Euro am Sonntag-Serie

Vom Mut, an der Seitenlinie zu warten

31.08.09 16:21 Uhr

Vermögensverwalter im Test: Das Rezept von Mack & Weise aus Hamburg lautet, auch in Krisenzeiten immer der eigenen Überzeugung zu folgen. Teil vier der Serie.

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von Oliver Ristau, €uro am Sonntag

Die Colonnaden sind – für Hamburg – ein etwas ungewöhnlicher Ort. Mit ihren italienisch inspirierten Arkaden und Häuserfassaden verbreitet die Gasse, die nur einen Steinwurf von den hektischen Einkaufsmeilen am Jungfernstieg und Neuen Wall entfernt liegt, fast mediterranes Flair, lockt Besucher für eine kleine Pause in ein Café oder Stehlokal.

Das passt zu Martin Mack und Herwig Weise. „Für die erfolgreiche Kapitalanlage ist es wichtig, über den Tellerrand zu schauen“, sagt der eine. „Und zugleich die Bodenhaftung nicht zu verlieren“, ergänzt der andere. Im zweiten Stock eines Jugendstilbaus über einer alten Sprachschule sitzen die beiden Geschäftsführer der Mack & Weise GmbH mit ihren fünf Mitarbeitern, die zusammen eine der erfolgreichsten deutschen Vermögensverwaltungen betreiben.

Zwei Pole gehören für die Studienfreunde auch zur Geschäftsphilosophie. „Um ein größeres Vermögen zu machen, bedarf es einer gehörigen Portion Mut und einer adäquaten Menge an Vorsicht“, zitieren sie den einstigen Londoner Starbankier Nathan Rothschild. Und Mut heiße dabei nicht nur, bereit sein zu investieren, „sondern auch mal an der Seitenlinie zu stehen“ – wie Martin Mack es ausdrückt – „und vermeintliche Chancen vorbeiziehen zu lassen, weil sie nur kurzfristig sind.“

Auch der Erholungsrally der vergangenen Monate an den Aktienmärkten blieben die beiden fern. Und das ohne Reue: Denn ihre beiden Fonds M & W Capital und M & W Privat haben sich trotz dieser Zurückhaltung mehr als solide entwickelt. Der konservativ ausgerichtete M & W Capital verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten einen Wertzuwachs von sieben Prozent. Von den zehn Toppositionen entfielen dabei zuletzt sechs auf deutsche Staatsanleihen und Bundesschatzbriefe, außerdem liegen Royal Dutch Shell und Statoil Hydro sowie Minenaktien im Depot.

„Die Renditen sind zwar gering, dafür aber sicher“, rechtfertigen Martin Mack und Herwig Weise die starke Gewichtung der deutschen Staatspapiere. „Wichtig ist zudem die hohe Liquidität im Markt für erstklassige Staatsanleihen.“

Die aggressivere Variante M & W Privat brachte es in den vergangenen zwölf Monaten sogar auf knapp 15 Prozent – vor allem dank bonitätsstarker Staatsanleihen, einem signifikanten Anteil von Gold- und Silber-ETFs und Rohstoffaktien wie Hecla Mining oder Gazprom. Gold und andere Edelmetalle wie Silber halten die Fondsmanager derzeit für die beste Wahl. „Die Enttäuschung da-rüber, dass die Krise noch nicht ausgestanden ist, wird die Nachfrage nach Edelmetallen als Krisenwährung weiter anheizen.“

Auch die langfristige Entwicklung kann sich sehen lassen. Während der M & W Capital seit Auflage im August 2001 um knapp 50 Prozent zulegte, wuchs der Wert des M & W Privat-Portfolios seit Auflage im Dezember 2006 um rund 30 -Prozent. Beide Fonds legen teils in die gleichen Titel an. „Im M & W -Privat sind diese meist stärker gewichtet als im M & W Capital – zulasten etwa des Cashanteils“, erklärt Martin Mack. „Wir haben ihn im Jahre 2006 als aggressive Ergänzung zum konservativen M & W Capital initiiert.“

Der „Superfonds“ kann in alle Assetklassen anlegen, also auch in physische Rohstoffe. Emittenten- und Währungsrisiken machten es insbesondere in der aktuellen Lage wichtig, nicht in Edelmetallzertifikate, sondern direkt in Gold und Silber zu investieren, begründen Mack und Weise diesen Schritt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erlaubt deshalb in Deutschland keine Werbung für diesen Fonds.

„Wir streben eine jährliche Rendite von acht bis zehn Prozent an“, sagt Weise. „Langfristig geht das nur mit Aktien.“ Das flexible Mack/Weise-Modell erlaubt dabei je nach Marktlage Quoten von 100 bis nahezu null Prozent. „2001 waren unsere Fonds fast ganz aus Aktien draußen, im Herbst 2002 lag der Cash-anteil noch bei 50 Prozent, und im Frühjahr 2003 nahe am Tiefpunkt der Aktienmärkte nahmen die Aktien wieder 90 Prozent unseres Portfolios ein“, gibt er ein Beispiel für die Veränderungen in der Vermögenskomposition im Zeitraum vor Einsetzen der letzten Börsen-Hausse. Die beiden Geschäftspartner managen mittlerweile ausschließlich die beiden Investmentfonds und keine individuellen Vermögen mehr. „Die Abgeltungsteuer war der letzte Impuls, ausschließlich im Rahmen von Fonds zu agieren“, sagt Mack.

Am Anfang ihrer Tätigkeit war das noch ganz anders. Kennengelernt haben sich Martin Mack und Herwig Weise Mitte der 80er-Jahre bei der Sparkasse zu Lübeck. Dort entdeckten sie schnell ihre Leidenschaft für die Börse. „Die Wertpapierabteilung war eine rege Kontaktbörse – man tauschte sich intensiv über die neuesten Entwicklungen mit den Kunden aus, die ähnlich von den Finanzmärkten fasziniert waren wie wir selbst.“

Im Anschluss zog es die beiden zum Studium der Betriebswirtschaft nach Hamburg. Ernüchtert stellten sie fest, dass „die Modelle, die dort gelehrt werden, nur bedingt mit der Realität im Einklang standen.“ Zugleich setzten sie jenseits der Modellwelt mit Erfolg ihre Investitionen an der Börse fort, was auch dazu führte, dass ihnen erste Gelder von Außenstehenden anvertraut wurden.

Ihre Vermögensverwaltung gründeten sie noch während des Studiums 1989 und machten sie nach dem Abschluss 1994 auch zu ihrem Hauptberuf. Sie managten individuelle Vermögen, und das so erfolgreich und integer, dass die Kundenzahl über persönliche Empfehlungen und Mund-zu-Mund-Propaganda schon während der Studienzeit kontinuierlich anstieg. 2001 schließlich bündelten sie die Vermögensverwaltung in ihrem ersten Fonds. „Sämtliche lebenden Gründungsinvestoren sind noch an Bord“, sagt Weise nicht ohne Stolz.

Die Freiheit zu handeln, wie es der eigenen Überzeugung entspricht, war und ist dabei das zentrale Erfolgsrezept der beiden norddeutschen Manager. „Wir sehen die Dinge teils etwas anders als der Mainstream“, sagt Martin Mack. Das dokumentieren sie auch in ihren regelmäßigen Studien, in denen sie sich kritisch und profund, aber auch sehr pointiert mit der Lage der Weltwirtschaft und der Kapitalmärkte auseinandersetzen.

Dabei wird die Abwrackprämie schon einmal als „größte Wertvernichtungskampagne der Nachkriegszeit“ tituliert. Die von der Politik als notwendig postulierte Bankenrettung geißeln Mack und Weise als „teuerste und gefährlichste Zwecklegende“. Auch an ironischen Kommentaren über Helikopter-Bernanke wird nicht gespart – eine Anspielung darauf, dass der US-Notenbank-Chef ein-mal erwog, bei Geldverteilungsproblemen Hubschrauber einzusetzen.

Individuell ist auch ihre Geschäftsphilosophie. „99 Prozent der Experten sagen, es sei unmöglich, das richtige Timing für den Ein- und Ausstieg an den Märkten zu finden. Wir sind der Ansicht, dass Erfolg eben davon abhängt, nicht immer dauerhaft engagiert zu sein“, sagt Herwig Weise. Da ist sie wieder, die Seitenlinie. Der Anleger, der in den vergangenen zehn Jahren nie dort gewesen ist, sondern stets investiert war, hat an den Märkten nichts verdienen können. „Es ist nicht immer sinnvoll zu investieren, nur weil Geld da ist“, verweist Martin Mack auf ein Problem der klassischen Bankberatung. Er kritisiert, dass oftmals nur die Mittelzuflüsse und nicht die Markterfordernisse das Anlageverhalten bestimmten: „Das war für uns ein zentrales Motiv zur Gründung unserer Vermögensverwaltung. Bei den Banken läuft immer die Verkaufsmaschinerie im Hintergrund. Das Interesse des Kunden ist oft sekundär.“

Dem stellen die beiden Manager ein System der Selbstverantwortung gegenüber. „Wir sind persönlich an unseren Fonds beteiligt, wir sitzen 1 : 1 mit unseren Investoren im Boot.“ Dazu kommt, dass sie sich ihre Arbeit erfolgsabhängig vergüten lassen. Beim M & W Privat beträgt die Performance Fee beispielsweise zehn Prozent des Anstiegs des Nettofondsvermögens. „Damit konnten wir Investoren von Anfang an einen Vertrauensbeweis geben.“ Entwickelten sich ihre Fonds schwach, würden die beiden Gründungsgesellschafter also doppelt leiden – ein Szenario, das bisher allerdings noch nie eintrat.

Ohnehin ist das „Monetäre nur die eine Seite“, sagt Herwig Weise. „Die andere, die viel wichtigere, ist die Unabhängigkeit.“ Deshalb nehmen sie sich auch Zeit für eine weitere Leidenschaft neben den Kapitalmärkten: dem Reisen. „Einblicke in die Mentalität anderer Kulturen zu erlangen ist wichtig, um auch die Besonderheiten der dortigen Kapitalmärkte besser zu verstehen.“ Im täglichen Geschäft müssen sie sich dafür mit dem Blick aus dem Bürofenster begnügen – herunter auf die lebhaften Colonnaden.

Beschreibungen der Fonds von Mack & Weise finden Sie auf der nächsten Seite. M & W Capital
Konservativ und flexibel
Mit dem 2001 aufgelegten Fonds (ISIN: LU0126525004) setzen Mack & Weise auf ihr in der individuellen Vermögensverwaltung erfolgreich eingesetztes Prinzip des antizyklischen Market-Timings. Aktienquoten von null bis 100 Prozent sind je nach Marktlage ebenso denkbar wie ein Cashanteil von mehr als 50 Prozent. Derivate können auch berücksichtigt werden. Aktuell hat der Fonds eine Cashquote von 23,5 Prozent. Aktien sind lediglich zu fünf Prozent vertreten. Mit einem Anteil von 69 Prozent stehen aktuell Bundesanleihen mit kurzer Laufzeit, die sich im Zweifel schnell liquidieren lassen, im Vordergrund. Konservatives und solides Produkt.

M & W Privat
Edelmetalle im Fokus
Frei von Benchmark- und Indexzwängen investieren Mack & Weise auch in ihrem in Luxemburg zugelassenen Superfonds (ISIN: LU0275832706). Klar im Fokus sind die Edelmetalle mit einem Anteil von 23,5 Prozent. Physische Anlagen in Silber und Gold machen jeweils neun Prozent des Volumens aus. Daneben sind deutsche Staatsanleihen mit 28,6 Prozent die größte Anlagenklasse – auch hier liegen nur Schuldner mit höchster Bonität. Derivate, die auf fallende Märkte setzen, sind mit zwei Prozent leicht beigemischt. Die Cashquote liegt bei mehr als einem Drittel. Flexibler und Erfolg versprechender Fonds für Anleger mit Edelmetallaffinität.

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