Euro am Sonntag

Infrastruktur-Fonds: Adern der Wirtschaft

05.11.15 12:30 Uhr

Infrastruktur-Fonds: Adern der Wirtschaft | finanzen.net

Der Ausbau der Verkehrs-, Wasser-, Funk- und ­Energienetze ist ein globaler Megatrend. Welche Merkmale Investments in Infrastruktur haben - und welche Produkte empfehlenswert sind.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Ob ein Land ein gut ausgebautes Verkehrsnetz hat, ist entscheidend für seine wirtschaft­liche Leistungsfähigkeit. In Industrienationen wie Deutschland lässt das Straßen- und Schienennetz kaum Wünsche offen. Ganz anders die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern: In Staaten wie Indien, die eigentlich über ein hohes ökonomisches Potenzial verfügen, ist die schlecht ausgebaute Infrastruktur ein wesentliches Hemmnis für den wirtschaftlichen Fortschritt.

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Der Ausbau der Infrastruktur ist ein milliardenschwerer Markt. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC beziffert die globalen Infrastrukturausgaben zwischen 2012 und 2025 auf 78 Billionen US-Dollar und prognostiziert ein jährliches Wachstum von sechs bis sieben Prozent.

Kein Wunder, dass Unternehmen aus dem Infrastruktur­sektor für Anleger interessant sind. Rund 25 Fonds sind in Deutschland erhältlich, die sich auf derartige Aktien konzentrieren. Aktiv gemanagte Produkte überwiegen, einige ETFs ergänzen das Angebot. Etwa die Hälfte der Produkte beschränkt sich auf Asien oder aufstrebende Volkswirtschaften im Allgemeinen, die andere Hälfte sucht weltweit sowohl in Industrie-, als auch in Schwellenländern nach aussichtsreichen Titeln. Die besten Fonds verdoppelten binnen fünf Jahren beinahe ihren Wert (siehe Investor-Info).

Eine Frage der Definition

Wichtigster Unterschied zwischen den Produkten ist die Definition, was als Infrastruktur­investment anzusehen ist. "Die enge Definition versteht unter dem Begriff nur die sogenannte Basisinfrastruktur", sagt Michel Degosciu vom Schweizer Finanzdienstleister LPX, der einen der bekanntesten Indizes für die Branche anbietet. Darunter sind ausschließlich die Betreiber von Infrastrukturnetzwerken wie Pipelines, Funkmasten, Schienen- oder Stromnetze zu verstehen. "Kennzeichnend für eine Basisinfrastruktureinrichtung ist ihre natürliche Monopolstellung", erklärt er.
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Fasst man den Begriff dagegen weit, so fallen auch Versorger oder Dienstleister darunter, die Infrastruktur-Unternehmen zuarbeiten. "Viele der großen Fonds verwenden diese verwässerte Definition", sagt er.

Infrastruktur-Investments haben einige Merkmale, die sie für Anleger interessant machen. An erster Stelle steht die geringe Konjunkturabhängigkeit. Die Einnahmen durch den Betrieb von Mautstraßen, Mobilfunkmasten oder Stromnetzen sind - nicht zuletzt durch die Monopolstellung des Betreibers - mehr oder weniger stabil. Die gleichmäßigen Cashflows sichern den Unternehmen zudem relativ geringe Finanzierungskosten, da sie als verlässliche Schuldner gelten.
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Ein weiteres Merkmal, das gemeinhin als Vorteil gilt, erweist sich zurzeit als Belastung. "Ein Teil der Einnahmen von Infrastruktur-Unternehmen ist häufig an die Entwicklung der Inflationsrate gekoppelt", sagt Degosciu. Die Konzerne sind also relativ gut gegen ein Anziehen der Teuerungsrate geschützt. Weil die Inflation aber zurzeit vielerorts extrem niedrig ist, erfahren die Gewinne der Infrastruktur-Unternehmen auf diesem Wege momentan keinen ­zusätzlichen Schub.

Investor-Info

First State Global Infrastr.
Aktiv und weit gefasst

Der First State Global Listed Infrastructure zählt zu den größten Infrastrukturfonds - und zu den erfolgreichsten. Deutschen Anlegern kam neben Kurszuwächsen der Aktien im Portfolio die Aufwertung von US-Dollar und Britischem Pfund gegenüber dem Euro zugute. Der Fonds legt den Begriff Infrastruktur weit aus: Er investiert nicht nur in die Betreiber von Netzen, sondern auch in Versorger und Dienstleister mit Bezug zum Sektor.

NMX30 Infrastr. Global ETF
Passiv und eng gefasst

Kurzfristig nur mäßig, langfristig ein Hit: ­Obwohl die vergangenen zwölf Monate nicht ­optimal liefen, liegt der NMX30 Infrastructure Global THEAM Easy ETF auf Fünfjahressicht mit 96 Prozent im Plus. Im Index, dem der ETF eins zu eins folgt, finden sich nur Infrastrukturkonzerne, die über eine gesicherte Monopolstellung verfügen. Diese repräsentieren den Sektor nach Ansicht des Anbieters LPX am besten, da sie sich mit ihrem Kerngeschäft auf die Entwicklung und die Konstruktion von Infrastruktur konzentrieren.

Bildquellen: Istockphoto, Andreas Hermsdorf / pixelio.de