Euro am Sonntag-Titel

Einfach schlecht: Fonds, die keiner braucht

29.08.13 03:00 Uhr

Die Redaktion von Euro am Sonntag zeigt, welche Fonds noch nie überzeugen konnten - und warum das so ist. Dazu sechs Top-Fonds, die gut für jedes Depot sind.

Werte in diesem Artikel
Fonds

49,10 EUR -0,57 EUR -0,01%

44,91 EUR -0,51 EUR -0,01%

104,67 EUR 0,06 EUR 0,00%

27,02 EUR -0,35 EUR -0,01%

von C. Platt und L. Vogel, Euro am Sonntag

Stopp, nicht weiterlesen! Eigentlich kann man keinem Anleger empfehlen, sich das anzutun. Wer sieht schon gern schwarz auf weiß, dass sein Fonds zu den schlechtesten Deutschlands gehört? Doch manchmal muss man der Wahrheit ins Gesicht blicken. Es gibt sie: Fonds, die noch nie gut waren. Fonds, die seit Auflage vergleichbaren Produkten und Indizes hinterherhinken, teilweise schon seit mehr als zehn Jahren.

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€uro am Sonntag hat aus den rund 7.500 Fonds für Privatanleger die­jenigen herausgefiltert, die konsequent eine unterdurchschnittliche €uro-FondsNote erhalten haben (s. Tabelle). In einer ausführlichen Liste haben wir diejenigen Produkte zusammengestellt, die im gesamten Bewertungszeitraum nicht über FondsNote 4 hinausgekommen sind. Über 200 Fonds haben es in dieser Zeit nicht geschafft, zumindest einmal Note 3 zu erreichen, die für eine durchschnittliche Leistung steht.

Einfach meiden
Für diese Fonds gilt: Das Geld der Anleger wäre woanders besser aufgehoben. Von Fonds, die bereits seit über zehn Jahren die FondsNote 4 oder 5 tragen, kann man nur abraten. So wie zum Beispiel vom Deka-EuroStoxx in den beiden Tranchen CF und TF.

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Die Deka begründete auf Nachfrage der Redaktion, warum die Manager bei europäischen Aktien so konstant schlechter abschneiden als die Konkurrenz, unter anderem mit einer defensiven Ausrichtung. Defensiv klingt erst mal gut, aber auch wenig überzeugend. Schließlich werden bei der FondsNote konservative und damit schwankungsärmere Fonds tendenziell mit besseren FondsNoten bedacht. Und außerdem würden sich die Anleger, die immerhin 600 Millionen Euro investiert haben, wohl über etwas mehr Innovation freuen — zumindest dann, wenn sich die Wertentwicklung dadurch verbessern würde.

In den vergangenen zehn Jahren legte der Fonds rund 20 Prozent zu. Ein reines Indexinvestment in den Euro Stoxx 50, der ebenfalls auf große Unternehmen in der Eurozone abzielt, hätte mit Dividenden mehr als 60 Prozent gebracht.
Aber nicht nur deutsche Fondsgesellschaften haben negative Dauerbrenner im Angebot. So schafft es auch der Erste Responsible Stock America regelmäßig, Top-Leistungen zu vermeiden. Der Nachhaltigkeitsansatz mag ja löblich sein, aber muss man deshalb gleich über zehn Jahre derart hinterherhinken? Lediglich ein Sechstel der Wertentwicklung des Vergleichsindex S & P 100 (inklusive Dividenden) schafften die Österreicher.

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Fondsnieten gibt es in jeder Anlageklasse: Bei asiatischen Aktien bekommt der J. Bär Asia Stock seit über 130 Monaten von uns die schlechtesten FondsNoten. Bei Mischfonds sticht der Noah Mix OP hervor, der in fast fünf Jahren noch nie eine 3 erhalten hat. Und selbst in einem Umfeld, in dem man wenig Spielraum hat, kann man dauerhaft die falschen Entscheidungen treffen. Das beweist der DKO-Lux-Renten, der seit nunmehr 131 Monaten auf eine bessere Note als 4 wartet. Man beachte: Bei der Erstbewertung werden bereits vier Jahre Performance bewertet. Somit sind Fonds, die seit zehn Jahren FondsNote 4 oder 5 tragen, bereits seit 14 Jahren schlecht.

Angesichts dieser zum Teil desas­trösen Bilanzen ist es auf den ersten Blick umso erstaunlicher, wie lange sich einzelne Fonds am Markt halten können. Man müsste meinen, Anleger würden früher die Reißleine ziehen. Schließlich verkaufen sich auch keine Autos, die ständig im Crashtest versagen.

Der Markt versagt
Das Fortbestehen mieser Fonds hat zwei Hauptgründe. Erstens werden Finanzprodukte in Deutschland immer noch von Beratern verkauft und nicht von informierten Kunden gekauft. Entscheidend für den Vertriebserfolg ist oft weniger die Produktqualität als die Stärke des Vertriebsnetzes der Bank. Denn immer noch verkaufen Bankberater die meisten Fonds. Und die sind in der Regel angehalten, die hauseigenen Produkte unters Volk zu bringen.

Zweitens sind die Vergleichsmöglichkeiten für viele Anleger beschränkt. Trotz Internet lassen sich dauerhaft gute Fonds nicht so leicht finden, wie das bei anderen Finanzprodukten wie Tagesgeld und Girokonten der Fall ist. Hilfe bietet die FondsNote, mit der die Redaktion gute Alternativen zu den Produkten in der großen Liste der Verlierer herausgesucht hat.

Bleibt noch die Frage, warum einige Fonds immer wieder schlecht abschneiden. Die Gründe für ständigen Misserfolg lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen. Die bedeutendste Ursache für dauerhaft schlechte Ergebnisse ist eine große Nähe zum Index. Bleibt ein Fondsmanager bei der Auswahl seiner Aktien und Anleihen zu nah an der Benchmark, kann er diese einfach nicht schlagen. Der Fonds wird sich im Regelfall so entwickeln wie der breite Markt.

Doch Anleger müssen den Manager für diese mehr oder weniger innovative Leistung bezahlen. Für Aktienfonds liegen die Gebühren bei ungefähr 1,5 Prozent jährlich. Ein Fondsmanager, der am Index klebt, wird also Jahr für Jahr 1,5 Prozent schlechter abschneiden als der breite Markt — und fertig ist die unterdurchschnittliche Leistung.

Strukturelle Fehler
Für eine große Indexnähe gibt es meist zwei Ursachen. „Entweder verlangt die Fondsgesellschaft, dass ein Produkt relativ indexnah ge­managt wird“, sagt Jan Richter, Analyst beim Beratungsunternehmen FondsConsult. Oder der Fondsmanager traue sich nicht, größere Wetten einzugehen. „Manche liegen lieber mit der Masse falsch, als dass sie ein Risiko eingehen“, sagt er.

Beim zweiten Grund für eine lang andauernde Misere liegt die Schuld weniger bei der Fondsgesellschaft. Wenn bestimmte Anlagestile, die eindeutig im Prospekt kommuniziert werden, am Markt über längere Zeit nicht funktionieren, trifft den Manager in der Regel keine Schuld. Wenn ein Value-Aktienfonds konsequent bei seinem Stil bleibt, aber ­Value-Aktien jahrelang nicht laufen, kann der Fonds gegenüber der Konkurrenz nur verlieren.

Ähnliches gilt für Währungen. Wertet beispielsweise der US-Dollar gegenüber dem Euro auf, so schneiden die Dollar-Tranchen von Fonds mit US-Aktien aus Sicht deutscher Anleger besser ab als die Euro-Tranchen. Entwickelt sich daraus ein lang anhaltender Trend, kassieren Fonds, die auf die „falsche“ Währung gesetzt haben, dauerhaft eine schlechte FondsNote.

Wird es auch in Zukunft schlechte Fonds geben? Mit Sicherheit. Aus Sicht der Fondsgesellschaften besteht jedenfalls keine Notwendigkeit, einen schlecht laufenden Fonds dichtzumachen. Insbesondere Gesellschaften, die alle Anlageklassen anbieten, schleppen schlechte Fonds lange mit durch. Die bittere Wahrheit bestätigt Analyst Richter: „Erst wenn das Volumen so klein ist, dass der Fonds für den Anbieter unwirtschaftlich ist, wird er dichtgemacht.“ 

Fonds mit dauerhaft schlechter Bewertung (pdf) Die €uro-FondsNote
Hilfe bei der Suche nach guten (und schlechten) Investmentfonds

Die €uro-FondsNote von €uro am Sonntag, dem Schwestermagazin €uro und dem Analysehaus FondsConsult ist ein Hilfsmittel zur Einschätzung Offener Investmentfonds. Jedes Produkt, das mehr als vier Jahre auf dem Markt ist, kann eine FondsNote erhalten. Die Skala reicht von 1 bis 5. Die Bestnote 1 steht für einen ausgezeichneten Fonds, die schlechteste Note 5 für einen ungenügenden. Analysiert wird die Leistung in den vergangenen vier Jahren. Untersucht werden die Wertentwicklung gegenüber einem für die jeweilige Anlageklasse gängigen Index, die Wertentwicklung gegenüber der Konkurrenz (Peer Group) und die Volatilität. Zu dieser quantitativen Analyse kommt eine qualitative Einschätzung durch FondsConsult. Darin werden unter anderem die Erfahrung des Fondsmanagers und die Stringenz des Anlageprozesses beurteilt. Bei einem Wechsel der Strategie oder im Fondsmanagement erfolgt eine Neubewertung. Die FondsNote wird monatlich vom IT-Dienstleister EDIsoft berechnet.
In der untenstehenden Tabelle sind Fonds aufgeführt, die seit mindestens 15 Monaten bewertet werden und seit der ersten Bewertung die Note 4 oder 5 erhalten haben.

Erratum
Berichtigung: Falsche Bewertung des Schoellerbank Zinsstruktur Plus A
In einer früheren Version unseres Artikels war in der Tabelle der dauerhaft schlecht bewerteten Produkte auch der Euro-Rentenfonds Schoellerbank Zinsstruktur Plus A (ISIN: AT 000 049 740 9) gelistet.
Dieser Fonds tauchte zu Unrecht in der Liste auf. Denn fälschlicherweise wurden die Ausschüttungen des Fonds bei der Berechnung der Wertentwicklung nicht berücksichtigt, was zu einer schlechten Bewertung führte. Richtig ist, dass sich die ausschüttende Tranche des Fonds genauso gut entwickelte wie die thesaurierende, die mit FondsNote 2 bewertet wird. Wir bedauern den Fehler in unserer Datenbank, den wir mittlerweile behoben haben.