die Rendite der Kapitalbesitzer höher ist als das gesamtwirtschaftliche Wachstum. "Da hat Piketty wohl recht, da Kapitalbesitzer eine Risikoprämie erwarten können", sagt Naumer: "Allerdings teile ich seine Schlussfolgerung nicht." Piketty plädiert für eine Vermögensteuer. Naumer sagt: "Macht die Arbeitnehmer zu Kapitalbesitzern." Das ist ihm lieber, als dass der Staat die Einnahmen aus der Vermögensteuer dazu nützen würde, um Transfereinkommen an die Arbeitnehmer zu zahlen.

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Bleibt die Frage, ob Anleger mit Fonds oder ETFs in Aktien investieren sollten. Naumer plädiert für Fonds. Kein Wunder, schließlich offeriert AGI nur ­aktiv gemanagte Fonds. Bedenkenswert sind seine Argumente dennoch. "Passive Produkte bilden die Vergangenheit ab", sagt Naumer: "Was gut gelaufen ist, ist heute teuer." Aktive Fonds könnten solche Werte meiden.

Zudem handelten die Anleger nicht rational, sondern emotional. Sie litten unter Herdenverhalten oder Selbstüberschätzung. Für Naumer ist klar: "Falls die Menschen nicht rational sind, können die Märkte auch nicht rational sein." Und das biete Chancen für Fonds.

Kurzvita

Hans-Jörg Naumer
Der Volkswirt ist seit 2000 Leiter der Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global ­Investors (AGI). Er beschäftigt sich mit langfristigen Trends der Kapitalanlage, strategischer und taktischer Allokation sowie spezifischen ­Investmentchancen.

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